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Die Stadt der gefallenen Engel

Die Stadt der gefallenen Engel

Titel: Die Stadt der gefallenen Engel
Autoren: Rainer Wekwerth
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Feminines, aber seine Augen glänzten voller Gier.
    »Was hast du mit ihr vor?«, fragte er.
    Sein Kumpel lachte und Lara gefror das Blut in den Adern, als sie seine gelblich verfärbten Zähne aufblitzen sah. Er packte Laras BH mit einer Faust und riss ihn mit einem Ruck von ihrem Körper. Der kalte Luftzug ließ Lara schaudern, gleichzeitig rann ihr der Schweiß zwischen den nackten Brüsten hinab. Lara lag wie erstarrt auf dem nassfeuchten Boden. »Bitte …«, wimmerte sie.
    Ein weiterer Schlag traf ihr Gesicht. Ihr Kopf wurde heftig zur Seite geschleudert. Lara spürte einen brennenden Schmerz auf ihrer Wange, dann hatte sie den metallischen Geschmack von Blut auf ihrer Zunge. Als der Typ sich an ihrer Hose zu schaffen machte, bäumte sich Laras ganzer Körper in verzweifelter Wut auf und sie stieß einen schrillen Schrei aus.
    Plötzlich erklang ein ersticktes Geräusch und der zweite Junge sackte auf die Knie. Sein verblüffter Blick ging in die Nacht hinaus. Seine Hände griffen nach seinem Nacken, so als suchten sie etwas, dann kippte er stumm vornüber.
    Laras Angreifer wirbelte herum. Mit einem Satz war er auf den Füßen. Vor ihm stand ein junger Mann. Ganz in schwarz gekleidet, wirkte er wie ein Schemen in der Dunkelheit. Er hatte den langen Ledermantel zurückgeschoben und die Hände fast lässig in die Taschen seiner Jeans gesteckt. Ein sanftes Lächeln lag auf dem schmalen Gesicht. Er sprach kein Wort, sah den anderen nur neugierig an, der irritiert auf seinen bewusstlosen Kumpel starrte.
    »Das war ein Fehler«, keuchte Laras Angreifer aufgebracht.
    »Ach ja?« Der junge Mann machte einen Schritt auf ihn zu.
    »Wir wollten sie nur ein wenig erschrecken.«
    »So sah es aber nicht aus.« Seine Stimme war so sanft wie sein Lächeln.
    »Man mischt sich nicht in die Angelegenheiten anderer ein.«
    »Tut man das nicht?«
    »Nein.« Der Junge grinste bösartig. Plötzlich blitzte eine Messerklinge auf. »Man lässt es bleiben.«
    Der Satz war noch nicht zu Ende gesprochen, als sich der Angreifer nach vorn warf. Das Messer zuckte nach dem Fremden, aber der drehte sich wie ein Tänzer zur Seite. Der Stich ging ins Leere. Dann standen sich beide wieder gegenüber. Lauernd.
    »Das war wohl nichts. Vielleicht solltest du noch ein wenig üben.«
    Der Messerstecher schwieg. Den Oberkörper vorgebeugt, umkreiste er seinen Gegner. Die Hand mit der Waffe pendelte fast magisch durch die Luft.
    »Du willst es noch einmal versuchen?«, fragte der junge Mann gelassen. Er streckte die Hand einladend aus. »Komm.«
     
    Lara beobachtete den Kampf wie durch einen Schleier. Der Schock des Überfalls hatte ihren Körper geschwächt. Ihre Beine zitterten unkontrolliert. Sie versuchte, sich aufzurichten, sackte aber gleich wieder zu Boden.
    Ich muss hier weg.
    Sie versuchte davonzukriechen. Winzige Kieselsteine bohrten sich in ihre Handflächen und sie zuckte zurück. Als sie den Kopf hob, schien ihr Herz einen Schlag auszusetzen.
    Der zweite Junge, von dem sie geglaubt hatte, er wäre ohnmächtig, stand leise hinter dem Rücken des fremden Mannes auf. Sein Freund hatte ihn bereits entdeckt. Lara erkannte, dass sein Spiel mit dem Messer den Gegner ablenken sollte, bis der andere herangeschlichen war.
    Sie stieß einen Schrei aus. Der Kopf des Mannes ruckte zu ihr herum – und das war ein Fehler. Vielleicht hätte er den hinterhältigen Angriff noch rechtzeitig bemerkt, aber so wurde seine Aufmerksamkeit auf sie gelenkt und er sah den Schlag nicht, der auf seinen Hinterkopf krachte.
    Betäubt versuchte er, sich der neuen Gefahr zu stellen, aber da traf ihn die Faust des Messerstechers mitten ins Gesicht. Ein Blutschwall schoss aus der schmalen Nase hervor, bespritzte sein Hemd und den Mantel, aber noch stand er aufrecht. Fast in Zeitlupe hob er schützend den rechten Arm. Nun prasselten derbe Faustschläge auf ihn ein und er stürzte zu Boden. Die Angreifer traten ihm in die Rippen, fluchten und bespuckten ihn, aber dann hielten sie plötzlich inne und lauschten in die Dunkelheit.
    »Da kommt jemand«, sagte der eine.
    »Ja, lass uns abhauen«, antwortete der andere.
    Kurz darauf waren sie verschwunden. Lara sah und hörte niemanden, aber sie war dankbar dafür, dass die beiden Angreifer nicht weiter auf den jungen Mann einprügelten, der versucht hatte, sie zu retten.
    Sie ließ sich auf die Hände sinken und kroch ungeachtet der Schmerzen zu ihm hinüber. Er lag mitten auf dem Weg. Das schwarze lange Haar klebte auf dem
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