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Die Straße des Bösen

Die Straße des Bösen

Titel: Die Straße des Bösen
Autoren: Horst Hoffmann
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Moment getan hätte, hätte er nicht rechtzeitig genug erkannt, dass er keinen Caer vor sich hatte. Allein der Anblick der Kleidung trieb ihm das Blut in den Kopf. Sie stand für alles, was er während des letzten Tages und der Nacht hatte durchstehen müssen, für Tod, Zauberei und Verderben, für unermessliches Leid und die Bedrohung, die allgegenwärtig war.
    Der Mann war schwer verwundet, ein Krieger zweifellos, aber eben kein Caer. Er hatte eher südländische Gesichtszüge. Und in seinen Augen stand der gleiche fiebrige Glanz, wie Mythor ihn schon viel zu oft bei den Überlebenden der Schlacht gesehen hatte.
    Jetzt richtete er sich unter Schmerzen auf die Ellbogen auf, brachte den Kopf in die Höhe und starrte zuerst Mythor, dann Buruna an, bis sein Blick auf dem Gläsernen Schwert haften blieb.
    »Nicht«, flüsterte er. »Wenn diese Klinge deine ist, dann bist du der, den man den Sohn des Kometen nennt!« Diese wenigen Worte schon strengten den Krieger so an, dass er auf den Rücken zurückfiel und nur eine Hand zur Abwehr ausstrecken konnte. Sie zitterte. »Ich. bin kein Caer!« brachte er mühsam und mit weit aufgerissenen Augen hervor. »Schont mein Leben. Ich...«
    Mythor ließ das Schwert sinken. »Es ist gut, Freund«, sagte er. »Das weiß ich.« Mythor ging neben dem Lager in die Hocke und schlug die schmutzige Decke zurück, mit der der Verwundete seinen Körper bedeckt hatte.
    Mythor erschauerte. Er bedeckte den grausam verstümmelten Körper wieder und nickte Buruna zu.
    »Sieh zu, was du für ihn tun kannst«, bat er sie, und die Liebessklavin verstand ihn. Buruna hatte gelernt, Wunden zu pflegen oder zumindest den schlimmsten Schmerzen Linderung zu verschaffen. Auch das gehörte zu ihrem Handwerk.
    Der Krieger sah ihr ängstlich entgegen. »Ihr seid doch.? Erain, es sind also nicht alle tot? Oder seid ihr Dämonen, die.?«
    »Sprich jetzt nicht, Freund!« sagte Mythor. »Wir sind weder Dämonen noch tot.«
    Mythor war schon in der Tür zum Wohnraum, wo Lamir und Gapolo warteten, als er den Mann noch etwas flüstern hörte. Er erstarrte und drehte sich ganz langsam um. »Was hast du da gesagt?«
    Der Krieger blickte ihn verständnislos an. »Ich sagte, wenn ihr lebt, kann auch Luxon noch leben.«
    Luxon!
    Mythor hatte tausend Fragen auf der Zunge, sah aber ein, dass er den Südländer umbringen würde, wenn er jetzt in ihn zu dringen versuchte. Er blickte Buruna bedeutungsvoll an, und sie verstand.
    Er kennt Luxon! dachte Mythor, als er sich zwischen Gapolo und Lamir in einen der zerbrechlich wirkenden Stühle setzte. Bei Erain, er mag wissen, wo Kalathee ist! Denn Luxon war der Name, den Samed genannt hatte, bevor er verschwunden war.
    Mehr und mehr war Mythor klargeworden, dass dieser Unbekannte namens Luxon jener sein musste, der Nottr, Sadagar und Kalathee entführt und sich mit Kalathee selbständig gemacht hatte, während seine Gefolgsleute den Steinmann und den Lorvaner an die Ugalier verkauften. Es musste so sein, denn sonst hätte er Kalathee ebenfalls finden müssen.
    »Woran denkst du, Mythor?« fragte Lamir traurig. »Soll ich ein Lied anstimmen, um dich...?«
    »Erain bewahre mich davor!« wehrte Mythor schnell ab. »Du siehst auch nicht gerade aus, als ob du frohgelaunt wärest.«
    »Ach«, seufzte Lamir, »diese Welt ist nicht die, in der ein Sänger Freude haben kann. Du hast selbst gesehen, wie diese Barbaren mich für meine Darbietung umbringen wollten.«
    Mythor verzichtete auf einen Kommentar, überließ Lamir seinem Weltschmerz und sah Gapolo an.
    Der Salamiter rang mit sich. Schließlich sprang er auf, ging ein paarmal auf und ab und blieb dann vor Mythor stehen. »Um unserer Freundschaft willen, Mythor!« sagte der junge Worsungen-Fürst. »Ich werde mit der Schande leben, und vielleicht gibt es einen Weg, sie zu vergessen.« Er nickte grimmig, wie um sich selbst Mut zuzusprechen, und fügte mit resignierend erhobenen Händen hinzu: »Die Lilie wird eben versuchen müssen, als Unkraut zu leben.«
    Mythor stand auf und legte Gapolo die Hand auf die Schulter. »Danke«, sagte er nur.
    Aber der Unterton in Gapolos Worten war ihm nicht entgangen. Auch wenn er an den Worten des Salamiters nicht zweifelte, so spürte er doch den Hauch von Todessehnsucht, der sie begleitete. Gapolo mochte wohl hoffen, im Kampf ehrenvoll zu sterben und den in der Schlacht gefallenen Recken ins Reich der Heroen folgen zu können.
    »Die Lilie wird wieder blühen«, sagte er. »Strahlender als je
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