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Die Straße des Bösen

Die Straße des Bösen

Titel: Die Straße des Bösen
Autoren: Horst Hoffmann
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zu lassen wie ein Rudel hungriger Wölfe. Was sich da bei den Karren zusammenbraute, war fast zu greifen. Wann endlich wurde es wieder Tag?
    »Und höret, hoch zu Dhuannin,
    der Helden viele sich vereint,
    zu trotzen der Dämonen Macht,
    doch gar zu grimmig war der Feind!«
    Mythor schloss seufzend die Augen und konnte nicht sagen, was grässlicher war - Lamirs Gesang oder die Klänge seiner Laute.
    »Aufhören!« brüllte eine raue Stimme. »Oder ich quetsche dir den Kopf zwischen die Saiten!«
    Lamir ließ sich nicht beirren.
    »Graf Corian, Jamis von Dhuannin,
    Cannon Boll und der Tapferen mehr.
    Sie fochten ohn' Furcht
    und trotzten der Finsternis Heer.
    Sie fielen im Kampf, doch starben sie nicht.
    Als Geisterreiter für das Licht, so reiten sie...«
    »Aufhören, du Krähe!«
    Gleich drei verwegen aussehende Krieger sprangen unter einer Plane hervor, die Schwerter in den Händen.
    Mythor sprang auf. Buruna war bereits auf den Beinen und hielt ihre Klinge zum Schlag bereit. Die Krieger wichen für einen Moment zurück, als sie das Gläserne Schwert in Mythors Hand leuchten sahen. Mythor durchschnitt mit der Klinge den Nebel, und Altons singendes Wehklagen schien für Augenblicke die Luft erzittern zu lassen.
    Doch nun gab es kein Zurück mehr. Überall hoben sich die Planen, und Männer mit Blicken, aus denen der blanke Irrsinn sprach, kamen zum Vorschein. Wie Gestalten aus einem Alptraum näherten sie sich. Sie versuchten, die drei Freunde einzukreisen. Ganz langsam kamen sie heran, dunkel und drohend. Mythor musste sich mit Gewalt ins Gedächtnis zurückrufen, dass er es nicht mit Ausgeburten der Finsternis zu tun hatte.
    »Bleibt zurück!« sagte er eindringlich. »Oder hat es nicht der Toten genug gegeben?«
    Ein schrecklicher Gedanke kam ihm. Reichte die Macht der Caer-Priester bereits bis hierher? Waren diese Verwirrten gar nicht mehr sie selbst?
    Gapolo ze Chianez brach mit einem Schrei durch die Mauer aus lebenden Leibern. Er stieß drei von ihnen zu Boden und schlug einem vierten, der sich ihm in den Weg stellte, den Schwertknauf gegen die Schläfe. Dann stand er neben Mythor.
    Drei Salamiter schlossen sich den Bedrängten an. Mythor, Buruna, Lamir und Gapolo standen Rücken an Rücken und erwarteten den Angriff.
    »Es hat keinen Sinn«, sagte Mythor. »Es ist genug Blut vergossen worden, und mein Schwert ist nicht dazu bestimmt, Kranke zu fällen.« Er sah, wie Hark einen Söldner ansprang, der sich auf Pandor stürzen wollte. »Könnt ihr euch zu euren Pferden durchschlagen?« fragte er flüsternd.
    »Der Tod soll mein Richter sein, wenn ich das nicht mehr kann«, grollte Gapolo.
    Doch die Wahnsinnigen schienen nicht die Absicht zu haben, jene, die sie für die Niederlage auf dem Hochmoor verantwortlich machten, lebend davonkommen zu lassen.
    Mit einem Aufschrei aus einem halben Dutzend Kehlen stürmten sie vor.
    »Zu den Pferden!« schrie Mythor. Er packte Lamirs Arm mit der Linken und führte Alton mit der rechten Hand. Er benutzte die flache Klinge. Seite an Seite schlugen die vier sich eine Bresche in die Anstürmenden, und immer noch quollen alptraumhafte Gestalten unter den Planen hervor, Männer, die grausam verstümmelt waren und sich nur mit Mühe auf den Beinen halten konnten. Aber unbändiger Hass trieb sie in ihrer grenzenlosen Verwirrung vorwärts. Lange Keulen flogen heran. Die Schreie der Wahnsinnigen hallten in Mythors Ohren wie das Kreischen von Dämonen. Aber es waren keine Dämonen, die sich vor ihm in den Schnee warfen, wenn sie nicht mehr stehen konnten, und nach seinen Beinen griffen. Buruna kämpfte wie eine Besessene und nahm weniger Rücksicht als Mythor. Lamir ließ sich ziehen und drückte die Laute an seine Brust, als sei sie ihm wichtiger als das eigene Leben.
    Gapolo ließ sein Schwert kreisen und bahnte den Weg zu den Reittieren. Mythor hatte seine Absicht, sich allein zu Pandor durchzuschlagen, längst aufgegeben, und es war gar nicht mehr nötig. Das Einhorn ging vorne hoch und schlug mit den Hufen nach denen, die es einfangen wollten. Hark stürzte sich ins Getümmel, und unter seiner Last gingen gleich drei Männer zu Boden. Der Bitterwolf war mit einigen Sätzen bei Gapolo und verbiss sich in den Arm eines Kriegers, dessen Schwert den Kopf des Salamiters gespalten hätte.
    Mythor nahm kaum Einzelheiten des Kampfes wahr. Einen Angreifer nach dem anderen schüttelte er ab oder betäubte ihn. Als er die von Gapolo und Hark geschaffene Lücke sah, stieß er Lamir vor
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