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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone
Autoren: James Jr. Tiptree
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Menge Zeit aufrecht, ähnelten dabei vielarmigen indischen Göttern und rochen angenehm. Deshalb wurde, sobald die Außerirdischen auf der Erde bekannter waren, das alte Horrorklischee der Science Fiction-Literatur schnell als völlig unpassend erkannt und fallen gelassen.
    Während Todd, Jim und ihr Publikum sich gegenseitig begutachteten, klappten ihre neuen Freunde die Wände ihrer Kammern zurück und schleppten die Kissen zu dem freien Platz in der Mitte »Spricht Einer-zu-Allen. Wir zeigen euch wie.« Sie wiesen Todd und Jim an, sich zu setzen. »Keine Angst. Wenn einer fällt, jeder fängt.«
    Dann postierten sie sich neben Jim und Todd, legten die Übertragungsfangarme über die Schultern der beiden Männer und schienen zu lauschen.
    »Nein – Kleidung zu dick. Ausziehen? Bitte? Luft ist hier gut.« Die beiden Männer nahmen zögernd die Helme ab – wobei sie der plötzliche Nelkenduft fast umwarf – und streiften dann ihre Anzüge ab. Es war ihnen zuerst etwas peinlich, weil alle Augen erwartungsvoll auf sie gerichtet waren, aber was sollte es! Ihr Körper besaß für die Außerirdischen ebensowenig Anziehungskraft wie der eines australischen Beuteltieres für sie selbst. Sie setzten sich wieder, und die Fangarme kehrten auf ihre Schultern zurück. »Aaah! Gut!«
    Mit diesem Ausruf streckten die beiden Außerirdischen ihre anderen Übertragungsfangarme zu ihren Kameraden in den benachbarten Kammern und diese taten das gleiche bei denjenigen, die ihnen am nächsten saßen, bis binnen einer Minute alle Anwesenden in dem großen Amphitheater auf komplizierte Weise miteinander verknüpft waren, mit den beiden Menschen im Mittelpunkt.
    Während dies geschah, fühlte Todd, wie etwas seine Schienbeine berührte. Als er nach unten schaute, bemerkte er einen dunkelblauen Fangarm, der sich aus der Kammer unten im Fußboden zu ihm hochstreckte. Er hörte, oder fühlte in seinen Gedanken etwas, das eindeutig wie ein Kichern klang, und gleich darauf blickten ihn drei Augen über die obere Kante der Kammer hinweg an. Ein würziger Geruch, der Interesse signalisierte, wehte herauf.
    Der Außerirdische neben ihm sandte einen tadelnden Ton und schlug mit einem freien Fangarm nach den Augen. »Kinder!« Bei näherem Hinsehen entdeckten Jim und Todd in der unteren Kammer eine Horde kleinerer Außerirdischer, die offenbar versuchten, irgendwie an der Kommunikationskette teilzuhaben. »Schon gut.« Todd grinste. »Lassen Sie sie doch.«
    Und so durften sich die kleinen Kerle in das Gespräch hineinschleichen, indem sie die Beine und Füße ihrer beiden großen Freunde mit ihren Fangarmen berührten.
    »Fertig ... Fangt Ihr an?« sagte der Außerirdische neben Jim. »Oh, Moment ... ich heiße Angli. Angli«, wiederholte er laut. »Euer Name?«
    »Guten Tag, Angli«, sagte Jim. »Wir heißen Menschen.« Er zeigte auf seinen nächsten Nachbarn. »Besitzt du auch einen eigenen Namen? Für dich allein?«
    Nun wurden die beiden Männer zum ersten Mal mit dem einzigen großen Problem bei der telepathischen Verständigung konfrontiert – dem Fragenstellen. Es dauerte ein paar Minuten, bis sie einzelne Individuen identifiziert hatten, und selbst dann waren sie sich nicht sicher, ob sie alles richtig verstanden hatten. »Anscheinend«, sagte Jim, »genügt es, sich kurz die Person vorzustellen, ihr Auge oder irgendeine Besonderheit an ihr. Ich glaube nicht, daß verbale Namen häufig gebraucht werden. Doch unsere beiden Freunde hier heißen anscheinend Urizel und Azazel oder so ähnlich, aber ich kann mich nicht dafür verbürgen. Wir versuchen es einfach mal mit diesen Namen. Vielleicht stimmt es ja.« Dann legte er den Arm um Todd. »Wir beide ... Menschen«, sagte er. Dann mit eine Geste zu Todd: »Doch er allein ... Todd. Ich bin ... Jim. Todd ... Jim. Jim ... Todd. Verstanden?«
    »Du Tarzan, ich Jane«, murmelte Todd.
    »Halt die Klappe, Schwachkopf! Für solche Scherze ist jetzt kein Platz. Wir müssen erst sicher sein, daß sie überhaupt verstehen, was ein Witz ist ... Also, Urizel, Azazel und all ihr anderen – was wollt ihr zuerst über uns Menschen wissen?«
    Und damit begann das spektakulärste Anthropologieseminar ihres Lebens.
    Überraschend schnell spielten sich ihre beiden Freunde darauf ein, ihnen abwechselnd die Fragen und Bilder der übrigen Außerirdischen zu übermitteln. Weniger überraschend war, daß die ersten Fragen, bedingt durch ihren Medienkonsum, hauptsächlich ökonomischer Natur waren. Todd hatte das
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