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Kuesse - drei Mal taeglich

Kuesse - drei Mal taeglich

Titel: Kuesse - drei Mal taeglich
Autoren: Kristi Gold
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1. KAPITEL
    Ein Adonis im Kittel eines Arztes stand in Cassandra Aliens Bürotür.
    Cassie schenkte Brendan O'Connor ihre ganze Aufmerksamkeit, als er in den Raum schlenderte, einen Stuhl zu sich heranzog und sich darauf sinken ließ. Sein zerzaustes braunes Haar verriet, dass er einen hektischen Tag hinter sich hatte. Auch seinen grünblauen Augen, die so gut zu dem Ärztekittel in derselben Farbe passten, war die Müd igkeit anzusehen.
    Für Cassie war Brendan ein guter Freund und ein sehr guter Kinderarzt, aber sie konnte nicht leugnen, dass sie sich seiner männlichen Ausstrahlung sehr bewusst war. Die meisten Frauen, die mit ihm in Kontakt kamen, konnten nicht verhindern, dass sie sich ein wenig in ihn verliebten. Cassie bildete da keine Ausnahme.
    Sie schloss die Akte, in der sie gerade gelesen hatte, und sagte mit gespielter Ungeduld:
    „Also, was habe ich angestellt, dass du den ganzen Weg bis hierher gekommen bist?"
    Er lächelte, und Cassies Herzschlag beschleunigte sich. „Nichts. Ich wollte dir nur dazu gratulieren, wie gut du heute mit den Kinseys umgegangen bist."
    Cassie zuckte die Achseln. „Das ist Teil meines Jobs als Sozialarbeiterin. Außerdem ist es ein nettes Paar."
    Sein Lächeln verschwand. „Es sind Kinder, die Kinder in die Welt setzen, und dann auch noch Zwillinge, die zu früh geboren wurden."
    Sie nahm einen Schluck von ihrem zu kalten und viel zu starken Kaffee und verzog das Gesicht. Es schmeckte scheußlich, war aber das Einzige, was sie im Augenblick zur Verfügung hatte, um ihren plötzlich trockenen Mund zu befeuchten. „Aber wenigstens halten sie zusammen." Außerdem war es offensichtlich, dass sie ihre Zwillinge liebten. Eine solche Elternliebe hatte sie, Cassie,
    niemals erlebt. „Zwar haben sie nicht genug Geld, aber daran arbeite ich."
    „Und einen High-School-Abschluss haben sie auch nicht." Brendan schob den Stuhl ein wenig nach hinten, legte die Füße auf den Rand ihres Schreibtischs und verschränkte die Hände über dem Bauch. „Ich heile die kranken Babys und schicke sie nach Hause, ohne zu wissen, was für ein Leben sie dort erwartet."
    Cassie kannte Brendan jetzt seit etwas über sechs Monaten. Während dieser Zeit hatte sie als eine der fest angestellten Sozialarbeiterinnen des San Antonio Krankenhauses mit ihm an mehreren Fällen gearbeitet. Aber bis jetzt hatte sie ihn noch nie die Eltern seiner winzigen Patienten kritisieren hören.
    Obwohl es manchmal sehr schwierig war, ihn zu durchschauen, merkte sie inzwischen doch, wenn ihn etwas bedrückte. Und heute bedrückte ihn eindeutig etwas. „Was ist wirklich los, Brendan?"
    Er sah von seinen verschränkten Händen auf. „Was meinst du damit?"
    „Komm schon. Du redest mit mir - Cassie, der Hellseherin, weißt du noch?" Sie lächelte über den Spitznamen, den er ihr selbst gegeben hatte, nachdem sie mehrmals seine Stimmung richtig geraten hatte. In letzter Zeit versuchte er nicht einmal, seine Gefühle zu verbergen, wahrscheinlich, weil er ihr vertraute. Genau so sollte Freundschaft sein, und Cassie bedeutete Brendans Freundschaft von Tag zu Tag mehr.
    Sie schwieg und wartete ab. Brendan durfte man nicht drängen, so viel hatte sie gelernt.
    Am Ende würde er von sich aus sprechen, ohne dass man ihn dazu überreden musste. Wenn man Glück hatte.
    Er stieß einen tiefen Seufzer aus. Ein trauriger Zug lag um seinen Mund. „Ich glaube nicht, dass das Baby der Neelys es schaffen wird."
    Cassie suchte nach etwas Tröstlichem, etwas, das seinen Schmerz lindern könnte. „Mrs.
    Neely brachte es wann zur Welt, in der neunundzwanzigsten Woche?"
    „In der siebenundzwanzigsten. Das Baby wiegt nur etwas über zwei Pfund und hat einfach mit zu vielen Problemen zu kämp fen." Er saß ein paar Minuten stumm da und sagte dann unge wohnt resigniert: „Manchmal frage ich mich, warum ich mir überhaupt solche Mühe gebe."
    Cassie hatte sich das schon oft gefragt. Dass ein Arzt sich um seine Patienten sorgte, war normal und verständlich. Aber so besorgt, wie Brendan manchmal war, schien er noch von etwas anderem angetrieben zu werden. Sie vermutete, von etwas sehr Persönlichem. Darauf angesprochen hatte sie ihn allerdings nie, und er selbst hatte ihr auch nie erzählt, warum er gerade einen so aufreibenden Beruf gewählt hatte.
    „Du gibst dir Mühe, weil du ein wundervoller Arzt bist", erwiderte sie aufmunternd. „Du tust es, weil du der Beste auf deinem Gebiet bist."
    „Das sagst du."
    „Weil es so ist."
    „Ich
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