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Die Straße des Bösen

Die Straße des Bösen

Titel: Die Straße des Bösen
Autoren: Horst Hoffmann
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nach Leone weiterziehen, sobald er ganz gesund war. Bis dahin war ihnen die Gastfreundschaft der Akinlayer gewiss, die Mythor herzlich verabschiedeten. Lamir hatte Tränen in den Augen, als Mythor ihm Mut zusprach, und der Sohn des Kometen wünschte sich nichts sehnlicher, als bald wieder die Klänge der verstimmten Laute zu hören.
    Natürlich hoffte Buruna darauf, Mythor in Leone wiederzutreffen, wenn sein Zorn auf sie erst einmal verraucht war. Mythor hatte jedenfalls nicht das Bedürfnis, sie an diesem Morgen noch einmal zu sehen. Er hatte die ganze Zeit über geahnt, dass sie ihm das Pergament im Schlaf entwendet hatte. Aber dass sie so weit gehen würde, es zu zerstören.
    Kurz vor Anbruch des Morgens waren zu Mythors größter Erleichterung Hark und Horus im Lager aufgetaucht.
    Das Ziel der Freunde war zunächst der Yarl-Pass, jene Engstelle in den Vorbergen an der Grenze zwischen Tainnia und Salamos. Mythor erinnerte sich noch daran, wie die Salamiter damals versuchten, die Nomaden aufzuhalten, indem sie Barrikaden und ähnliche Hindernisse errichteten - vergeblich. Bei dieser Gelegenheit war es auch zur ersten, allerdings flüchtigen und eher einseitigen Begegnung zwischen ihm und Gapolo gekommen, der damals selbst noch ein Halbwüchsiger war.
    Der Boden war noch hart vom nächtlichen Frost. Ein eisiger Wind blies den beiden Reitern ins Gesicht. Unangefochten ritten sie den ganzen Tag. Nur zweimal rasteten sie. Gapolo stieg widerwillig vom Pferd und drängte schon nach kurzer Zeit wieder zum Aufbruch. Ansonsten redete er nicht viel, aber er kannte das Land, und wie er vorausgesagt hatte, erreichten er und Mythor mit seinen Tieren am Abend den Pass .
    Mythor war es rätselhaft, was den Salamiter dazu trieb, die Grenze zu seinem Land gerade dort zu überqueren und auf oder dicht neben der Straße des Bösen nach Süden weiterzureiten. Gapolo hatte etwas im Sinn, was er noch verschwieg. Und Mythor stellte vorerst keine Fragen, denn ein Passieren des Passes war nicht mehr möglich.
    Mythor hatte erwartet, hier den gleichen Pflanzendschungel wie weiter nördlich vorzufinden, doch seltsamerweise war dies nicht der Fall. Es mochte mit dem zusammenhängen, was die Freunde aus sicherer Entfernung von einer Anhöhe aus in der Abenddämmerung beobachteten. Gapolo fluchte leise vor sich hin. Dort, wo sich vor zehn Jahren die Yarls durch den Engpass gewälzt hatten, waren Caer dabei, den Pass zu befestigen. Feuer brannten, und Hunderte von Kriegern und Sklaven gingen Beschäftigungen nach, deren Sinn für Mythor nicht erkennbar war. Was er sah, erinnerte ihn allerdings an die Befestigung der Yarl-Straße weiter nördlich. Diesmal jedoch bekam er keine Gelegenheit dazu, von den Felsen zu steigen und sich anzugleichen, denn Gapolo weigerte sich, soviel Zeit zu »vergeuden«. Und je näher die Grenze zu Salamos gekommen war, desto unruhiger war der Worsunge geworden. Mythor musste ihm folgen, wollte er sich nicht ewig Vorwürfe machen.
    Es erwies sich, dass Gapolo hier im hügeligen Grenzland genügend Schleichwege kannte, um auch in der Dunkelheit mit Mythor ungehindert und sicher nach Salamos zu kommen. Sobald sie den Pass genügend weit hinter sich gebracht hatten, ritt er in einem Bogen zurück zur Straße des Bösen. Als Mythor in der Ferne Dutzende von großen Feuern und in deren Schein turmhohe Pflanzenungetüme sah, brachte er Pandor zum stehen.
    Gapolo drehte sich im Sattel um und zügelte sein Pferd. »Was ist?« fragte er ungeduldig. »Warum reitest du nicht weiter?«
    Mythor schüttelte den Kopf. »Gapolo, bisher habe ich dir keine Fragen gestellt, weil ich hoffte, dass du weißt, was du tust. Nun sind wir in Salamos. Warum willst du zur Yarl-Straße zurück?«
    »Ich. muss!« brachte der Salamiter trotzig hervor. »Sieh die Feuer! Dort kämpfen meine Leute gegen die Saat des Bösen! Ich sagte dir, dass die Mörderpflanzen hier alles zu überwuchern begonnen haben. Wie kann ich besser meine Tapferkeit beweisen, als dass ich ihnen in ihrem Kampf helfe?«
    »Oder indem du dabei stirbst? Gapolo, willst du zum Märtyrer werden?«
    »Nicht mehr, Mythor. Glaub mir das. Es gibt einen anderen Weg, um.« Gapolo biss sich auf die Lippen, als habe er zu viel preisgegeben. »Es gibt einen anderen Weg ins Reich der Heroen.«
    »Und diesen Weg willst du gehen?«
    »Wenn es sein muss, ja. Und diesmal bitte ich dich, mich zu meinem letzten Ziel zu begleiten.«
    »Du willst nach wie vor den Tod«, stellte Mythor fest.
    »Wenn es
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