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Die Stimme des Blutes

Titel: Die Stimme des Blutes
Autoren: Catherine Coulter
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soll ruhig noch eine Zeitlang unglücklich sein.«
    »Sagst du mir jetzt endlich, was du angestellt hast, Kassia?« fragte er in ruhigem Ton. »Aber klar und verständlich!«
    »Ja, ich sage es dir, Mylord. Ich habe den Grafen von Clare und vier seiner Männer mitgebracht.«
    »Was hast du?« fragte er ungläubig.
    Durch seine Reaktion vorgewarnt, griente sie fröhlich. »Ich stand doch noch in Darias Schuld, weil sie dir das Leben gerettet hat. Du warst hinter dem Grafen von Reymerstone her. Und was blieb für mich übrig? Wir haben ja so bedauerlich wenige Feinde. Doch als du weg warst, erreichte mich eine wunderbare Botschaft. Der Graf von Clare - dieser Markgraf, der Daria monatelang gefangen gehalten hat - war nach Cornwall gekommen! Er wollte sie zurückerobern. Nein, Graelam, schrei mich nicht an!«
    Graelam glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Was erzählte ihm da seine Frau - diese freche kleine Göre? »Sprich weiter!« forderte er sie auf.
    Kassia merkte zu ihrem Glück gar nicht, welchen Sturm sie in Graelams Brust entfacht hatte, und fuhr fort: »Ich sah es als einen Fingerzeig Gottes an. Das wirst du sicherlich verstehen, Graelam. Als du fort warst, gab mir Gott einen Wink, selber zu handeln. Das war die beste Gelegenheit, um meine Schuld an Daria zu begleichen. Und weißt du was? Jetzt liegt der Graf von Clare recht unbequem gefesselt in dem Wäldchen außerhalb deines Lagers. Bei seiner Gefangennahme wurde nicht ein einziger meiner ... deiner Männer verwundet. Der Dummkopf hatte den Plan, sich auf Chantry Hall einzuschleichen, sich Daria zu schnappen und wie ein Dieb in der Nacht wieder zu verschwinden. Ich habe ihm gesagt, ich ließe so etwas nicht zu. Jetzt ist er bestimmt genauso unglücklich wie der Graf von Reymerstone.«
    Graelam sah sie finster an. »Dafür müßte ich dich verprügeln.«
    »Bitte, tu das lieber nicht, Mylord, denn ich bin von dem Unternehmen sehr müde!«
    Er stand auf und zog sich den Bademantel an. Als er den Gürtel zuband, hörte er sie hinter sich sagen: »Ich hätte es lieber, wenn du nackt bleibst, Mann. Du hast mich ganz hungrig gemacht, aber nicht auf ein langweiliges Mahl.«
    Er drehte sich um und brüllte los: »Du hast dumm und leichtsinnig gehandelt! Denke ja nicht, daß du mich ablenken kannst! Versuche jetzt nicht deine Weibertricks an mir! Vom Abendessen müssen noch Fleisch und Brot übriggeblieben sein. Ich lasse es dir bringen. Bleib jetzt im Zelt, oder es wird unangenehme Folgen haben!«
    Damit ging Graelam aus dem Zelt. Draußen sprach er mit seinem Waffenmeister Rolfe.
    »Nein, Mylord, Ihr braucht mir nicht gleich den Kopf abzureißen«, sagte Rolfe grinsend. »Eure Lady hat ihn ohne Verluste gefangengenommen, und Eure Männer haben darauf geachtet, daß ihr dabei nichts zustößt. Ich habe ihn an der Westseite des Lagers abgelegt. Unsere beiden Halunken stehen unter guter Bewachung.«
    Graelam brachte nur ein zorniges Brummen heraus. Rolfe lachte in sich hinein. »Eure Männer haben sie wirklich gut vor jedem Schaden behütet, Mylord. Es hat ihnen großen Spaß gemacht, den Grafen von Clare gefangen zu nehmen und das Triumphgeschrei Eurer Lady zu hören. Wollt Ihr nicht Platz nehmen und ein Glas Wein trinken? Er schmeckt köstlich. Er stammt von Kassias Vater.«
    Da an dem Geschehenen nichts mehr zu ändern war, folgte Graelam dem Vorschlag. Rolfe fragte: »Was gedenkt Ihr mit den beiden üblen Schurken zu tun, Mylord?«
    »Tja«, sagte Graelam und lehnte sich an den Stamm einer Eiche. »An Grafen haben wir im Augenblick keinen Mangel. Und einer hat eine so schwarze Seele wie der andere. Wir könnten ein stattliches Lösegeld für sie fordern, vorausgesetzt, es gibt Leute, denen es nicht gleichgültig ist, ob sie am Leben bleiben oder verrotten.«
    »Sie waren beide auf Rache aus«, bemerkte Rolfe.
    »Am besten bringe ich sie beide zu Roland. Damit habe ich dann meine Schuld gegenüber Daria beglichen.«
    Rolfe grinste ihn über den Kelchrand an. »Vergeßt nur nicht Eure Lady, Mylord! Sie wird stolz neben Euch reiten wollen. Schließlich hat sie ja den Grafen von Clare gefangen. Übrigens weiß keiner von der Anwesenheit des anderen. Ob die beiden sich kennen?«
    »Ja, sie kennen sich. Nach dem, was Roland mir sagte, müssen sie sogar Todfeinde sein.«
    »Nun, das ist ja interessant. Was wird Roland de Tournay mit den beiden Grafen machen?«
    »Wenn er klug ist, schlägt er beide tot. Aber wie ich Roland kenne, wird er sich eine Strafe für sie
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