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0124 - Wir entrissen den Raubtieren ihr Opfer

0124 - Wir entrissen den Raubtieren ihr Opfer

Titel: 0124 - Wir entrissen den Raubtieren ihr Opfer
Autoren: Wir entrissen den Raubtieren ihr Opfer
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Es roch herrlich nach Blumen und irgendeinem französischen Parfüm. Ich lag mit auf der Brust gefalteten Händen, und war, wie man so schön sagt, weit weg.
    Eine leise, einschmeichelnde Musik drang in mein langsam wieder erwachendes Bewusstsein. Ich erkannte die Melodie - Chinichunga Kunga, der neueste Schlager, den man jetzt überall hörte. Ich öffnete die Augen.
    Vor mir stand eine Frau mit hellblondem Haar und lächelte.
    »Es tut mir schrecklich Leid«, sagte sie.
    Ich verstand gar nichts und schwieg deshalb. Die Blonde sprach weiter.
    »Wie geht es Ihnen? Soll ich ihnen etwas zu trinken holen?«
    Mit einem Ruck saß ich aufrecht. Mein Schädel brummte. Ich fühlte mich verflixt schwach.
    »Einen Whisky«, bat ich, »einen Whisky auf Eis.«
    Die Blonde verschwand auf leisen Sohlen, und ich blickte mich um. Ich lag auf einer Couch in einer Art Mädchenzimmer. Die Wände waren mit bunten Bildern und einer Unmenge von Fotografien geschmückt, und auf dem rundenTisch stand eine-Vase mit dunkelroten Rosen.
    So weit war ich mit meiner Musterung gekommen, als die Blondhaarige zurückkehrte. Sie drückte mir ein Glas in die Hand, das ich, bis auf die darin schwimmenden Eisstücke, in einem Zuge leerte.
    »Was,zum-Teufel…«,begann ich. »Wo bin ich hier?«
    »Erinnern Sie sich nicht mehr?«, fragte sie.
    »Kein Spur. Ich bin vollkommen durcheinander.« Ich fuhr mir über die Stirn. »Sagen Sie mir um Gottes willen, wo ich bin.«
    »In meinem Zimmer. Sie müssten mich aber eigentlich kennen. Ich bin Daisy aus der Bar ›Zum siebenten Himmel‹.«
    Ich schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Daisy… Ich erkenne Sie. Wenn Sie mir jetzt noch anvertrauten, wie ich auf die Couch hier komme, wäre ich restlos glücklich.«
    »Mit Vergnügen.« Sie lachte, und dieses Lachen kannte ich sehr gut. Kein Mensch lacht so nett wie Daisy. Sie erzählte weiter: »Sie kamen gegen vier Uhr herein und tankten ein paar. Dann gingen sie plötzlich zu einem Tisch hinüber, wo eine junge Frau und ein kleiner Junge von vielleicht sechs Jahren saßen und Kaffee tranken. Wahrscheinlich hatten Sie einen kleinen Schwips, denn sonst hätten Sie das wohl nicht getan.«
    Nun, Sie fingen an, mit dem Jungen zu scherzen, aber leider war die Mutter damit nicht einverstanden. Sie sagte ziemlich grob, Sie möchten sie in Ruhe lassen. Während Sie mit ihr sprachen, kam ein Mann herein, ging auf Sie zu und schlug Sie nieder. Danach zahlte die Frau und verließ mit dem Mann und dem Kind das Lokal.
    Da Sie nicht sogleich wieder zu sich kamen, rief ich den Hausdiener, der Sie hierher brachte.
    Ich fasste mir ans Kinn. Es schmerzte und war geschwollen. Daisy hatte also die Wahrheit gesagt. Ich schlug die Decke zurück, die man über mich gebreitet hatte und stand auf.
    »Ihre Jacke hängt dort über dem Stuhl«, sagte Daisy. »Nebenan ist das Bad. Sie können sich dort etwas waschen. Ich gehe jetzt wieder ins Lokal.«
    Ich tat, was sie gesagt hatte, und trat fünf Minuten später in die Bar. Ich setzte mich auf einen Hocker und ließ mir von der blonden Daisy einen Gin geben. Langsam kehrte jetzt meine Erinnerung zurück, das heißt, bis zu dem Augenblick, in dem ich mich über den netten, braunlockigen Jungen gebeugt hatte. Dann war’s aus.
    Ich wusste auch noch, wie die Mutter oder Tante des Kleinen ausgesehen hatte. Sie war rotblond, sehr gut angezogen und hatte hübsche, fast grüne Augen.
    Während ich mein Glas umfasste, überlegte ich, womit ich wohl die Abneigung des Unbekannten herausgefordert hatte, der mich so kurzerhand auf die Bretter schickte. Wahrscheinlich war es ein besonders eifersüchtiger Ehemann.
    Als die Bar sich langsam füllte, verzog ich mich. Ich aß in einem nahe gelegenen Restaurant zu Abend und ging mit dem bedrückenden Gefühl, mich lächerlich gemacht zu haben, nach Hause und zu Bett.
    ***
    Es verging mindestens eine Woche, und ich hatte den blamablen Vorfall schon vergessen, als ich die Ninth Avenue in Richtung Upper Manhattan entlang fuhr. Der Motor meines Jaguars lief ruhig und leise und erinnerte mich an das zufriedene Schnurren einer Katze hinter dem Ofen. An der Kreuzung der 42sten Straße brannte die rote Ampel, und ich musste halten. Ein cremefarbener Pontiac schob sich neben mich.
    Am Steuer saß ein livrierter Chauffeur und daneben ein Bulle von einem Kerl, der das Wort »Leibwächter« vor sich her zu tragen schien. Als ich einen Bück durch die Glasscheibe in den Fond des Wagens warf, blieb mir fast die Spucke
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