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100 Tage Sex

Titel: 100 Tage Sex
Autoren: Douglas Brown
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Einleitung
    EBENSO WIE SIE HABE AUCH ICH meinen Anteil an Tagen gehabt, die ich als großartig bezeichnen würde. Die Tage zum Beispiel, an denen meine Töchter geboren wurden, sind nur schwer zu toppen. Ich erinnere mich auch an einen langen Nachmittag am Strand von Jersey in den frühen Achtzigern; eine Welle nach der anderen rollte herein, glasig und wunderbar, und ich surfte, bis es dunkel wurde. Da war diese herrliche Bergtour mit meinem Bruder; bei Sonnenaufgang stiegen wir los und beschlossen den Tag, zurück im Tal, bei Cheeseburgern mit grünen Chilis und Bier. Bis wir in unseren Hängematten lagen, war es bereits nach Mitternacht. Und dann gab es da noch diesen ansonsten ganz gewöhnlichen Tag in dem Jahr, als ich vierzig wurde. An jenem Tag sprach meine Frau Annie den Satz aus, der unsere Ehe entscheidend verbessern würde.
    Dieser umwerfende Tag begann in Florida, wo ich gerade eine einwöchige Konferenz zum Thema »Sex, Populärkultur und Medien« hinter mir hatte. Ich bin Journalist, und damals gehörte Sex - Pornografie, Stripperinnen, Sexsucht, all das Zeug - zu meinem Themengebiet. Den Nachmittag verbrachte ich hauptsächlich im Flugzeug.
Fliegen gehört nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, aber der Tag wurde besser, als Annie mich am Flughafen von Denver abholte. Sie hatte sich in ihrem typischen Stil zurechtgemacht, den sie »messy sexy« nennt - ihr dichtes kastanienbraunes Haar war locker am Hinterkopf festgesteckt, breite Strähnen fielen auf ihre Schultern; die fröhlich gemusterte Bluse ließ einen Hauch von Brustansatz erkennen, dazu trug sie ihre israelischen Lieblingssandalen und roten Lippenstift. Ihr Lächeln und ihre leuchtenden Augen sagten: »Willkommen daheim, Liebling!« Hinten im Minivan entdeckte ich Joni, fast sieben, und die dreijährige Ginger. Beide überschlugen sich schier vor lauter »Daddy! Daddy! Daddy!«.
    Als wir am Abend die Kinder ins Bett gebracht hatten, schlüpften Annie und ich wie üblich in etwas Bequemeres: Annie zog ihren fadenscheinigen Blümchenschlafanzug an, ich meine blaue, mindestens fünfzehn Jahre alte Jogginghose mit fünf Taschen. (Ich bin ein großer Taschenfan. Seit unserem ersten Rendezvous habe ich Annie mindestens 486-mal verkündet: »Ich stehe auf Taschen!«) In den beiden vorderen Hosentaschen wohnen meine Stofftaschentücher - ohne die gehe ich nämlich nirgendwohin. (Vielleicht rührt daher auch mein Taschenwahn.)
    Vermutlich habe ich wohlig geseufzt - so wie andere Leute, wenn sie in die Badewanne gleiten -, als ich meine joggingbehosten Beine unter die Decke steckte, meinen Rücken gegen das dicke Kissen mit den plumpen Armen drückte und mich darauf einrichtete, vor dem Einschlafen noch ein, zwei Stunden zu lesen. Bald schob auch Annie ihren hübschen kleinen Körper unter die Decke, setzte sich wie ich auf, gegen ihr gammliges, ebenfalls bearmtes
Kissen gestützt. (Diese Kissen heißen »husbands«, Ehemänner, vielleicht, weil Ehefrauen sich darauf stützen. Aber sollte dann nicht das Kissen, auf das ich mich stütze, »wife« heißen?)
    Und so saßen wir nebeneinander, gemütlich eingepackt, und lasen. Irgendwann begann ich von der Konferenz zu erzählen. In der überbordenden Fülle von Eindrücken hatte ich vieles schon wieder vergessen, an ein trauriges Detail erinnerte ich mich aber noch ganz genau.
    »Stell dir vor«, sagte ich, »dort erzählte ein Däne von Selbsthilfegruppen bei sich daheim, in denen Männer sich austauschen, die in einer festen Beziehung leben, aber seit mindestens hundert Tagen keinen Sex mehr hatten. Die Vereinigungen heißen ›Hundert-Tage-Clubs‹ oder so. Zumindest habe ich das so verstanden; er hatte einen furchtbaren Akzent.« Annie meinte dazu: »Die sexlose Ehe, das ist inzwischen ein großes Talkshow-Thema. Beide Partner sind im mittleren Alter und schon seit etlichen Jahren zusammen; sie arbeiten und ziehen die Kinder groß. Und irgendwie fällt dabei der Sex unter den Tisch.«
    Ja, dachte ich, das klingt irgendwie vertraut.
    Wir waren seit etwa vierzehn Jahren ein Paar, seit fast elf Jahren verheiratet. Und Kinder hatten wir auch schon knapp sieben Jahre. Wir waren beide berufstätig. In den ersten Jahren war der Sex hervorragend gewesen, aber als wir uns beide auf die Mitte dreißig zubewegten, schwanden Quantität und Qualität dahin. Berufliche Belastung und das Alter sorgten dafür, dass wir uns am Abend zunehmend nicht mehr nach Bettathletik sehnten, sondern nur noch danach, uns
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