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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone
Autoren: James Jr. Tiptree
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die sie befördert hatten, senkten sich mit einem leisen nichtmetallischen Reiben in die leeren Schlitze. Todd war begeistert. »Mann, das hier ist ein riesiges Raumschiff – und wir saßen im Beiboot!« Er hatte genau das richtige Bild gesendet. »Jaaahhh!« antworteten die Außerirdischen im Chor. »Unser Schiff!«
    Bevor Jim und Todd etwas vom Innern des Schiffes erkennen konnten, öffnete sich in ihrer Kammer ein seitliches Fenster, und ein hellblauer, lederartiger Strunk oder Fangarm vom Umfang eines Feuerwehrschlauches erschien. »Hallo!« sagte eine deutliche Stimme in ihren Köpfen.
    »Hallo!« erwiderten Todd und Jim laut.
    Der Fangarm streckte sich zu Jims Hand aus. Unwillkürlich zuckte Jim zurück. »Hallo? Guten Tag? Freunde?« sagte die lautlose Stimme. »Berühren?«
    Zögernd streckte Jim die Hand aus, und zu seiner Überraschung klappte es nach einigem Hin und Her, den Kontakt herzustellen, den der Außerirdische wünschte.
    »Er möchte uns die Hand schütteln!« rief er Todd zu.
    »Ja! Freunde! Hände schütteln!« Ein weiteres Fenster öffnete sich, und der zweite Außerirdische wurde sichtbar. Sein Fangarm war größer, runzliger und von einem helleren Blau. »Freunde?«
    Enthusiastisches Händeschütteln folgte. Nun schien es, als hätte der zweite Außerirdische noch mehr im Sinn. Die Spitze des Fangarms zerrte unbeholfen, aber freundschaftlich an Todds Handschuh. Gleichzeitig erhielt Todd die verworrene gedankliche Aufforderung, ihn auszuziehen, um sich zu unterhalten.
    Als er den Handschuh auszog und mit der bloßen Hand das Fleisch des Außerirdischen berührte, schnappte er nach Luft und geriet beinahe ins Taumeln.
    »Was ist passiert? Todd?“
    »Alles in Ordnung, aber – es ist sehr ... versuch's auch mal!«
    Jim zog den Handschuh aus und erfaßte die Spitze des Fangarms. Sofort verschlug es ihm gleichfalls den Atem, denn mit der Berührung stürmte eine Flut von Informationen auf ihn ein, verbal und bildlich, Satzfetzen, Bilder vergangener Ereignisse, Vermutungen, Vorstellungen, außerdem ein Bild seiner eigenen Person, Pläne, Spekulationen, Fragen – er befand sich im Bewußtsein eines Außerirdischen!
    Jim und Todd lachten, begeistert von diesem überwältigenden einmaligen Erlebnis, das sich ihnen bot, und von der anderen Seite der gepolsterten Wände antwortete ihnen ebenfalls Lachen. Ein angenehmer zimtartiger Geruch drang durch ihre Luftfilter. Sie waren die ersten Menschen, die den würzigen Duft rochen, den die Außerirdischen absonderten, wenn sie aufgeregt und interessiert waren.
    »Langsam, langsam – wir brauchen etwas Übung!« japste Jim. Er versuchte, dem Außerirdischen, dessen blauen Fangarm er ergriffen hatte, diesen Gedanken zu übermitteln und erhielt als Antwort starke Zustimmung. Vorsichtig bewegte der Außerirdische den Fangarm in Jims Hand, bis sich nur noch bestimmte Teile der Hautoberfläche berührten und der Gedankensturm langsam abflaute. Dann tippte er Jims Handfläche in einer Weise an, die sie bald als Zeichen für »Ich will Euch etwas sagen/zeigen« kennenlernen sollten. Und Jim erblickte einen zusammenhängenden, klar verständlichen >Film< über das außerirdische Blasen Raumschiff, wie es sich vor einiger Zeit der Erde genähert, die Kommunikationskanäle in der Luft, Radio und auch Fernsehen, abgehört und sich die große zusammenhängende Landmasse von Nordamerika ausgesucht hatte, um noch mehr Informationen zu sammeln. »Gleiche Sprache«, sagte eine Stimme in Jims Kopf. »Viele Bilder – lernen viel davon.« Dann sah er Ausschnitte dessen, was sie sich zum Lernen auserkoren hatten – deutlich identifizierbare Szenen aus Dallas, Sesame Street, Miami Vice, den täglichen Nachrichten –und eine unendliche Flut Werbung. »Vieles nicht verstanden.«
    Herrjeh! Jim wollte unterbrechen, aber es gelang ihm nicht. Er schloß aus den Bildern, daß die Außerirdischen ein paar feindliche Reaktionen bei der amerikanischen Luftwaffe hervorgerufen hatten. Sie hatten außerdem bald herausgefunden, daß sich auf der Erde große Bevölkerungsgruppen äußerst feindselig gegenüberstanden. Als sie deshalb schon drauf und dran gewesen waren, der Erde den Rücken zu kehren – »Suchen nach besserem Planeten« –, hörten sie von der bevorstehenden Marsexpedition. Das schien ihnen eine passende Gelegenheit und ein geeigneter Ort sein, um mit der Menschheit Kontakt aufzunehmen. Und hier waren sie nun, und unsere beiden Astronauten ebenso, die sich tief im
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