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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds
Autoren: Walter Jon Williams
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die größer war als er selbst, und handelte in selbstbestimmter Perfektion.
    Als sich die Luftschleuse öffnete, hörte er die hohen, kratzenden Untertöne im Pfeifen der Mächte, und es klang wie das Heulen des Wirbelwinds.
    Griffith wartete hinter der Tür der Luftschleuse, mit Panik in den Augen. »Irgendwas geht vor«, sagte er und wischte sich Schweiß von der Stirn. »Die Mächte werden krank.« Er sah Steward an, und seine Augen weiteten sich. Sein Mund klappte auf.
    Steward trat mit dem rechten Fuß zurück und trieb seinen rechten Ellbogen in Spasskys Solarplexus. Der kleine Russe hätte ihm niemals so dichtauf folgen dürfen, dachte er. Steward packte Spassky am Genick und schwenkte ihn nach links herum, zwischen sich und den großen Gorilla. Dieser begann gerade erst zu reagieren, als Steward nach der Pistole griff, die Spassky in einem Gürtelhalfter trug, wie er wußte.
    Die Faust des Gorillas schoß vor. Steward schwang außer Reichweite zurück und fühlte den beruhigenden geriffelten Griff der Pistole an seiner Hand. Er schloß die Finger, hob die Pistole hoch und entsicherte sie. Griffith bewegte sich am Rand von Stewards Blickfeld. Steward stieß Spassky mit einem Tritt zu dem Gorilla hin, als ob der Junge ein Fußball wäre.
    Er feuerte zweimal: einmal in die Brust des Gorillas, das zweitemal in Spasskys Genick. Die nicht schallgedämpfte Pistole dröhnte laut in der Luftschleuse. Eine ausgeworfene Hülse prallte von der Tür der Luftschleuse ab. Steward schwenkte die Pistole zu Griffith herum und sah, wie der ebenfalls eine Pistole hob; seine aufgerüsteten Kampfreflexe richteten die Waffe mit unnatürlicher Geschwindigkeit auf ihr Ziel …
    Steward warf sich zurück. Seine Pistole krachte zweimal. Er bekam einen Schlag in die Seite, einen anderen an den Hinterkopf. Dann saß er mit dem Rücken an der Wand auf dem Boden der Luftschleuse, und Griffith sank zusammen. Seine Waffe fiel klirrend zu Boden. Griffith setzte sich hin. Überraschung stand in seinen wäßrigen Augen. Irgendwo im Caisson schrien Mächte. Steward sah Griffith an und hob erneut die Pistole. Er spürte Blut wie eine heiße Welle an seiner linken Seite herunterlaufen. Auf Griffiths zerrissenem Gesicht lag ein trauriges Lächeln.
    »Sheol, Captain«, sagte Griffith. »Sheol.«
    »Das hättest du mir nicht zu sagen brauchen, du Arschloch«, erwiderte Steward. Bevor er noch einen Schuß abfeuern konnte, war Griffith tot.
    Die Mächte heulten wie der Wirbelwind in Stewards Ohren. Er langte zur Steuerung der Luftschleuse hinauf und drückte auf den Knopf, der die Tür schließen und die saubere Luft von draußen hereinlassen würde. Er hörte eilige Schritte. Die zufallende Tür schnitt sie ab.
    Steward spürte, wie einströmende Luft seine Haare zerzauste. Er öffnete seine Jacke und sah an sich herunter. Griffiths Kugel war in seine linke Seite eingedrungen und hatte mindestens eine der unteren Rippen zerschmettert. Es schien keine Austrittswunde zu geben, also war die Kugel wahrscheinlich in seinem Innern herumgetanzt, bevor sie zur Ruhe kam. Blut durchtränkte sein Hemd und seine Hose. Das sah nicht gut aus.
    Sheol, dachte er, hört niemals auf. Es ist ein Prozeß. Es ist die Wahl zwischen Verrat und Tod.
    Er preßte sein Taschentuch auf die Wunde und stand auf. Bis jetzt tat es noch nicht weh. Er nahm dem toten Spassky ein volles Magazin ab, lud nach und wartete darauf, daß die Luftschleusentür aufging, und als sie es tat, zog er Spassky einen Schuh aus und klemmte ihn in die offene Außentür. Wer immer im Caisson eingeschlossen war, würde auch dort bleiben.
    Im Laufe des langen Marsches durch den grünen Tunnel kam der Schmerz, ein heißes Stechen, so plötzlich, daß es Steward den Atem raubte. Tränen trübten ihm den Blick. Er atmete vorsichtig und regelmäßig, füllte seine Lungen und atmete dann tief aus. Er fühlte, wie sich in seiner Seite gebrochene Rippen aneinander rieben, aber er gab sich Mühe, sich ganz auf das Atmen, das Laufen und den Rhythmus zu konzentrieren. Der Schmerz ließ nach. Blut rann ihm am Bein hinunter.
    Er spürte die Nähe des Alphas. Seinen Atem, seine Stimme. Er wollte lächeln.
    Griffiths Büro war leer. Draußen im Korridor hörte er Rennen und Geschrei. Steward durchsuchte die Schränke und fand eine von Griffiths maßgeschneiderten Jacken, eine dunkle, bei der das Blut nicht zu sehen sein würde. Er ließ seine Jacke auf den Boden fallen und zog die von Griffith an. Der Schmerz war so
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