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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone
Autoren: James Jr. Tiptree
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vertrauten Gespräch mit ihnen befanden, ohne überhaupt die Gesichter ihrer neuen Freunde gesehen zu haben. (Von Anfang an hatten die beiden keinen Zweifel daran, daß es sich um ein friedliches Zusammentreffen handelte und daß hier eine Freundschaft entstand, die sich von Minute zu Minute vertiefte.)
    »Wollt Ihr jetzt andere begrüßen? Damit wir uns mehr unterhalten können?«
    »Ja, natürlich!«
    Eine Bildfolge in ihren Köpfen bereitete Todd und Jim vor, und dann verschwand die ganze Rückwand der Kammer und gab den Weg frei in einen großen, gedämpft beleuchteten Raum. Als Jim und Todd hineingingen, entdeckten sie, daß der >Blasenhügel< eigentlich eine Muschel mit einem offenen Kern war. Alle >Blasen< öffneten sich zu einer gemeinsamen Fläche hin, die einige Objekte enthielt, deren Zweck sie nichterkennen konnten. An den Wänden, an der Decke, sogar an den Fußböden erblickte man Kammern wie die, aus der Jim und Todd gekommen waren, einige hell erleuchtet, andere dämmrig oder dunkel, so daß der Eindruck eines großen Auditoriums oder einer Versammlungshalle entstand. Am Eingang fast jeder Kammer befand sich ein Außerirdischer, manchmal auch zwei oder mehr. Alle hatten ihr einziges Auge auf Jim und Todd gerichtet.
    Jetzt muß ich pausieren, das Folgende in Anführungszeichen setzen oder Euch irgendwie anders auf das vorbereiten, was ich bis jetzt, wie Ihr wohl bereits gemerkt habt, vermieden habe zu beschreiben – die Gestalt der Außerirdischen.
    Die Farbe wißt Ihr schon – meistens himmelblau, manchmal heller, manchmal dunkler, von schieferfarben bis pfauenblau, fahlem blauem Schaum bis zu marinefarben. Und die großen Augen waren recht menschlich, wenn auch von der Größe eines Spindes. Die Fangarme kennt Ihr auch schon – jeder hatte an der Spitze eine Reihe Saugnäpfe, die aber offenbar nur dann benutzt wurden, wenn ihr Besitzer sich irgendwo festhalten wollte.
    Ihr wißt aber nicht, wie sie sonst noch aussahen.
    Es gibt nur ein Tier auf der Erde, ein einziges, dem sie ähnelten, diesem aber ausgesprochen stark. Um es unverblümt zu sagen – die Außerirdischen glichen riesigen tiefblauen Kraken.
    Natürlich war diese Ähnlichkeit fatal. Sie beschwor sämtliche alten Horrorvorstellungen über Außerirdische herauf. Aber man konnte es nicht leugnen – sie waren tatsächlich große luftatmende Kraken, die sich, wie wir später erfuhren, in den Ozeanen ihres Heimatplaneten entwickelt hatten und dann, als ihre Meere austrockneten, aufs Land wanderten. Die Mäntel hatten ihre Fortbewegungsfunktion verloren und vier der hinteren Fangarme waren zu Gliedmaßen umgebildet, mit denen sie an Land laufen konnten. Die übrigen Fangarme hatten die telepathischen Hand-zu-Hand Übermittlungsfähigkeiten ausgebildet.
    Ihre Köpfe thronten groß, kahl und glänzend über dem einzigen Auge, und ihre Mäntel begannen dort, wo eigentlich das Kinn sein sollte. Nase, Mund oder Schnabel, oder was immer sie auch besaßen, waren darunter verborgen. Unter den ausgefransten Mantelsäumen konnte man eine Masse blauer pelzartiger Organe sehen, zwischen sehr kleinen, zierlichen Tentakeln, deren Zweck keiner kannte.
    Wären sie nicht von dieser wirklich bezaubernden Farbe gewesen und hätten ihre großen Augen nicht so bemerkenswert freundlich geblickt, wäre die erste Reaktion eines Menschen auf diese Außerirdischen tiefer Abscheu, gepaart mit Entsetzen, gewesen.
    Die Presse flippte zuerst völlig aus. GIGANTISCHE RIE-SENKRAKEN AUF DEM MARS! Sogar die seriösen Blätterschreckten nicht vor solchen Schlagzeilen zurück. KRA-KEN! – dieses bloße Wort war die schlechteste Werbung, die man auf der Welt haben konnte. Das ist der Grund, weshalb ich mich mit diesen ganzen Vorreden aufgehalten habe, anstatt gleich aus den Nachrichten zu zitieren.
    Als die ersten Fotos kamen, besserte sich die Sache etwas, weil die Haltung der Außerirdischen so graziös und gewandt war. Und ihre hauptsächlich strahlenförmigen Körper befanden sich augenscheinlich gerade in der Umwandlung zu einer zweiteilig symmetrischen Form – die vier hinteren Fangarme waren viel länger und kräftiger und machten die vier vorderen beim Laufen überflüssig. Wenn ein kleiner Außerirdischer – wie es später geschah – eine lange Robe mit einer Kapuze trug, die das kahle glänzende Haupt über dem Auge verbarg, konnte man ihn ohne weiteres für einen großen, irgendwie oberkörperlastigen Menschen halten. Und die Außerirdischen verbrachten eine
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