Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone
Autoren: James Jr. Tiptree
Vom Netzwerk:
Metern Entfernung von ihrer Hauptluke lag. Es bestand aus zwei kugelförmigen, irgendwie sechseckigen Gebilden, die durch eine lange dicke Stange miteinander verbunden waren – wie eine richtige Hantel. Nur daß sich in der Mitte dieser Verbindungsstange eine Kammer befand, die etwa drei Meter Durchmesser hatte. Wir konnten sie deutlich erkennen, weil ihre Vorderfront wie bei einer riesigen Falttür zurückgeklappt war. Innen wirkte die Kammer gepolstert. Der Computer ließ sie hellblau erscheinen und die beiden Klumpen auf dem Boden, die an Sitzkissen erinnerten, rostfarben.
    Die kugelförmigen Gebilde besaßen rundherum Fenster, die alle gleich aussahen.
    Und in dem Fenster, das uns am nächsten lag, dem Fenster, in das wir hineinsehen konnten, bewegte sich etwas oder flackerte, etwas Glänzendes, von noch hellerem Blau. Es dauerte eine Sekunde oder so, bis wir es identifizieren konnten, weil es so groß war – über einen Meter lang und beinahe vollständig rund.
    Es war ein Auge. Ein riesiges, feuchtschimmerndes lebendes Auge, blau mit einem weißen Rand. Und es schaute uns an.
    Als hätte das Geschöpf, zu dem es gehörte und das sehr groß sein mußte, sich in der Kammer zusammengerollt und sein Auge ans Fenster gepreßt. Irgendwiewußten wir von Anfang an, daß das Wesen oder die Kreatur oder was immer es auch war, nur ein einziges Auge besaß.
    Außer uns anzuschauen (oder vielmehr die Kamera), ließ es den Blick auch noch herumschweifen, um die Landefähre und die Umgebung zu betrachten.
    Während der ganzen Aufregung versuchten Todd und Jim, uns etwas zu sagen. Ich befand mich nicht ganz im Zentrum des Geschehens, aber immer wenn ich in die Nähe der Sprechverbindung kam, hörte ich Sätze wie: »Wir sind nicht verrückt! Glaubt mir, wir sind völlig klar im Kopf! Es versucht, telepathischen Kontakt mit uns aufzunehmen. Ja, in Englisch. Wir haben zwei Worte verstanden – Peace und welcome. Immer und immer wieder. Nein, wir sind nicht übergeschnappt! Wenn es doch bloß eine Möglichkeit gäbe, diese Stimme übers Mikrofon ...«
    Was sie erzählten, klang immer verrückter. Ich glaube, die Kontrollstation machte es ihnen ziemlich schwer, vor allem General Streiter, der fest davon überzeugt war, daß es sich hier um irgendeinen fiesen Trick der Russen handelte. Natürlich gab es überhaupt keine Möglichkeit, eine mentale Stimme über die Antenne zu uns zu funken. Die Außerirdischen lösten dieses Problem selbst. Gerade als Jim zum hundertsten Mal versicherte, daß er noch alle Tassen im Schrank und auch nicht zuviel Kaffee getrunken hatte, setzte die Verbindung für einen Augenblick aus, und dann versank alles in dieser mächtigen, ruhigen Stimme.
    »FRIEDE ...« sagte sie. Und dann: »SEID WILLKOMMEN!«
    Etwas an dieser Stimme und ihrem Tonfall verwandelte die Kontrollstation einen Augenblick lang in eine Kathedrale. »FRIEDE! ... SEID WILLKOMMEN ... FRIEDE! FREUNDE ...«
    Danach setzte sie sehr sanft und majestätisch hinzu: »KOMMT ... KOMMT ...« Und die Kontrollstation begriff, daß Todd und Jim sich anschickten, die Landefähre zu verlassen.
    Hölle, Tod und Teufel!
    Ich überspringe jetzt mal, was dann geschah, wie die Kontrollstation den beiden befahl, unter allen Umständen in der Fähre zu bleiben, nicht einmal eine Hand ins Freie zu strecken und sich sofort wieder auszuziehen – Jim und Todd legten gerade seelenruhig ihre Anzüge an – und was ihnen sonst noch alles an Befehlen einfiel, und wie General Streiter jedem, den er zu Gesicht bekam, auf dem Mars oder auf der Erde, mit dem Kriegsgericht drohte, bis es schließlich so weit eskalierte, daß der Präsident aus dem Bett geholt wurde, um ein Machtwort zu sprechen. Später habe ich herausgefunden, daß der arme Kerl so durcheinander war, daß er dachte, die beiden würden sich weigern auszusteigen, und er müßte sie dazu bewegen! Und hinzu kam noch die viereinhalbminütige Zeitverzögerung und diese mächtige Stimme, die mit ihrem »FRIEDE ...SEID WILLKOMMEN!« alles übertönte.
    Zu guter Letzt kapierte sogar der General, daß man nicht das geringste dagegen tun konnte, daß sich, dreiundsiebzig Millionen Kilometer von uns entfernt, zwei Männer von der Erde darauf vorzubereiten, ihre Landefähre zu verlassen und auf der Marsoberfläche DEN AUSSERIRDISCHEN gegenüberzutreten.
    (Hier Theodora Tanton. Wißt Ihr, wir alle waren damals so überzeugt davon, daß auf dem Mars kein Leben existierte, das über die Entwicklungsstufe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher