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Die Stille zwischen den Sternen

Die Stille zwischen den Sternen

Titel: Die Stille zwischen den Sternen
Autoren: Juergen Banscherus
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antworte ich. »Es bleibt bei unserer Abmachung.«
    Du lächelst und schließt wieder die Augen. Wenig später sind deine gleichmäßigen Atemzüge zu hören, dann und wann unterbrochen von einem kurzen Schnarchen.

    »Welche Abmachung meint er?«, fragt deine Mutter.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen«, antworte ich. »Das ist eine Sache zwischen ihm und mir.«
    Es scheine dir sehr wichtig zu sein, sagt sie.
    »Warum?«
    »Seit heute Morgen spricht er nur von ›Doktor‹ und ›Buch‹«, antwortet sie.
    Ich wechsele das Thema. Ob Rieke schon da gewesen sei, will ich wissen.
    Deine Mutter nickt. Das Mädchen sei gestern aus Tunesien zurückgekommen und den ganzen Morgen hier gewesen.
    »Und?«, frage ich.
    »Zuerst war sie ziemlich geschockt«, antwortet deine Mutter. »Für einen Moment dachte ich, sie hält es nicht aus, sie rennt gleich aus dem Zimmer. Aber dann hat sie gesehen, wie sich Jonas gefreut hat, und ist geblieben. Gegen Abend will sie wiederkommen.«
    »Das wird Jonas helfen«, sage ich. »Mehr als alles andere.«
    »Vielleicht«, sagt deine Mutter. Sie nimmt deine gelähmte Hand. Von einem Moment zum anderen scheint sie mich vergessen zu haben.
    Leise verlasse ich das Zimmer. Auf dem Flur kommt mir der Kommissar entgegen. Ich habe in den letzten Tagen überhaupt nicht mehr an ihn gedacht.
    Wie es dir gehe, fragt er.
    »Er schläft gerade«, antworte ich. »Im Übrigen ist er noch nicht vernehmungsfähig.«

    Winter zieht eine CD aus der Jackentasche. »Simple Minds«, nicht unbedingt die Musik, die ich mag.
    »Ich wollte ihn nur besuchen«, sagt der Kommissar.
    »Seine Eltern haben mir erzählt, dass er diese CD noch nicht hat. Dann komme ich eben ein anderes Mal wieder.«
    Während wir zum Ausgang gehen, fragt Winter: »Was hat der Junge?«
    »Wir haben ein Gerinnsel aus Jonas’ Kopf entfernt«, antworte ich. »Und jetzt ist der Junge halbseitig gelähmt und zeigt Symptome einer motorischen Aphasie.«
    »Aphasie?«, fragt der Kommissar.
    »Jonas hat Schwierigkeiten bei der Wortbildung«, erkläre ich ihm. »Der Mund will nicht so wie der Kopf.«
    Wie es eigentlich mit Winters Ermittlungen aussehe, frage ich. Ich fühle mich im Augenblick nicht besonders wohl in meiner Haut. Immerhin weiß ich von dir einiges, was die Polizei nicht wissen soll. Aber zum Glück gibt es ja die ärztliche Schweigepflicht.
    »Haben Sie Zeit, Doktor?«, fragt Winter.
    Ich schaue auf die Stationsuhr über dem Ausgang. »Eine Stunde«, sage ich. »Warum?«
    »Hätten Sie einen Kaffee für mich?«
    »Natürlich. Kommen Sie.«
    Während das Wasser für den Kaffee zu kochen beginnt, fragt der Kommissar: »Kann ich mich darauf verlassen, dass das, was Sie jetzt hören, unter uns bleibt?«
    »Geht es um die Nacht auf dem Katzenberg?«
    »Um die auch.«
    »Sie müssen mir nichts erzählen«, sage ich.

    »Es ist eine Absicherung für mich«, sagt Winter. »Sie werden gleich verstehen, warum.«
    »Ich habe inzwischen eine ziemlich genaue Vorstellung von dem, was passiert ist«, beginnt er. »Jonas hat eine Bombe gebaut, um sie im Gasometer explodieren zu lassen. Warum er das getan hat, weiß ich nicht. Vielleicht wollte er es nur mal kräftig knallen lassen. Vielleicht hat er aber auch einen anderen Grund gehabt. Mit ziemlicher Sicherheit ist er bei seinen Vorbereitungen von jemandem beobachtet worden. Und dieser Jemand hat ihn gezwungen, ein Päckchen zum Sendemast zu bringen. Wir haben das Packpapier mit Jonas’ Fingerabdrücken gefunden. Was in dem Päckchen war, weiß ich nicht, und genauso wenig, ob der Junge es geöffnet hat oder jemand anderes. Wegen dieses Päckchens ist Jonas überhaupt in der Nacht zum Katzenberg gegangen. Hätte er nicht die Bombe gebaut und wäre er nicht beobachtet worden, hätte er zu der fraglichen Zeit brav in seinem Bett gelegen.
    Am Mast hat Jonas diesen Mann mit der Baskenmütze gesehen und einen anderen Mann, der hinaufgeklettert ist. Ein Komplize der beiden hat Jonas niedergeschlagen und ihm tausend Mark und den Wandler in die Tasche gesteckt, um den Verdacht auf ihn zu lenken. Das hat ja auch prima funktioniert.«
    »Und? Haben Sie jemanden verhaftet?«, frage ich.
    Winter schüttelt den Kopf. »Das hätte ich gern getan, glauben Sie mir. Jonas hat mir eine genaue Beschreibung des Mannes mit der Mütze gegeben. Aber der Kerl hat ein Alibi. Da ist nichts zu machen.«

    »Und der andere? Der auf den Mast gestiegen ist? Könnte es nicht der Monteur gewesen sein, den Sie am Morgen nach der
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