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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter
Autoren: Arne Sjöberg
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denkst. Aber versetze dich doch einmal in ihre Lage. Sie haben hier Fuß zu fassen versucht, das ist eindeutig, und es ist ihnen nicht gelungen, auch das ist klar. Doch was tut man denn dann? Ich nehme an, sie haben das alte Spiel der Kinder ge spielt, wenn sie im großen Wald etwas suchen: Du gehst dorthin, du da, und du in jene Richtung. Und bei der großen alten Eiche treffen wir uns dann wieder.“
    Ich dachte zuerst, er rede abermals im Fieber, doch dann sah ich, wie ernst es ihm war.
    „Sie sind noch unterwegs!“ fuhr er jedoch fort. „Seit Jahr- tausenden schon, und vielleicht auch werden sie weitere Jahr tausende unterwegs sein. Denn auch hier wieder: Auf des Messers Schneide! Sie werden losgeflogen sein in alle Richtun gen des Raumes, um jenen einen für sie möglichen Planeten zu finden unter all den Milliarden nicht akzeptabler. Doch mehr als wirklich nur einen werden sie nie zu finden vermögen. Und auch da müssen sie schon Glück haben. Großes Glück! Da ich mir aber auch für sie trotz allem kein Nachrichtensystem vorstellen kann, das schneller als das Licht wäre, werden sie alle hierher zurückkommen müssen. Denn hier wird von den glücklichen Findern die Information, welcher Planet es nun ist, auf gezeichnet werden oder vielleicht auch schon aufgezeichnet sein. Und sie werden ja auch alle wieder Zusammensein wollen. Wir würden es nicht anders halten.“ Er belebte sich, ein stiller Glanz trat in seine Augen. „Ja“, sagte er, „so und nicht anders. Möglicherweise sind schon welche von ihnen zurückgekehrt und schlafen nun den großen, tiefen Schlaf, der aber kein Tod ist, im Schoße der Berge, hier unter uns. Oder aber sie sind auch schon wieder davongezogen, ihrer neuen, endgültigen Heimat ent gegen. Welche Gedanken hast du da vorhin gehabt? Ich meine, was die Wälle betraf und die Zylinder und die Schlieren? Das sieht doch nach einem einfachen Einsammeln aus, nicht wahr? Und deshalb auch ist die Anlage überhaupt noch in Betrieb. Sag mir nicht, daß doch jeder der Heimkehrer wissen müßte um die Tücken von Spica! Vielleicht rechnen sie mit Havarien, mit Notlandungen auf den Ebenen, mit sonstwelchen Zufällen. Vielleicht sogar auch haben sie wirklich mit uns gerechnet oder mit Wesen die uns gleichen und ahnungslos ihren Fuß auf Tan- talus setzen. Ich weiß das nicht. Was jedoch sie selbst betrifft – vielleicht muß erst eine größere Gruppe von ihnen zusammen sein, damit ein Weiterflug zu jenem fernen Gestirn, dem Ziel ihrer Träume, sich lohnt. Oder aber jedoch sie haben es bis auf den heutigen Tag noch nicht entdeckt, und dann liegt dieses Ereignis eben noch im Schoße der Zukunft. Doch auch in diesem Fall, und gerade in diesem, müssen die zuvor Zurückgekehrten hier unter uns schlafen und warten und warten.“
    Erschöpft hielt er inne. Ich mußte ihm den Schweiß von der Stirn tupfen, ein Zucken erschütterte seinen Körper. „Laß nur! Laß!“ murmelte er dabei. „Es wird nicht lange mehr dauern.“ Und er fragte: „Willst du noch einen Rat von mir, Jorge? Willst du ihn haben?“
    Ich nickte stummes Einverständnis.
    „Geh!“ sagte er aufgeregt. „Geh, laß auch dich holen. Vielleicht ist es eine Chance noch. Vielleicht siehst du sie wieder – Gor- ris und Sobik und die anderen. Vielleicht auch die Kaninchen. Geh und klettere die Berge drüben hinauf, und wenn du dir die Hände bis auf die Knochen abschinden müßtest. Wenn du auch nur ein wenig Glück hast, sind dort drüben noch mehr von diesen Zylindern. Geh, setze dich unter einen von ihnen und warte auf die Schlieren. Du sagst ja, daß sie wieder da sind? Nicht wahr, du hast es gesagt?“
    „Ja, Problemator, ja“, erwiderte ich. „Ich habe es gesagt, und ich will es mir auch überlegen. Aber nun schlaf. Du mußt einfach schlafen. Dein bißchen Kraft, das brauchst du noch. Wer weiß, was weiterhin geschieht.“
    „Ich kann so unendlich lange noch schlafen“, sagte er darauf nun bitter, und ich sah, wie furchtbar schwer auch ihm das Sterben fiel.
    Er ging von mir in der zweiten Hälfte der Nacht. Ich begrub ihn drüben am Fuße der Berge. Einen Stein vermochte ich ihm nicht zu setzen, und ich wollte es auch nicht. Mir schien es besser, wenn er hier unauffindbar und ungestört seine Ruhe haben würde.
    Aber da erst, von diesem Augenblick an, war ich wirklich allein auf Tantalus. Welch Donnerwort: Allein!
    Die Tage kamen und gingen in eintönigem Gleichmaß. Ich verließ die Anlage nicht mehr und sah dem Sande
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