Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Straße des Bösen

Die Straße des Bösen

Titel: Die Straße des Bösen
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
Büschen und hohem Gras schlich er sich den Hügel hinunter bis zur Yarl-Straße, wo alles Pflanzenwachstum abrupt aufhörte. Einen Moment lang zögerte er, bevor er den Fuß auf die glasierte Erde setzte.
    Die nächste Arbeitsgruppe befand sich gut dreihundert Schritt weiter südlich am gegenüberliegenden Rand des schwarzen Bandes. Der Priester hatte Mythor halb den Rücken zugewandt, und der vor Mythor liegende Abschnitt der Straße war dunkel.
    Vorsichtig und geduckt ging der Sohn des Kometen weiter. Erst als er die Mitte der Straße erreicht hatte, blieb er stehen und sah sich um. Insgeheim hatte er damit gerechnet, dass Buruna ihm doch folgte. Aber alles blieb still. Kein heimtückisches Getier kroch aus seinen Löchern, um Giftzähne in seine Schenkel zu schlagen. Kein magischer Einfluss griff nach seinen Sinnen. Hier war die Yarl-Straße tatsächlich friedlich. Aber wie lange noch?
    Mythor schritt weiter über das grob zerfurchte Band, das an einigen Stellen leicht im Mondlicht schimmerte. Unentdeckt erreichte er bewachsenes Land und warf sich ins hole Gras. Erst jetzt, als er gelegentliches Rascheln aufgescheuchter Kleintiere um sich hörte, wurde ihm bewusst, wie unheimlich die Stille doch gewesen war.
    Der Friede täuschte. Es war eine Strecke des Unheils, die von den Yarls ins Land getrieben worden war, eine Straße des Bösen.
    Mythor schlich weiter, weit im Rücken des Priesters und großem Bogen um die Sklaven und ihre Bewacher herum, auf das Lager zu. Auf allen vieren kroch er bis zu einem der Zelte heran. Weiter vor durfte er sich nicht wagen, selbst wenn er wie Mojrin eine Caer-Uniform getragen hätte. Hier kannte jeder jeden, und er wäre sofort aufgefallen.
    Mythor schob den Kopf gerade so weit in die Höhe, dass er am Zelt vorbei auf den sechseckigen freien Platz mit den Feuern blicken konnte. Caer saßen auf Holzkisten und roh gezimmerten Bänken und aßen und tranken. Einige grölten, ein weiteres Zeichen dafür, dass sie sich völlig sicher fühlten. Und das konnten sie, denn der ganze Osten, ganz Tainnia war wohl mittlerweile in ihrer Hand. Nach der großen Niederlage stellten auch Cannon Bolls versprengte Widerstandskämpfer kaum noch eine ernstzunehmende Gefahr für sie dar. Vermutlich waren die Sklaven eingefangene Rebellen.
    Mythor konnte nicht viel von dem verstehen, was die Krieger sich zuriefen, aber was er verstand, reichte aus, um ihn in Zorn zu versetzen. Sie feierten den Sieg Drudins über die Lichtwelt und schmähten jene, die bei der Schlacht ihr Leben verloren hatten.
    Etwa eine halbe Stunde lang beobachtete und lauschte Mythor, aber keiner der Caer sprach darüber, warum sie hier waren. Schon wollte Mythor sich vorsichtig zurückziehen, als er Hufgetrappel hörte.
    Er drückte sich noch tiefer ins Gras und wandte den Kopf. Im fahlen Mondlicht sah er vier dunkle Gestalten, die sich zu Pferde über die Yarl-Straße näherten. Erst kurz vor dem Lager verließen sie sie und ritten nur etwa fünfzig Schritt an Mythor vorbei ins Lager ein. Caer sprangen auf und nahmen die Zügel ihrer Pferde. Die vier Reiter saßen ab und begaben sich zu den Feuern, ohne auch nur einen Blick hinüber zu den Arbeitenden und dem Priester zu werfen, der sie lenkte.
    Ein zweiter Priester trat aus einem der Zelte, und noch bevor er die Ankömmlinge erreichte, erkannte Mythor, wen er vor sich hatte. Eiskalt lief es ihm über den Rücken.
    Er hatte diese vier Reiter schon gesehen. Das war gewesen, als er mit seinen Freunden und drei von Cannon Bolls Leuten versucht hatte, dem von den Rebellen aus Elvinon so sehnlich erwarteten Herzog Krude entgegenzureiten, der angeblich aus der Gefangenschaft der Caer hatte ausbrechen können.
    Nun waren sie alle vier schwarz vermummt. Nicht einmal ihre Gesichter waren zu sehen. Doch für Mythor gab es keinen Zweifel daran, dass er jene vor sich hatte, die die drei Rebellen niedergemetzelt hatten, als diese auf den dämonisierten Krude zuritten. Und Krude war einer von ihnen, obwohl er nun nicht mehr seine Kriegsrüstung trug.
    Der Priester begrüßte sie. Seine silberrote Gesichtsmaske leuchtete im Schein der Feuer. Doch wenn Mythor geglaubt hatte, die vier Ankömmlinge würden ihre Gesichter zeigen, so wurde er enttäuscht.
    Sie sprachen miteinander, aber so leise, dass er kein Wort verstehen konnte. Selbst die Krieger der Caer hatten sich zurückgezogen, als ob das, was geflüstert wurde, nichts für ihre Ohren sei.
    Aber was suchte Krude hier? Und was seine drei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher