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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds
Autoren: Walter Jon Williams
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hab's nachgeschlagen. Welche Schändlichkeit wollen Sie denn ausrotten?«
    »Welche Schändlichkeit haben Sie anzubieten?«
    Hikita setzte seine Kaffeetasse ab. »Sie können gehen«, sagte er.
    Steward stand von der Pritsche auf, öffnete die schallgedämpfte Tür und trat auf den Korridor hinaus. Er war gelb und roch nach frischer Farbe.
    Draußen wurde der Blick auf die Berge von Glastürmen in Streifen geschnitten. Steward wählte eine der langen, spiegelnden Schluchten, von der aus er die Berge sehen konnte, und machte sich auf den Weg zum Grün am Horizont.
    Er fand, es war an der Zeit, etwas über Sheol herauszufinden.
     
    Im Krankenhaus erklärte man ihm, es würde einige Tage dauern, bis er seinen neuen Arzt zugewiesen bekäme. Sie gaben ihm einen Bon für die Apotheke, falls er in der Zwischenzeit unruhig werden sollte. Er löste den Bon ein, steckte die Kapseln in die Tasche und vergaß sie. Er ging in die Bibliothek und schlug die Artefaktkriege nach.
    Es war nicht viel, was durch das Sicherheitsnetz der Äußeren Polikorps gedrungen war. Es hatte nur wenige Überlebende gegeben, und nach der Auflösung der verantwortlichen Polikorps zogen es diejenigen, die in hohen Positionen verblieben waren, vor, jedes Interesse zu entmutigen. Ein Fehler, der in einer Atmosphäre allgemeiner Verlegenheit unter den Teppich gekehrt wurde.
    Steward hatte das Gefühl, daß es schlimmer gewesen war, als sich irgend jemand je vorgestellt hatte. Der Krieg war durch die nahezu gleichzeitige Entdeckung von drei Planetensystemen ausgelöst worden, die allesamt mit Ruinen und Artefakten einer unbekannten, vor tausend Jahren verschwundenen oder ausgelöschten raumfahrenden Rasse vollgestopft waren. Die Mächte, obwohl das noch niemand wußte. Die Äußeren Polikorps mit ihrem Monopol auf interstellare Raumfahrt waren wie von Sinnen in den noch nicht verteilten Raum gesprungen, um die neuen Technologien auszubeuten, die sich aus der Erforschung der Alien-Zivilisation und dem Wissen über sie ergaben.
    In den fernen Regionen dort draußen war alles sehr schnell schiefgegangen, besonders auf einem Planeten namens Sheol, der um einen obskuren Stern namens Wolf 294 kreiste. Es gab sechzehn verschiedene Streitkräfte, und jede einzelne taktierte geschickt, um die alleinige Herrschaft zu erringen, und alle waren sie hinsichtlich der Kommunikationszeit Monate von zu Hause entfernt. Was als Erforschung und Untersuchung begonnen hatte, entartete zu einer Massenplünderung der fremdartigen Ruinen. Feldkommandeure schlossen und brachen zeitweilige Bündnisse unabhängig von ihren Vorgesetzten, die im Sonnensystem ihre eigenen zeitweiligen Bündnisse und Feindschaften aufbauten. Jede latente, fehlgeleitete militärische Technologie in den alten Beständen wurde hervorgeholt und eingesetzt: biologische Waffen, gelenkte Vernichtungsgeschosse, taktische Atomwaffen, Landformungstechniken, die ihres gutartigen Aspekts beraubt und dazu benutzt wurden, zehntausende Quadratkilometer Wald, Flach- und Grasland zu schwärzen, eingefangene und als Waffen benutzte Asteroiden, die auf den Planetenoberflächen Krater schlugen, wo man feindliche Stellungen vermutet hatte, und die auch dazu benutzt wurden, die Alien-Ausbeute des Feindes zu vernichten, um die eigene wertvoller zu machen. Der endgültige Irrsinn eines außer Kontrolle geratenen Krieges: die Zerstörung all dessen, was man hätte erobern sollen.
    Am Ende gab es immer noch ein paar Überlebende, die weiterkämpften, isoliert von den Vorgesetzten im Sonnensystem, die sich als unfähig erwiesen hatten, einem solchen Krieg auf eine solche Entfernung Rückhalt zu geben. Mitten in einer eskalierenden Folge von Konkursen und ›Sparmaßnahmen‹ im Sonnensystem kehrten die Mächte nach Erledigung der geheimnisvollen Angelegenheiten, die sie zum Fortgehen veranlaßt hatten, zu ihrer zerstörten Heimat zurück: Der Krieg war vorbei.
    Die Eisfalken waren mit Raumschiffen der Mächte von Sheol zurückgebracht und der Erde wie ein Paket vor die Tür gelegt worden. Kohärentes Licht hatte sie längst abgeschrieben, hatte sie in einem komplizierten Abkommen mit Fernem Juwel verkauft. Hatte angenommen, sie seien tot, oder sich nicht darum geschert, ob sie noch lebten.
    Steward dachte einen Moment lang an die Gesichter, an die er sich erinnerte. Colonel de Prey. Wright. Freeman. Der kleine Sereng, der jedesmal, wenn er seinen Kukri schärfte, feierlich Blut aus seinem Finger saugte. Dragut. Hundert andere. Wie
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