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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds
Autoren: Walter Jon Williams
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beherrschende Thema des Romans. Darauf zielen auch die verschiedenen Mittel ab, deren Williams' sich bei seinem Projekt bedient, handelt es sich nun um den Einsatz der Drogen und der Elektronik, die als Katalysatoren der Zersplitterung und Symbole einer uneinholbaren Identität so sehr im Vordergrund aller Cyberpunk-Texte stehen, oder um den Schauplatz Sonnensystem, durch das eine Irrfahrt erfolgt, die nur wieder auf den blauen Planeten, die Mutter Erde, zurückmünden kann. Williams' Idee von Freiheit, die seine sämtlichen Geschichten durchzieht und ihn, beinahe möchte man sagen, zum archetypischen amerikanischen Autor macht, findet diesmal ihren Ausdruck in der Unendlichkeit des Weltraums. Es sind nicht mehr bodengebundene Luftkissenfahrzeuge, in die der ehemalige Jet-Pilot Cowboy gezwängt ist, sondern Orbitale, Raumschiffe und Planetenstationen, die das Gefäß für Steward abgeben. Beide Male geht es jedoch um unermeßliche Weiten, die in ihrer Grenzenlosigkeit das Grauen für den bereithalten, der den amerikanischen Traum in sich trägt, durch stetes Vorankommen schließlich sein Ziel zu erreichen. Steward und Cowboy müssen erkennen, daß das Erreichen dieses Ziels mit dem Verlust der Identität zusammenfällt, da es im Wesen der Freiheit liegt, als bloße Idee wirksam zu sein, als bloßer Gral, den zu erlangen einem nie möglich sein wird.
    Neben seinen zwei Romanen Hardwired und Voice of the Whirlwind verfaßte Williams seit Mitte der achtziger Jahre noch eine Anzahl Erzählungen, die dem Cyberpunk zugerechnet werden können. Den größten Stellenwert nimmt dabei zweifellos ›Dinosaurs‹ ein, die unter Anlehnung an die Former/Mechanisten-Geschichten von Bruce Sterling eine Begebenheit in allerfernster Zukunft schildert, in der die Menschheit sich enorm weiterentwickelt und stark verändert hat; aber ihre Sehnsucht nach Frieden ist immer noch uneingelöst, und selbst die Bestrebungen, diplomatische Beziehungen zu knüpfen, können daran nichts ändern. Auch die Geschichte ›Wolf Time‹ handelt von kriegerischen Auseinandersetzungen. Wie eigentlich immer bei Williams werden sie im Namen der Freiheit begangen, von Menschen, die sich mit aller Selbstverständlichkeit, die jahrhundertelanges Kriegswesen hervorbringt, modernster Massenvernichtungsmittel bedienen, um ihre hehren Ziele zu verwirklichen. ›Flatline‹, ein relativ kurzer Text, befaßt sich mit der Möglichkeit von Sabotage durch den Einsatz maßgeschneiderter Mikroviren. ›Video Star‹ ist die stark an John Shirley orientierte Geschichte eines Mannes, der in der Konfrontation mit Jugendbanden die Realität der Welt vor Augen geführt bekommt und vergeblich vor ihr zu fliehen versucht. Das noch unveröffentlichte ›Ligdan and the Young Pretender‹ ist eine Art Gespenstergeschichte im All mit Orbitalstationen statt Burgen als Spukort für schottische Gespenster, mit denen sich die Angehörigen einer Ölfirma in einem fernen Sonnensystem konfrontiert sehen. Die Entwicklung, die Williams' Erzählungen in Thema und Ausführung nehmen, entsprechen dabei ziemlich genau der Bewegung, die Gibsons spätere Texte beschreiben. Die Konfrontation mit einer elektronisierten Zukunft, in der Menschlichkeit nicht mehr gefragt ist, wird zugunsten mythischer Konzepte, die an die Stelle des drohenden Identitätsverlustes die rätselhaften Phänomene des eigenen Selbst stellen, zurückgenommen.
    Bereits bevor Williams sich dem Cyberpunk zuwandte und nach dem Vorbild von Gibson, Shirley und Sterling seine Visionen einer kriegerischen Zukunft verfaßte, in denen das Machtmonopol die in Händen halten, die über den Einsatz der Elektronik bestimmen, war er als Autor von Romanen hervorgetreten, ohne jedoch größere Aufmerksamkeit zu erwecken. Die Suche nach Freiheit als vorherrschendes Motiv findet sich schon in seinem Erstling Ambassador of Progress, und Knight Moves, das in Handlung und Aufbau stark an Zelaznys This Immortal (dt. Fluch der Unsterblichkeit, zuletzt in dem Dreifachband Heyne Science Fiction 06/4463, München 1988) erinnert, ist die Geschichte eines Mannes, der nach einem Krieg das Urteil über die Erde sprechen soll und zu diesem Zweck eine Rundreise unternimmt, um sie besser kennenzulernen. Williams' neuester Roman The Crown Jewels ist wieder eine Abkehr von der relativ eigenständigen Handhabung des Cyberpunk-Konzepts, die ihm nach Hardwired mit dem vorliegenden Roman schließlich gelungen ist. Er schildert auf humorvolle Weise, im Stil der
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