Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stille zwischen den Sternen

Die Stille zwischen den Sternen

Titel: Die Stille zwischen den Sternen
Autoren: Juergen Banscherus
Vom Netzwerk:
klinkt sich an der Leiter ein und macht sich an den Aufstieg. Der Mann mit den Schlüsseln bleibt am Tor stehen. Ich wage nicht, mich zu rühren.
    Höher und höher steigt der Mann. Er scheint sich mit solchen Masten auszukennen. Immer wieder versetzt er die Karabinerhaken, sichert sich so von Tritt zu Tritt ab. Sein Begleiter am Tor trägt eine Baskenmütze. Mehr kann ich in der Dunkelheit nicht erkennen.
    Schließlich kommt der Kletterer unterhalb der Mastspitze an und öffnet ein Gehäuse, das dort wie eine große Stereobox hängt. Um besser sehen zu können, stehe ich auf. Aber in diesem Augenblick höre ich ein Knacken direkt hinter mir, eine Stimme ruft etwas, das ich nicht verstehe, der Mann mit der Baskenmütze dreht sich zu mir um - dann spüre ich nur noch einen mächtigen Schlag auf den Schädel, und alles wird schwarz. Das Letzte, an
das ich mich erinnern kann, ist das erschrockene Gesicht des Mannes mit der Baskenmütze.

    Das Loch hat sich geschlossen, Doc, ich habe verdammt lange darauf warten müssen. Allerdings wird mir die Zeit, in der ich bewusstlos zwischen den Schlehdornbüschen lag, wahrscheinlich immer fehlen. Und wer den Rettungswagen alarmiert hat, werde ich auch nur erfahren, wenn sich dieser Unbekannte meldet. (Vielleicht war es ja jemand von den Leuten, die mich niedergeschlagen haben.) Zumindest weiß ich jetzt, was in der Nacht passiert ist. Oder besser: was nicht passiert ist.
    Ich bin nicht auf den Mast geklettert. Ich habe den Wandler nicht ausgebaut. Ich habe dafür keine tausend Mark gekriegt. Ich bin nicht beim Abstieg abgestürzt. Es hat niemand für mich Schmiere gestanden, kein Mädchen und kein Junge.
    Ich bin niedergeschlagen worden, weil ich etwas gesehen habe, was ich nicht sehen durfte. Und dann haben sie mir den ausgebauten Wandler und tausend Mark in die Taschen gesteckt, um den Verdacht auf mich zu lenken. (Das hat ja auch sehr gut funktioniert. Ich selbst habe an den Absturz geglaubt!) Und jetzt haben die Leute Angst, dass ich rede.
    Aber was weiß ich schon? Ich habe keine Ahnung, warum sie den Wandler ausgebaut haben. Ich verstehe nicht, warum sie ihn nicht wieder eingesetzt haben. Ich wüsste gern, warum sie sich in eine solche Gefahr begeben haben, wo man sich doch so ein elektronisches
Teil bequem woanders besorgen kann. Oder ging es gar nicht um den Wandler? War der auch nur ein Ablenkungsmanöver? Wollten sie vielleicht damals schon eine Bombe zünden? Und die Bombe war in dem Päckchen, das ich auf den Katzenberg gebracht habe?
    Morgen werde ich zu Winter gehen. Vielleicht findet er heraus, warum der Mast gesprengt worden ist und was die Leute, die mich niedergeschlagen haben, damit zu tun haben.
    Von allem, was wir beide bisher geschrieben haben, habe ich übrigens zur Sicherheit eine Kopie gemacht. Gleich bringe ich Ihnen unser Buch ins Krankenhaus. Wenn es verloren geht oder gestohlen wird, haben wir wenigstens die Kopie.

    Herzliche Grüße
    Jonas

    Lieber Jonas, entschuldige, dass meine Antwort erst heute kommt, wahrscheinlich bist du schon ein paar Mal bei uns im Krankenhaus gewesen. Aber auf der Station gab es so viel zu tun, dass ich nicht mehr wusste, wo mir der Kopf stand. Ich hoffe, dass es bei dir ruhiger zugegangen ist, was ich mir allerdings kaum vorstellen kann.
    Der jüngere der beiden Motorradfahrer - du erinnerst dich? - ist letzte Nacht gestorben. Wir haben alles versucht, es war umsonst. Dem anderen Verletzten geht es inzwischen wider Erwarten gut. Er kann Arme und Beine bewegen und auch die Motorik seiner Finger
wird von Tag zu Tag besser. Jetzt redet er bereits von seiner nächsten Motorradtour. Manche Menschen verdrängen schnell …
    Du erinnerst dich also. Trotzdem bleibt es eine schwierige Situation, du bist nicht zu beneiden. Viel schlauer sind wir beide nicht geworden, außer dass du nun sicher sein kannst, dass du in der Nacht auf dem Katzenberg Opfer gewesen bist und nicht Täter - von deinen Kurierdiensten einmal abgesehen. Wie du bin ich ziemlich sicher, dass die Leute, die du gesehen hast, auch etwas mit dem Anschlag auf den Mast zu tun haben. Nur - warum sie den Mast gesprengt haben, bleibt zumindest vorerst ein Geheimnis.
    Was soll ich von Menschen denken, die am Sonntagnachmittag in einem Naherholungsgebiet einen Sendemast sprengen? Entweder sind sie extrem dumm - oder extrem gefährlich. Vielleicht kommt Winter ja weiter. Hast du mit ihm gesprochen?
    Toll, wie gut du schon wieder sprechen kannst! Wenn die Entwicklung einmal
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher