Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Straße des Bösen

Die Straße des Bösen

Titel: Die Straße des Bösen
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
unser Leben!« raunte Mythor dem Einhorn ins Ohr.
    Und Pandor lief, während die Signale des Helmes immer drängender wurden. Doch auch das Einhorn war am Ende seiner Kraft.
    Kurz nur dachte Mythor, halb auf Pandor liegend, an Lamir und Buruna. Waren sie möglicherweise schon in der Stadt? Unwillkürlich sah er die beiden und Gapolo vor seinem geistigen Auge. Es fiel so schwer, sich damit abzufinden, dass Gapolo nicht mehr bei ihnen sein würde - niemals mehr.
    Pandor wurde langsamer. Verzweifelt redete Mythor ihm zu. Immer wieder drehte er sich um. Sie würden ihn erreichen, bevor er um Hilfe bitten konnte.
    Und was machte Pandor nun?
    Das Einhorn ritt nicht mehr geradewegs auf das Stadttor zu, sondern auf eine seltsame Prozession, die Mythor anscheinend direkt entgegenkam. An der Spitze ritten prächtig gekleidete und gerüstete Krieger mit stark südländischem Aussehen. Dahinter folgten Männer und Frauen in Prunkgewändern. Dann sah Mythor ein Gespann mit Schimmeln, die einen prachtvollen Kampfwagen zogen.
    Pandor verfiel in leichten Trab und näherte sich, immer langsamer werdend, dem seltsamen Zug, während die Salamiter von hinten heranstürmten.
    Mythor verstand gar nichts mehr, als die Krieger an der Spitze der Prozession ihre Reittiere antrieben und herangaloppierten. Sie umringten ihn.
    Dann waren die Salamiter heran. Roh zügelten sie ihre erschöpften Pferde und schwangen die Schwerter.
    Die Krieger aus Leone bildeten eine Schutzmauer um Mythor und Pandor. Mit wehenden Bändern geschmückte Lanzen senkten sich den Salamitern entgegen.
    »Halt!« dröhnte die Stimme eines Leoniters. »Kehrt um. Dieser Mann steht unter unserem Schutz!«
    Ein wütender Aufschrei aus einem halben Dutzend Kehlen war die Antwort. Ungläubiges Erstaunen und unbändiger Zorn standen in den Gesichtern der Salamiter.
    »Er gehört uns!« rief ihr Anführer. »Ihr habt kein Recht, ihn seiner Strafe zu entziehen! Gebt den Frevler heraus, der es wagte, die heilige Stätte unserer Stämme zu entweihen!«
    Der Leoniter, der gesprochen hatte, ein schlanker, kräftig gebauter, großer Mann in der Blüte seiner Jahre, wirkte betroffen. Mythor spürte das Blut in seinen Schläfen hämmern. Er begriff das alles nicht, was jetzt um ihn herum vorging. Wieso schützten diese Krieger ihn?
    Die weitaus bedeutungsvollere Frage war: Wie war das Verhältnis der Leoniter und der Salamiter zueinander? War seine Flucht vom Lilienhügel auch in den Augen dieser prächtig gewandeten Männer ein Frevel, für den er den Tod verdient hatte?
    Der Hochgewachsene blickte ihn scheu und unsicher an.
    Dann warf er einen Blick hinüber zur Prozession, während die Salamiter immer unruhiger wurden und ihre Pferde ungeduldig mit den Hufen scharrten.
    Wem der Blick galt, konnte Mythor nicht feststellen. Doch als der Leoniter sich nun wieder umwandte und die Lanze in seinem Arm leicht anhob, war sein Gesicht hart geworden. »Reitet dorthin zurück, wo ihr hergekommen seid!« sagte er mit Nachdruck. »Dieser Mann bleibt hier.«
    »Ihr werdet nicht wagen, ihn uns streitig zu machen!« bellte der Anführer der Salamiter.
    »Glaubt ihr?«
    Irgend jemand blies in ein Horn. Nur Augenblicke später preschte Reiterei aus dem Stadttor. Hundert Krieger und mehr waren es, die schnell heran waren und sich zu Mythors Beschützern gesellten.
    Die Blicke der Salamiter schienen Mythor durchbohren zu wollen. Einige Herzschläge lang sah es so aus, als solle es zum Kampf kommen. Dann wendete der Anführer der Hügelwächter sein Pferd und gab den anderen ein Zeichen.
    »Wir kommen wieder!« drohte er an. »Unsere Stämme werden nicht dulden, dass Leone seine Tore für Schänder unserer Toten öffnet!« Damit galoppierten er und seine Männer davon.
    Eine Weile herrschte Schweigen. Die Prozession war längst zum Stillstand gekommen. Die zur Verstärkung erschienene Reiterei rückte wieder ab. Mythor brachte Pandor neben das Pferd des Hochgewachsenen.
    »Ich danke euch«, sagte er und versuchte, im Blick des Mannes zu lesen. »Doch ihr habt euch um meinetwillen Feinde gemacht. Sie werden ihre Drohung wahr machen und ihre Stämme auf euch hetzen.«
    »Das werden sie mit Sicherheit nicht tun«, antwortete der Leoniter. »Leone ist unantastbar, auch für sie.«
    »Aber warum habt ihr das für mich getan, der ich für euch ein Fremder bin?«
    »Es war das mindeste, was wir für unseren neuen.« Der Leoniter biss sich auf die Unterlippe und deutete auf eine junge Frau in prächtigen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher