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Die Steampunk-Saga: Episode 3: Macchina Destructa (German Edition)

Die Steampunk-Saga: Episode 3: Macchina Destructa (German Edition)

Titel: Die Steampunk-Saga: Episode 3: Macchina Destructa (German Edition)
Autoren: Steve Hogan
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pflügende Bauer hätten den Anblick ihres zierlichen leichtbekleideten Leibes wohl sehr appetitlich gefunden. Aber nach wie vor war außer ihr selbst und dem bewusstlosen O’Leary keine Menschenseele zu erblicken.
    Das Umziehen klappte ganz gut, nur am Po spannte der grobe blaue Stoff etwas. Schwieriger war es für Kate, ihre Locken unter die Lederkappe zu quetschen. Aber auch dieses Problem ließ sich lösen. Nachdem Kate noch die Schutzbrille über ihre Augen geschoben hatte, verteilte sie eine großzügige Portion schwarzen Ruß auf ihren Wangen und ihrem Hals. Auch ihre Lippen sparte sie nicht aus, die für einen Mann viel zu rot und sinnlich geschwungen waren. Nun sah sie dem verräterischen Heizer hoffentlich zum Verwechseln ähnlich.
    Kate schürte das Kesselfeuer und warf einige Schaufeln Kohlen in das Feuerungsloch. Sie schaute zu O’Leary hinüber. Offenbar war er noch immer nicht bei Bewusstsein. Aber er konnte jederzeit wieder aufwachen.
    Eigentlich war es streng verboten, einen Dampfkutter allein zu fliegen. Stets mussten sowohl der Pilot als auch der Heizer an Bord sein. Aber hier draußen war weit und breit kein Polizist zu sehen, der Kate deswegen Schwierigkeiten hätte machen können. Und außerdem musste sie nur wenige Meilen bis zu ihrem Ziel zurücklegen. Weiter hätte sie auch nicht fliegen können. Es war nämlich nicht möglich, in der Luft zwischen dem Führerstand und dem Heizersitz zu wechseln. Außerdem konnte sie den Steuerhebel ja nicht verwaist lassen. Wer sollte die Maschine fliegen, wenn sie selbst mit Kohleschaufeln beschäftigt war?
    Trotzdem – Kate hatte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, als sie zum ersten Mal während ihrer Laufbahn als Dampfkutter-Pilotin ohne Heizer vom Erdboden abhob. Die Sorge um James und Singh machte es ihr außerdem schwer, sich auf das Lenken der Flugmaschine zu konzentrieren. Da war es nur ein schwacher Trost, dass der Motor nach Kates Reparaturbemühungen wieder einwandfrei funktionierte.
    Plötzlich fiel ihr siedend heiß ein, dass sie bei ihrer Tarnung einen wichtigen Punkt vergessen hatte: ihre Stimme! O’Leary hörte sich immer so an, als ob er morgens mit irischem Whisky gurgeln würde. Kate hingegen hatte eine Stimme, die so hell und klar war wie die Glocken der Kirche St. Martin in the Fields. Kate griff geistesabwesend in die Overall-Tasche und fand eine Blechdose mit Kautabak. Angewidert nahm sie eine der brauen Rollen heraus und biss ein Stück davon ab.
    Kate traten die Tränen in die Augen, weil sie den starken Geschmack nicht gewohnt war. Aber nun war sie sicher, in ihrer Verkleidung als O’Leary noch echter zu wirken. Außerdem hörte sich ihre Stimme nun wirklich rauer und männlicher an, als sie probeweise ein paar Sätze gegen den Motorenlärm an schrie.
    „Verfluchte Vampirbrut, ich werde euch alle austricksen! Ihr müsst schon früher aufstehen, wenn ihr euch mit einer echten Dampfkutter-Pilotin anlegen wollt!“
    In die rechte Hosentasche des Overalls hatte Kate O’Learys Revolver versenkt. Sie hatte noch nie selbst geschossen, und ohne Silberkugeln würde die Waffe gegen Vampire vermutlich auch wirkungslos sein. Trotzdem hatte Kate den Sechsschüsser sicherheitshalber eingesteckt. Es machte sie selbst ruhiger, wenn sie diesen unheimlichen Kreaturen nicht völlig unbewaffnet entgegentreten musste. Aber ansonsten wusste sie natürlich, wie ein Schießeisen funktionierte. Schließlich lebte sie im East End, wo so manche Meinungsverschiedenheit eher mit Messer, Revolver und Schlagring als mit Worten ausgetragen wurde. Es war eine raue Welt, in der Kate sich aber bisher immer behauptet hatte. Und wenn sie schon diese miesen Eckensteher in den Docks überlebt hatte, dann würde sie sich auch gegen eine Meute von Untoten durchsetzen können.
    Mit diesen Gedanken machte Kate sich selbst Mut.
    Die Dampfkutter-Pilotin flog auf Sicht. Sie folgte dem Straßenverlauf und hoffte immer noch, James und Singh vor dem Erreichen von Frawley Manor abfangen zu können. Aber sie konnte die beiden Männer nirgendwo entdecken. Stattdessen ragte schon nach sehr kurzer Reisezeit das hässliche abweisende Herrenhaus vor ihr auf.
    Das graue und schmale Gebäude von Frawley Manor wirkte auf Kate wie ein Mönch in seiner Kutte, der sich angewidert von der Welt abwendet. Es war gewiss ein idealer Ort für einen Tüftler wie Phineas Fletcher, aber bei Kate verursachte der Anblick des finsteren Gemäuers eine Gänsehaut.
    Sie führte sich vor Augen,
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