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Die Straße des Bösen

Die Straße des Bösen

Titel: Die Straße des Bösen
Autoren: Horst Hoffmann
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zuhauf, in denen die kleinen Mörder auf ihre Opfer lauern mochten.
    Von nun an hielten die vier Reiter sich dicht an dem quer durchs Land ziehenden Band. Sie begegneten auch jetzt noch vereinzelten Gruppen versprengter, Krieger und Söldner ohne Führer, die alle nach Süden zogen, sich aber davor hüteten, die Yarl-Straße zu überqueren. Meist gehörten sie zu den Überlebenden der 50.000 Mann, die der Herzog von Nugamor in die Schlacht geschickt hatte, und offensichtlich wollten sie versuchen, sich nach Westen zu ihrer Heimatstadt durchzuschlagen. Dabei wusste keiner von ihnen, ob sie nicht ein schon von den Caer besetztes Nugamor vorfinden würden.
    Die vier Gefährten machten große Bogen um die Flüchtenden. Jene, die zu Fuß waren, bildeten keine Gefahr. Andere aber, die noch über Reittiere verfügten, jagten sie oft bis zur völligen Erschöpfung ihrer Pferde, wenn sie Mythor erkannten. Manche fielen vor Entkräftung aus dem Sattel, und keiner ihrer Kameraden kümmerte sich um sie. Immer noch trieb der Wahnsinn diese Menschen, und es würde viele Tage dauern, bis sie wieder zu sich selbst fanden.
    Mythor hatte die Parole ausgegeben, jedem Kampf auszuweichen.
    »Auch du hast deine Freunde verloren«, sagte Gapolo, als sie über hügeliges Land ritten und ihren Pferden Schonung gönnten. »Jene, die zu dir aufsahen, haben sich gegen dich gewandt.«
    »Sie setzten zu viel Hoffnung in den, von dem sie sich Wunderdinge erwarteten«, murmelte Mythor niedergeschlagen.
    »Ich kann sie nicht verurteilen. Sie müssen sich auf sich selbst und ihre Kraft besinnen, sonst sind sie verloren.«
    »Wie?« fragte Gapolo zweifelnd. »Sie haben ihre Führer verloren.«
    »Sie werden neue finden, und bei Erain, es sollen keine mit schwarzen Mänteln sein!«
    Sie ritten weiter, nun nicht mehr in Sichtweite der Yarl-Straße, nachdem sie auf der anderen Seite des unfruchtbaren Bandes einen Trupp Caer erspäht hatten. Die Erkenntnis, dass die Horden von der Insel, offenbar die Verwirrung nach der Schlacht ausnutzend, schon so weit nach Süden vorgedrungen waren, dämpfte auch den letzten Rest von Hoffnung, den sie sich bewahrt hatten.
    Sie begegneten immer weniger Überlebenden. Einmal schnitten ihnen etwa fünfzig Berittene den Weg ab. Zum Kampf gerüstet, stellten die vier zu ihrer Erleichterung fest, dass es sich um Männer aus Nugamor handelte, Bauern, Knechte und selbst halbe Kinder, die zum letzten Aufgebot des Herzogtums gehört und das Schlachtfeld nicht mehr rechtzeitig erreicht hatten. Sie waren allerdings Überlebenden begegnet, und an der Art ihrer Fragen erkannten die Gefährten, dass schon jetzt die wildesten Gerüchte über den Verlauf der Schlacht im Umlauf waren. Die Männer fragten, ob es wahr sei, dass Mythor und die Heerführer die Krieger an die Mächte der Finsternis verkauft hätten, wie sie es gehört hatten. Sie konnten und wollten nicht daran glauben und boten Mythor an, ihn auf seinem Weg zu begleiten.
    Mythor dankte ihnen und schickte sie nach Hause, er trug ihnen auf, die Wahrheit über die Schlacht zu berichten. Fast kam er sich dabei wie ein Bittsteller vor. Er hatte keinen Grund, sich rechtfertigen zu müssen.
    Dies war die letzte Begegnung mit anderen bis zum Abend. Kurz vor Sonnenuntergang fanden Mythor, Buruna, Lamir und Gapolo eine Ruine nahe an der Yarl-Straße. Bevor sie sich entschlossen, hier die Nacht zu verbringen, ritt Mythor im Schutz der hier dicht beieinanderstehenden hohen Tannen bis knapp an die Straße heran, stieg ab und schlich zur Kuppe eines kleinen Hügels weiter, von wo aus er einen guten Überblick über das sich anschließende Gelände hatte.
    Flach auf den Boden gepresst, sah er auf der gegenüberliegenden Seite der Yarl-Straße Caer-Wächter und zerlumpte Männer, die jene Langsteine, die er bereits gesehen hatte, unter der Leitung eines Dämonenpriesters entlang dem unfruchtbaren Band aufstellten.
    Mythor kehrte zu den Freunden zurück und berichtete knapp. Sie brachten ihre Reittiere hinter die Ruine, und wie schon bei der Hütte übernahm Pandor es, die drei Pferde zu bewachen. Sie wurden jedoch zur Sicherheit noch angebunden.
    Jetzt zeigte sich die Erschöpfung bei Gapolo, Buruna und Lamir. Sie nahmen ihre Satteldecken und betteten sich darauf, nachdem sie sich noch einmal mit Fleisch und Wein gestärkt hatten. Mythor fühlte sich noch frisch genug, um die erste Wache zu übernehmen, was ihm böse Blicke des Barden einbrachte. Lamir schickte sich gerade an, ein
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