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Die Straße des Bösen

Die Straße des Bösen

Titel: Die Straße des Bösen
Autoren: Horst Hoffmann
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abweisende kalte Augen.
    »Was ist aus Graf Corian geworden?« fragte er.
    »Er starb den Heldentod!« fuhr der Krieger ihn an, und der Vorwurf in seinen Worten war unüberhörbar.
    »Warst du dabei?«
    »Nein! Keiner seiner Recken ist mehr von dieser Welt! Du wirst sie hören, wenn sie über uns hinwegreiten. alle, die den Spiegeltod starben.«
    »Ich warnte ihn. Und er wusste, dass Vassander ihn in eine Falle gelockt hatte.«
    Mythor ließ den Krieger links liegen und löste die Wache ab, die neben Gapolo stand.
    Lange Zeit sagte keiner der beiden Männer etwas. Um Gapolos Mundwinkel zuckte es verräterisch. Sein Gesicht war zu einer Maske geworden. »Ich weiß, was ihr am Feuer beredet habt«, sagte der Salamiter endlich. »Versuche nicht, mich an dem zu hindern, was ich tun muss.«
    »Ein Mann muss wissen, wohin sein Weg führt«, meinte Mythor. »Auch wenn wir Freunde sind, so steht es mir nicht zu, dich darum zu bitten, ein Leben in Unwürde zu führen.« Mythor rieb sich mit der Hand über die kalten Wangen. »Aber bedenke eines, Gapolo: dass die Lichtwelt gerade jetzt Recken braucht, wie du einer bist.«
    »Lichtwelt.« Gapolo dehnte das Wort. »Es wird keine Lichtwelt mehr geben.«
    »Das Leben ist Licht, und wir leben noch. Nichts wird mehr wie vorher sein, aber die Völker, die noch nicht unter dem Bann der Dämonenpriester stehen, werden fliehen, immer tiefer nach Süden. Sie werden sich eine neue Heimat suchen müssen und immer in Angst davor leben, eines Tages Caer vor den Toren ihrer Städte zu sehen. Denk an all die Frauen und Kinder, die ihre Männer und Väter verloren haben und hilflos den Feinden ausgeliefert sind! Sie zu schützen muss unsere Aufgabe sein. Und ist das nicht etwas, wofür es sich zu leben lohnt, mein Freund?«
    Gapolo schwieg.
    »Denk an Salamos, an die Karsh und alle die Völker tief im Süden, die noch die Freiheit atmen. Vielleicht wird es bald nur noch Inseln des Lichts geben, aber es ist noch nicht erloschen. Denk an den Lichtboten und seine Hinterlassenschaften, die es noch zu finden gilt. Waffen, die die Mächte der Finsternis in ihre Schranken weisen können, wenn es Männer gibt, die sie zu benutzen verstehen.«
    »Quäl mich nicht, Mythor!«
    »Du selbst bist es, der dich quält. Du weißt es, Gapolo. Willst du mich nicht begleiten auf meinem Weg und mir helfen, die Bastionen des Lichtes zu finden? Es kann nicht der Wille des Lichtboten sein, dass seine besten Streiter sich selbst töten und damit der Verantwortung entziehen, die jedem gegeben ist, der die Schrecken der Schwarzen Magie überlebte.«
    »Ich kann nicht mit der Schande leben!« entgegnete Gapolo heftig.
    »Aber du kannst dich bewähren und von ihr reinwaschen. Denk darüber nach, mein Freund! Allein bin auch ich den Dunklen Mächten nicht gewachsen. Ohne starke und tapfere Freunde wie dich werde ich scheitern. Ich bitte dich um unserer Freundschaft willen, Gapolo, überdenke deinen Entschluss, und erfülle nicht die Herzen derer, die dich lieben, mit noch größerer Trauer.«
    In Gapolo ze Chianez arbeitete es. Die Augen starr geradeaus gerichtet, umklammerte er den lilienförmigen Griff seiner schmalen Klinge so fest, dass die Handknochen weiß hervortraten.
    »Lass mich allein, Mythor«, flüsterte der Salamiter.
    Mythor sah ihn forschend an, nickte dann und ging zurück zum Feuer.
    Auf die fragenden Blicke Lamirs und Burunas gab er keine Antwort. Er sah, wie die Ugalier, die eben noch am Feuer gesessen hatten, bei den Karren standen und mit den Männern unter den Planen tuschelten, wobei sich immer wieder finstere Blicke auf ihn und die Freunde richteten.
    Buruna hatte das Schwert, das sie wohl einem Toten aus der Hand genommen hatte, fest umklammert und glich einer sprungbereiten Katze. Lamir hatte die Laute wie eine Waffe in der Hand.
    »Ich werde ein Lied anstimmen«, verkündete der Jüngling mit der Lerchenkehle. »Um die bösen Geister aus ihren Köpfen zu vertreiben.«
    Mythor bezweifelte, dass Lamir damit Erfolg haben würde. Er befürchtete eher das Gegenteil.
    Immerhin erreichte Lamir mit seinem Gekrächze, dass die Söldner und Krieger sich die Ohren zuhielten und nicht weiter Pläne schmieden konnten. Mythor aber wusste, dass es früher oder später zum Kampf kommen musste. Zuviel Leid hatten diese Männer mit ansehen und am eigenen Körper erfahren müssen. Einige hatten einen Arm verloren, andere ihr Bein oder das Augenlicht.
    Ein Funke genügte, um sie über ihn und die Freunde herfallen
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