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Der Widerstand

Der Widerstand

Titel: Der Widerstand
Autoren: David Weber
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»Garsul, sehen Sie das?«
    Garsul, der Leiter des Erkundungsteams, verzog grimmig das Gesicht. Was dachte sich Hartyr eigentlich dabei? Gab es eine dümmere, unnötigere, ärgerlichere …
    Der Teamleiter zwang sich, diesen Gedankengang abzubrechen, und atmete einmal tief ein. Dann rang er sich dazu durch, die Tatsache anzuerkennen, dass Hartyr sich nicht viel Mühe geben musste, um seine Geduld zu strapazieren. Das war aber noch lange kein Grund für ihn selbst, sein Temperament so aufbrausen zu lassen. Außerdem wäre es gar nicht dazu gekommen, wenn er selbst nicht hingesehen hätte … und wenn seine beiden Mägen sich nicht am Rand akuter Übelkeit bewegt hätten. Dazu kam sein erhöhter Strokainspiegel, ganz zu schweigen von dem instinktiv über seine Synapsen zuckenden Reflex, entweder zu kämpfen oder die Flucht zu ergreifen (wobei im Falle seiner Spezies meistens das Letztere infrage kam).
    »Ja, Hartyr, ich sehe es«, hörte er sich selbst über die Verbindung antworten. Er wusste, dass es seine eigene Stimme war, auch wenn sie angesichts dessen, was sich momentan in ihm abspielte, unmöglich ruhig und gelassen klang. Doch schon seine nächsten Worte zeigten, dass er in Wahrheit alles andere als ruhig und gelassen war. »Und haben Sie auch irgendeine Idee, was wir daran ändern sollen?«, fragte er spitz.
    »Nein, aber sicherlich …«
    Hartyrs Erwiderung begann kraftvoll, doch gleich wurde er leiser und leiser, bis er kläglich verstummte. Bei Garsul bewirkte das, dass sich seine Gereiztheit größtenteils in Mitgefühl verwandelte. Der angeborene Übereifer und die Prunksucht seines Stellvertreters waren tatsächlich nur schwer zu ertragen, und seine fanatische Begeisterung für Papierkram aller Art machte ihn selbst unter den Barthoni zu einer Ausnahmeerscheinung. Hartyr neigte zudem zu der Überzeugung, dass seine Antwort auf welche Frage auch immer die einzig richtige war. Hinzu kam, dass er ein Drängler war, jemand, der seine eigenen Kameraden in Grund und Boden rannte, nur um das größte Stück vom Kuchen zu ergattern. Doch in diesem Moment war das blanke Entsetzen nur allzu verständlich, das in den Tiefen seiner Stimme mitschwang. Es war nichts, was ihn irgendwie sympathisch gemacht hätte (wahrscheinlich gab es nichts, was ein solches Wunder bewirken konnte), dennoch fühlte Garsul sich auf eine ungewöhnlich eindringliche Weise mit Hartyr verbunden.
    »Ich wünschte auch, wir könnten dem irgendwie ein Ende setzen«, sprach er etwas leiser. »Bedauerlicherweise geht das nicht. Jedenfalls nicht, solange wir das Protokoll befolgen.«
    Er hörte, wie Hartyr laut einatmete, doch eine weitere Reaktion seines Stellvertreters auf diese letzte Bemerkung blieb aus. Das Ganze bildete einen krassen Gegensatz zu den Optionen, die ihnen zur Verfügung standen – oder besser gesagt: die ihnen nicht zur Verfügung standen, überlegte Garsul. Der Hegemonierat hatte vor langer Zeit seine Erkundungsprotokolle festgelegt, und die Barthoni hatten einen wesentlichen Teil zu ihrem Zustandekommen beigetragen. Für jeden Aspekt der Beschränkungen, die ihnen durch diese Protokolle auferlegt wurden, gab es einen einleuchtenden Grund … unter anderem auch die Notwendigkeit, ein Erkundungsteam davon abzuhalten, sich in Augenblicken wie diesen einzumischen.
    »Stellen Sie sicher, das Kurgahr und Joraym das hier aufnehmen«, sagte Garsul. Er hätte die beiden auch unmittelbar darauf ansprechen können, aber es war freundlicher, wenn er Hartyr etwas zu tun gab. »Das wird ein wichtiger Moment in unserem Abschlussbericht werden.«
    »Alles klar«, bestätigte Hartyr.
    Die eher lässigen, Zentauren ähnlichen Barthoni waren denkbar ungeeignet für die extrem saubere Art, die von vielen anderen Mitgliedsspezies der Hegemonie bevorzugt wurde. Einige dieser Rassen rissen sogar gehässige Witze darüber; aber auch wenn Garsul das durchaus bekannt war, machte es ihm nichts aus. Er und sein Team mussten sich nicht unentwegt mit Dienstgraden oder irgendwelchen Titeln anreden, und es waren auch keine tiefen Verbeugungen und kein Hufescharren nötig, um die Arbeit zu erledigen, die vor ihnen lag. Sie wussten, wer von ihnen das Sagen hatte, und ihnen war auch klar, dass jeder – so sympathisch oder unsympathisch er auch sein mochte – ein bestens ausgebildeter und unschätzbar wertvoller Spezialist war. Und sie alle hatten sich freiwillig gemeldet, weil sie zu jenem Schlag gehörten, der immer herausfinden wollte, was hinter dem
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