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Ich will dich

Ich will dich

Titel: Ich will dich
Autoren: Peggy Moreland
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1. KAPITEL
    Er stellte sich die Szene vor, während er die Kinder beobachtete.
    In seiner Vorstellung rief er ihre Namen. Seine Kinder drehten sich zu ihm um, rissen die Augen auf, und ihre Überraschung, ihren Daddy zu sehen, verwandelte sich rasch in Freude. Vor Vergnügen kreischend, rannten sie auf ihn zu und streckten ihm die Arme entgegen. Lachend fing er sie auf, umarmte sie ganz fest und drehte sich mit ihnen so lange im Kreis, bis ihnen allen ganz schwindelig war.
    Er malte sich die Szene in allen Einzelheiten aus und glaubte fast, sie wirklich zu erleben. Aber die Angst, seine Gefühle zu zeigen und zurückgewiesen zu werden, wie ihm das schon in frühester Kindheit ständig passiert war, hielt Clayton davon ab, es auf einen Versuch ankommen zu lassen.
    Stattdessen überquerte er gemächlich die Straße und ging, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben, in den parkähnlichen Garten, in dem die Zwillinge spielten. Sein Gesicht wurde von einem Stetson überschattet, seine Augen waren hinter einer dunklen Sonnenbrille verborgen. Keine zwei Meter von dem Sandkasten entfernt, in dem die Zwillinge sich um einen hellroten Eimer stritten, blieb er stehen.
    „Ich bin dran!” schrie die vier Jahre alte Brittany und zerrte entschlossen an dem Eimer.
    „Nein, ich!” behauptete ihr Zwillingsbruder, Brandon, dickköpfig und zog den Eimer zu sich zurück.
    Der Plastikeimer sah aus, als würde er jeden Augenblick entzweibrechen, so heftig zogen und zerrten die Kinder an ihm.
    „Könnt ihr beiden nicht teilen?”
    Clayton hatte gar nicht bemerkt, wie barsch seine Stimme geklungen hatte, bis zwei kleine Köpfe herumfuhren und die Kinder mit ihren braunen Augen ängstlich zu ihm aufsahen. Sie lie
    ßen den Eimer los und purzelten im gleichen Moment in entgegengesetzte Richtungen nach hinten. Clayton bückte sich, hob die Zwillinge auf und nahm jedes Kind unter einen Arm, als würde er zwei Futtersäcke tragen.
    „Clayton! Was tust du da?”
    Er drehte sich um und entdeckte seine Frau, die über den sorgfältig gepflegten Rasen auf ihn zurannte. Ihre Miene drückte Ärger aus. Wann hat sie denn ihr Haar abgeschnitten? dachte Clayton bestürzt. Ihre wundervolle üppige blonde Mähne war verschwunden.
    Erschrocken darüber, wie stark die neue Frisur sie veränderte, musterte er sie von oben bis unten. Sie trug ein eng anliegendes weißes T-Shirt und sportliche khakifarbene Shorts, die ihre langen, sonnengebräunten Beine betonten. Verwundert fragte er sich, wann sie es geschafft hatte, die zehn Pfund Gewicht zu verlieren, die sie seit der Geburt der Zwillinge nicht losgeworden war. Er versuchte sich zu erinnern, wann er seine Frau das letzte Mal gesehen hatte. War das einen Monat her? Zwei? Oder vielleicht doch eher drei?
    Sie kam bei ihm an und schnappte sich ihre Tochter aus seinem Arm. Dabei funkelten ihre dunklen Augen voller Zorn.
    In diesem Augenblick bemerkte Clayton, dass sie keinen Ehering mehr trug. Der einfache Goldreif war verschwunden, den er ihr bei einem Juwelier in der Nähe des Standesamtes gekauft hatte. Seine Bestürzung schlug um in blankes Entsetzen. Rena hatte noch nie zuvor ihren Ehering abgelegt. Nicht einmal bei der Geburt der Zwillinge. Clayton konnte sich noch gut an ihre hartnäckige Weigerung erinnern, als die Krankenschwestern verlangt hatten, sie solle den Ring ablegen, bevor sie sie in den Kreißsaal brachten. Da die Geburt unmittelbar bevorstand, war rasch ein Kompromiss gefunden worden, und die Schwestern hatten den Ring mit einem sterilen Verband umwickelt.
    Es wurde Clayton bewusst, was der fehlende Ring bedeutete, und er schluckte heftig, bevor er den Blick hob und merkte, dass Rena ihn immer noch wütend ansah.
    Rasch nahm sie Brittany auf die Hüfte und streckte den Arm nach Brandon aus. Doch Clayton drehte sich weg und hinderte sie daran, ihm auch noch ihren Sohn abzunehmen. Er nahm den Jungen jetzt in beide Arme und wandte sich wieder seiner Frau zu. „Hallo, Rena.”
    Misstrauisch begegnete sie seinem Blick. „Was willst du hier, Clayton?”
    „Ich bin gekommen, um meine Familie zurück nach Hause zu holen, wo sie hingehört.”
    Brittany legte die Hand auf die Wange ihrer Mutter, damit sie sie ansah. „Fahren wir wieder nach Hause, Mommy?” fragte sie hoffnungsvoll.
    Rena nahm die Hand ihrer Tochter, drückte einen kleinen Kuss hinein und lächelte sie mit leisem Bedauern an. „Nein, Liebling.”
    Brittany zog eine Schnute. „Aber ich will nach Hause.”
    „Ich
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