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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone
Autoren: James Jr. Tiptree
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sich. Wir konnten die beiden durch das Fenster winken sehen. Und dann erhob sich das Ding einfach in die Luft und flog geräuschlos, wie durch Zauberkraft, über die Kamera und die Landefähre hinweg, und wir verloren es aus den Augen. Und dabei blieb es die nächsten sechsunddreißig Stunden, bis ...
    »Miss Tanton, haben Sie keine Tonbänder mit dem, was die Astronauten berichteten, als sie zurückkamen? Ich kriege kein Wort mehr heraus.«
    Jetzt kommt also eine Pause. Den folgenden Teil habe ich den Bändern entnommen, auf denen Jim und Todd über ihren Ausflug berichteten, und der offiziell freigegebenen Version davon, die damals in der Times erschienen ist. Ich habe einen Stapel Kopien im Kämmerchen des Hausmeisters gefunden.
    Aber zuvor sollte ich vielleicht noch erwähnen, daß Reverend Perry in der Umlaufbahn auch nicht faul gewesen war. Die Kontrollstation hatte immerhin noch einen Astronauten zur Verfügung, der Befehle entgegennahm, und sie sagten ihm, er solle herausfinden, woher das DING mitten in der Nacht gekommen sei. Er fummelte eine Weile an seinen Teleskopen und Sensoren herum, und als Jim und Todd ihr Freßpaket holten, hatte Perry seinen Bericht fertig. Im Osten, im Vorgebirge des Mount Eleuthera, hatte er ein marsianisches Gebäude oder Objekt entdeckt, das einem großen, aus Blasen geformten Hügel ähnelte. Für eine Stadt sah es recht eigenartig aus – keine Vororte oder Straßen, keine Wege, die hineinführten oder wieder heraus, keine besonderen Merkmale, an denen man sich hätte orientieren können (inzwischen wissen wir natürlich, daß es sich um ein Raumschiff handelte).
    Als die fliegende Hantel mit den beiden Menschen an Bord aus dem Aufnahmebereich der NASA-Kamera verschwand, wußte Perry also, wo er sie wieder finden konnte. Übrigens benahm sich Perry, obwohl er Anweisungen befolgte, auch merkwürdig. Von sich aus erwähnte er nichts davon, aber als man ihn direkt fragte, gestand er, Stimmen in seinem Kopf zu hören. Zuerst sagte er etwas von einem »Klingeln in seinen Ohren«, aber als die Stimmen der Außerirdischen über die Radiofrequenz hereinkamen, klappte er auf die Knie nieder. Die Kontrollstation konnte genug sehen, um feststellen, daß er gleichzeitig zu beten und zu weinen versuchte. Das störte sie weniger – angesichts des Aufruhrs, in dem sie sich sowieso gerade befanden – denn der Reverend war dafür bekannt, daß er sich in kurze Gebete versenkte, wann immer er eine besonders schöne Aussicht im Weltraum zu Gesicht bekam, und er konnte nicht leben, ohne jeden glücklichen Umstand mit kleinen Danksagungen zu begleiten. Allerdings war ihm dieses Verhalten nicht richtig bewußt, und weil es seine Leistungsfähigkeit in keiner Weise beeinträchtigte, hatte sich die NASA vielleicht gedacht, es sei besser, für alle Fälle gewappnet zu sein und jemanden wie ihn mitzuschicken. General Streiter fragte ihn, ob alles in Ordnung sei.
    »Ich möchte mich im Moment nicht näher äußern«, erwiderte Perry. »Es wäre in dieser Phase unserer Expedition nicht angebracht. Aber ich glaube ernsthaft, daß wir eine ... eine ... höhere Macht getroffen haben, und daß sie uns, wenn wir uns würdig erweisen, sehr viel Gutes bringen wird.«
    General Streiter nahm die Antwort schweigend zur Kenntnis. Er wußte, daß Perry ein gleichgesinnter Kommunistenhasser war, und er hatte erwartet, daß der Reverend hinter der plötzlichen Erscheinung dieses DINGES ein Schurkenstück der Roten vermutete. Doch Perry schlug offenbar einen anderen Kurs ein, und der General achtete ihn zu sehr, um ihm zu widersprechen.
    Also zurück zu Todd und Jim, die geräuschlos wie durch Zauberhand über die Marslandschaft hinweggeflogen wurden. Sie saßen an dem großen Türfenster. Der Start war so sanft gewesen, und Jim sagte später, er hätte überhaupt nicht gemerkt, daß sie flogen, wenn er nicht herausgeschaut hätte. Die beiden waren nun auch nicht mehr beunruhigt über die fehlenden Gurte oder Haltevorrichtungen in der gepolsterten Kammer.
    Natürlich hielten sie nach einer Stadt oder so etwas Ausschau, wenigstens nach einer Tunnelöffnung, doch der >Blasenhügel<, von dem Perry ihnen berichtete, überraschte sie. Unterhalb der Stelle, wo der Hügel am höchsten war, schienen ein oder zwei Blasen zu fehlen, so daß sich eine Öffnung ergab. Als sie sich darüber befanden, merkten sie, daß ihr Gefährt haargenau in diese Öffnung hineinpaßte. Die Vorwärtsbewegung wurde langsamer, und die Kapseln,
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