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Die Stimme des Blutes

Titel: Die Stimme des Blutes
Autoren: Catherine Coulter
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bekommen, die ich gut gebrauchen kann, und eine Menge Geld für meine Schatztruhen. Meine Untertanen scheinen die Angelegenheit unter sich bereinigt zu haben. Ihr seht müde aus, Robbie. Ihr müßt Euch heute nachmittag ein bißchen ausruhen.«
    Das hörte Robert Brunell mit Freuden.
    Der König wandte sich zum Gehen. Plötzlich schlug er sich mit der flachen Hand an die Stirn. »Beinahe hätte ich es vergessen! Holt Euer Schreibzeug, Robbie! Irgendein schottischer Schwachkopf hat mir eine Abordnung geschickt, die mich um eine Gefälligkeit bitten will.«
    Burnell seufzte. Es war immer dasselbe. Dann zwang er sich zu einem Lächeln. »Ja, Sire, sofort.«
    Chantry Hall, Cornwall
    Roland und Daria standen an den Nordwällen von Chantry Hall und schauten über die welligen Hügel hin, auf denen mindestens hundert Schafe am spärlichen Wintergras knabberten. Es war Anfang Januar, und die Luft war frisch, aber nicht kalt, und der Himmel war blau und wolkenlos. Es war ein Tag, der jedem Einwohner von Cornwall das Herz erwärmte.
    Roland zog seine Frau an sich, küßte sie auf die Schläfe und zeigte nach Osten, wo Florin, der königliche Bote, gerade aufbrach. Er hatte am vorhergegangenen Abend zuviel Bier geschluckt und die Nacht auf der Burg verbracht. »Ich möchte zu gern wissen, was Edward sagt, wenn er meine Botschaft erhält.«
    Daria lachte. »Falls Florin heil in London ankommt! Lieber Mann, das Antwortschreiben an deinen König grenzt an Frechheit. Es ist Dienwalds unverschämtem Stil sehr ähnlich.«
    »Ha! Dienwald hat ganz schön versagt, als der König ihn im Oktober über die toten Grafen ausholen wollte. Er soll mächtig rumgestottert haben. Meinst du, daß der König auch an Graelam und Kassia geschrieben hat?«
    »Wir müssen sie fragen, wenn sie das nächste Mal hier sind«, sagte Daria lächelnd.
    »Fühlst du dich wohl, Süße? Sitzt unser Kind zufrieden im Mutterleib?« Er drückte sie an sich und fuhr ihr mit der Hand sanft über den geschwollenen Leib.
    »Ja, es geht uns beiden ausgezeichnet, und wir haben beide großen Hunger.«
    Roland warf ihr einen bedauernden Blick zu. »Wenn du mir vor einigen Monaten so etwas gesagt hättest, dann würde ich angenommen haben, daß du Appetit auf mich hast. Ich hätte dich auf die Schulter genommen, dich zu unserer Wiese im Westen getragen und dich zwischen Geißblatt und Glockenblumen geliebt. Aber jetzt muß ich den verständnisvollen, geduldigen und enthaltsamen Hausvater spielen, während mein Kind dich völlig in Beschlag nimmt. Ich bin jung und temperamentvoll, Daria, und es fällt mir sehr schwer...«
    Sie zog ihm den Kopf an den Ohren herunter, stupste ihn an die Nase und küßte ihn wieder und wieder auf den Mund. »Auf der Wiese gibt es jetzt kein Geißblatt, Roland, dafür Kienäpfel im Wald. Was hast du da eben gesagt? Sind das nur leere Worte, oder sollen ihnen Taten folgen?«
    »Und ich dachte, ich wäre der einzige, der unter Liebesentzug leidet«, sagte er und hob sie in die Höhe, so daß ihre Beine über dem hölzernen Fußsteig baumelten. »Nein, ich habe dir kein hartes Lager im Walde zugedacht, sondern ein weiches Bett, wo du dich mir so süß und willig zeigen wirst, daß ich Freudentränen weinen könnte.«
    »Du sprichst ja wie ein Dichter, Roland. Nun, als erstes lasse ich uns von Alice ihren wunderbaren Glühwein zubereiten. Der wird deine Geilheit ein wenig dämpfen. Du sollst zwar noch stark bleiben, aber dich nicht zu Ausschweifungen hinreißen lassen.«
    Er sah sie mit so viel Liebe an, daß Daria alle witzigen Bemerkungen, die sie noch eben auf der Zunge hatte, gänzlich vergaß. Er stellte sie wieder auf die Beine. Sie lehnte sich an ihn und legte ihm die Arme um den Hals.
    »Das Leben mit dir ist wunderbar, Roland. Mein Leben ist jetzt so, wie ich es mir immer gewünscht habe.«
    »Auch wenn der Wind uns den Gestank der Schafe in die Nase treibt?«
    »Ja, auch dann. Aber nun komm, mein Lord und Gemahl!«
    »Wenn unser König wüßte, wer der Frechling auf Chantry Hall ist, würde er mich mit schönen Worten umgarnen, bis ich daran ersticke.«
    »Das werde ich Philippa sagen.«
    »Und ich werde es Dienwald sagen.« Roland stutzte einen Augenblick und grinste dann übers ganze Gesicht. »Ich habe nicht die leiseste Idee, was Dienwald tun würde.«
    »Dann zeig mir mal, was du tun würdest!«
    »Dann müssen wir schnell hier weg«, sagte Roland und führte sie von den Wällen in den großen Saal. Von dort hatten sie es nicht mehr
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