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Die Straße des Bösen

Die Straße des Bösen

Titel: Die Straße des Bösen
Autoren: Horst Hoffmann
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er noch nie gesehen hatte, ihn mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Befremden anstarrte.
    Mythor wurde augenblicklich ernst. Es gab absolut keinen Grund zur Ausgelassenheit. »Wo sind unsere Freunde?« fragte er Buruna.
    »Komm mit!« forderte sie ihn lächelnd auf. Sie nahm seine Hand. Pandor und der Krieger folgten ihnen. Horus' Schreie waren über dem Feuerschein zu hören, und eine nur zu gut bekannte Stimme jubilierte: »O großes Glück! Wacht auf, ihr müden Knochen! Das ist Mythors Falke!«
    Was dann folgte, hörte sich grauslich an. Das Springen einer Saite beendete die künstlerische Darbietung, bevor Mythor und Buruna die Feuerstelle erreicht hatten.
    *
    Die Freude über das Wiedersehen währte nur kurz. Lamir von der Lerchenkehle, der das Lager alarmiert hatte, und Mythor fielen sich in die Arme. Aus umgestürzten Karren, über die Planen gebreitet worden waren, kamen Männer herausgekrochen und musterten den Ankömmling voller Argwohn.
    Gapolo ze Chianez hatte Tränen in den Augen, als er Mythor die Hand drückte. Er sagte nicht viel, doch seine Blicke sprachen Bände. Und Mythor erschrak, als er ihnen begegnete. Die Freude, den Freund lebend wiederzusehen, konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der salamitische Stammesfürst nur mehr ein Häufchen Elend war. Gapolo blieb dann auch im Hintergrund, als Mythor sich mit Buruna und Lamir ans wärmende Feuer setzte. Mythor fragte sich, wie die Versprengten im Schneetreiben der Nacht überhaupt ein Feuer hatten entfachen können. Ein Krieger brachte einigermaßen trockenes Holz, das er aus einem der Karren brach, und warf es in die Flammen. Beißender Rauch quoll unter der Plane hervor, die auf vier Pflöcken hoch genug über das Feuer gespannt war, um nicht selbst in Flammen aufzugehen. Geschmolzener Schnee tropfte noch von ihren Seiten herunter.
    Pandor stand neben einem der Karren. Hark saß neben dem Einhorn und gab allzu neugierigen Kriegern deutlich genug zu verstehen, dass sie sich fernhalten sollten. Mythor sah Männer mit Schwertern und Lanzen, die paarweise rings ums Lager Wache hielten. Die anderen zogen sich nach einer Weile unter die Planen zurück. Doch oft genug schoben sich Köpfe darunter hervor mit Augen, die nicht nur Mythor misstrauisch anblickten, und einige Male sah Mythor blanken Stahl im Feuerschein aufblitzen.
    Unwillkürlich legte er seine Hand auf Altons Griff. Aus der Ferne drangen die Rufe und Schreie Umherirrender herüber. Und jedesmal wurden Planen zurückgeschlagen, und Männer spähten mit ihren Schwertern in den Händen in den Nebel. Mythors Eindruck, dass hier jeder jedem misstraute, verstärkte sich. Und der Gedanke schmerzte, dass jene, die vereint das Böse hatten besiegen wollen, sich nun gegenseitig anfeindeten.
    »Sie sind verzweifelt«, sagte Lamir leise. »Wir haben gesehen, wie Krieger, die Seite an Seite kämpften, aufeinander losgingen und sich gegenseitig den Garaus machten.«
    Noch leiser fügte er hinzu: »Jetzt, da du hier bist, wird manch einer an Rache denken. Sie sind nicht mehr Herr ihrer Sinne, Mythor. Sie geben ihren Führern die Schuld an ihrem Elend. Du tust gut daran, die Augen offenzuhalten.«
    »Das habe ich gemerkt«, sagte Mythor finster. »Wie viele seid ihr?«
    Lamir zuckte die Schultern und strich mit der flachen Hand über die Laute. »Schau dich um. Vielleicht zwanzig. Vielleicht mehr. Ich habe sie nicht gezählt. Einige waren schon da, als wir das Feuer fanden. Andere kamen nach und nach.«
    »Ihr habt das Feuer… gefunden?«
    »So ist es«, bestätigte Buruna. »Keiner von denen, die du hier siehst, hat es angelegt. Es war schon da.«
    Mythor zog eine Braue in die Höhe. Er musste an die glühenden Himmelssteine denken, die er kurz gesehen hatte, während ein Trugbild das andere jagte. Er hatte keine Gelegenheit gehabt, sich über sie Gedanken zu machen. Der Himmel war verzaubert gewesen, von schrecklichen Farben erfüllt, bis die Sonne ganz am Horizont verschwunden war. Vielleicht waren auch die glühenden Himmelssteine nur Einbildung gewesen, wie sie ihre feurigen Bahnen zogen und überall im Hochmoor einzuschlagen schienen.
    »Wie seid ihr der Schlacht entkommen?« fragte Mythor, und während Buruna und Lamir abwechselnd berichteten, wie die Liebessklavin und der Barde vom Strom der vorwärts stürmenden Salamiter aufs Hochmoor mitgerissen wurden und Buruna nur durch ihre teilweise Unempfänglichkeit für die Einflüsse der Schwarzen Magie nicht wie die Salamiter dem Wahnsinn
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