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Serial

Serial

Titel: Serial
Autoren: J Kilborn , Blake Crouch
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Tampa, 1978
    » Sagen Sie mal, wissen Sie denn nicht, dass Trampen ganz schön gefährlich sein kann?«, fragte der Mann hinter dem Steuer. » Man weiß nie, wer anhält.«
    Donaldson wischte sich den Schweiß von der Stirn und beäugte den Mann durch die halb heruntergelassene Beifahrerscheibe des Lincoln Continental. Der Fahrer war unscheinbar, ungefähr so alt wie Donaldson selbst, und trug einen Anzug, dessen Farbe zum Auto passte.
    » Ich werde hier draußen gebraten«, meinte Donaldson, und das war gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt. Er war den ganzen Weg entlang des verlassenen Highways marschiert. Drei Stunden in der brütenden Hitze der Sommersonne. » Mein Auto hat den Geist aufgegeben. Wenn Sie mich ausrauben oder töten wollen, dann nur zu. Hauptsache, Sie haben eine Klimaanlage.«
    Donaldson zwang sich zu einem breiten Grinsen und hoffte, dass er damit Mitleid erregte und gleichzeitig so wenig bedrohlich wie möglich wirkte. Sein Versuch wurde mit Erfolg gekrönt, denn die Zentralverriegelung wurde klickend geöffnet.
    Reich sein hat was, dachte Donaldson angesichts der schicken automatischen Schlösser. Er machte die Beifahrertür auf und wuchtete seinen gewaltigen Körper auf den Ledersitz.
    » Vielen Dank«, sagte er.
    Im Auto war es kühler als draußen, wenn auch nicht viel. Donaldson wunderte sich, ob die Klimaanlage überhaupt funktionierte, legte die Hand über den Luftauslass und verspürte lediglich einen schwachen Hauch kühlerer Luft.
    » Es freut mich, wenn ich einem Mitreisenden behilflich sein kann. Ich heiße Mr. K.«
    » Donaldson.«
    Keiner der beiden machte Anstalten, dem anderen die Hand zu reichen. Mr. K. blickte kurz in den Rückspiegel, ehe er auf das Gaspedal trat. Der Achtzylinder röhrte auf, und die Reifen drehten auf dem Schotter durch, bis die Luxuskarosse wieder festen Asphalt unter sich hatte und davonraste.
    Donaldson machte es sich bequem und rückte den 38er-Revolver zurecht, den er in der vorderen Hosentasche seiner Jeans versteckt hatte. Die Hose war trotz seines gewaltigen Umfangs weit genug, dass Mr. K. wohl kaum etwas davon gemerkt haben konnte.
    » Sie haben einen Sonnenbrand«, sagte Mr. K.
    » Die Sonne brennt nun mal.«
    Donaldson fasste nach seinem freien Oberarm. Er war rot wie ein frisch gekochter Hummer, und bei der Berührung zuckte Donaldson vor Schmerz zusammen. Dann klappte er den Schminkspiegel der Sonnenblende auf, um sich sein Gesicht genauer anzusehen. Es sah aus, als ob ihn sein Vater gerade nach allen Regeln der Kunst verdroschen hätte, und tat beinahe genauso weh.
    » Ihr Auto– ist das ein Pinto?«, wollte Mr. K. wissen.
    » Mein Auto?«
    » Ein Pinto. Ich habe einen vor knapp zehn Kilometern am Straßenrand stehen sehen.«
    Donaldson wägte die Vor- und Nachteile davon ab, die Wahrheit zu sagen. Es würde wohl nichts ausmachen, wenn er es zugab. Ehe er fortgegangen war, hatte er noch einmal sämtliche Fingerabdrücke weggewischt.
    » Mir hat es den Motor zerrissen. Ein Zylinder, glaube ich.«
    » Und warum haben Sie nicht auf die Polizei gewartet?«, fragte Mr. K.
    Wieder zögerte Donaldson, ehe er den Mund aufmachte. » Ich bin kein großer Freund der Bullen«, gab er endlich zu.
    Mr. K. nickte. Donaldson bezweifelte, dass sein Gegenüber seine Meinung teilte. Der Mann hatte kurze Haare, war gut angezogen und besaß einen gediegenen fahrbaren Untersatz. Die Cops würden ihn zufriedenlassen. Sie hatten zu viel damit zu tun, Leute mit langen Haaren, Bärten und zerschlissenen Jeans zu schikanieren.
    Leute wie mich.
    Der Highway führte weiter geradeaus, und die Luft flimmerte über dem Teer. Es war nicht viel los. Während Donaldsons langem Fußmarsch waren nicht einmal zwanzig Autos an ihm vorbeigefahren, und kein einziger Fahrer hatte sich die Mühe gemacht, für ihn vom Gas zu gehen. Alles Idioten. Wo um alles in der Welt war die Barmherzigkeit geblieben?
    » Haben Sie den Besitzer des Wagens erschossen, ehe Sie das Auto gestohlen haben?«, wollte Mr. K. wissen.
    Die Alarmglocken begannen in Donaldsons Kopf zu läuten. Verzweifelt versuchte er, seinen Revolver aus der Tasche zu ziehen, aber Mr. K. stieg mit voller Wucht auf die Bremse.
    Donaldson schlug mit dem Kopf auf das Armaturenbrett, und seine sonnenverbrannte Nase bekam den Großteil des Aufpralls ab. Während er benommen versuchte, sich zu orientieren, schaltete Mr. K. die Automatik auf P, löste seinen Sicherheitsgurt und hielt mit einer Hand eine dünne Klinge gegen
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