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Der Widerstand

Der Widerstand

Titel: Der Widerstand
Autoren: David Weber
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Holzpfähle, die schräg in den Boden getrieben und an der zum Feind zeigenden Seite angespitzt worden waren. Die Türken hatten neunzehn Jahre zuvor bei der Schlacht von Nikopolis diese Taktik angewandt, um die französische Kavallerie abzuwehren, und vielleicht würde sie ihm ja auch von Nutzen sein.
    Der dichte Wald zu beiden Seiten des Feldes hinderte die französischen Waffenknechte daran, um seine Stellung herumzugehen und seine Leute von hinten anzugreifen, und die gesamte Breite seiner Frontlinie betrug weniger als tausend Yards. Damit blieb den Franzosen bei einem Frontalangriff – der einzigen Vorgehensweise, die zur Wahl stand – nur wenig Spielraum, sodass sie ihre zahlenmäßige Überlegenheit nicht ausspielen konnten. Zudem stellte das morastige Terrain ein für den Gegner so ungünstiges Schlachtfeld dar, dass die Franzosen wohl eher von einem Angriff absehen würden. Das wiederum konnten sie sich auch leisten, da die Zeit zu ihren Gunsten arbeitete.
    Zwar befand sich Henrys Armee in einer hervorragenden Defensivposition, und die Franzosen hatten schlechte Erfahrungen damit gemacht, gegen gut vorbereitete Engländer vorzurücken. Aber jetzt saß Henry praktisch in der Falle. Es fehlte an Lebensmitteln für seine Leute, die von einem Fußmarsch von gut zweihundertsechzig Meilen in nicht mal zweieinhalb Wochen müde und erschöpft waren. Ganz zu schweigen davon, dass viele seiner Männer an der Ruhr und anderen Krankheiten litten.
    Charles d’Albert, der Connétable von Frankreich, der die französische Armee befehligte, versperrte ihm ebenfalls zahlenmäßig weit überlegen den Weg nach Calais, und während die Schlagkraft von Henrys Truppe zwangsläufig nur noch weiter schwinden konnte, würden seine Feinde stärker und stärker werden. So konnte d’Albert in Kürze mit weiterer Verstärkung rechnen, da unter anderem die Ducs de Brebant, Anjou und der Bretagne mit jeweils zwischen eineinhalb- und zweitausend Mann auf dem Weg zu ihm waren, um sich ihm anzuschließen. Sollten die Engländer tatsächlich so dumm sein und ihre Position aufgeben, würde die französische Kavallerie sie in Stücke hauen. Sie wussten, die Engländer steckten in einer Falle, und wenn die Zeit gekommen war, würden die Franzosen sich an ihnen rächen und sie für ihre Arroganz bei vorangegangenen Schlachten bei Crécy und Poitiers bezahlen lassen. Aber noch hatten es die Franzosen nicht eilig, sondern setzten auf Verhandlungen, um auf diese Weise so lange Zeit zu schinden, bis die Verstärkungen eingetroffen waren. Immerhin gab es keinen Grund zur Eile, denn die Engländer konnten ihnen gar nicht entwischen.
    Was für Henry Grund genug für die Entscheidung war, zum Angriff überzugehen.
    »Hat irgendjemand eine Erklärung dafür, warum diese Menschen – diese ›Engländer‹ – das machen?«, fragte Garsul in einem fast weinerlichen Tonfall.
    Obwohl die Übelkeit ihn fest im Griff hatte, musste er feststellen, dass er den Blick nicht von dem riesigen Bildschirm abwenden konnte. Das Ganze hatte etwas so abscheulich … Fesselndes an sich, wie Tausende und Abertausende von mutmaßlich intelligenten Wesen aufeinander zumarschierten, beide Seiten fest entschlossen, einen organisierten Mord am jeweiligen Gegenüber zu begehen. Kein Barthon wäre zu so etwas in der Lage gewesen, das wusste er mit Sicherheit.
    »Ich weiß nicht so recht«, antwortete Kurgahr nachdenklich.
    Von allen Barthoni, die das Schauspiel mitverfolgten, war der Historiker der Einzige, der irgendeine Art von Wissen zum Thema »Militärgeschichte« besaß, auch wenn dieses Wissen eher als mäßig zu bezeichnen war. Das Problem lag darin begründet, dass die Barthoni keinerlei »Militärgeschichte« vorweisen konnten, mit der man sich hätte befassen können. Andere der Hegemonie angehörende Spezies waren zwar deutlich kampflustiger als die Barthoni, aber die allerwenigsten von ihnen waren annähernd so blutrünstig, wie es diese Menschen zu sein schienen. Tatsächlich hatte niemand in der Hegemonie vor dem Auftauchen der Shongairi jemals den Begriff »blutrünstig« verwendet. Zwar gehörte weder ein Vertreter der Shongairi noch einer anderen Spezies dem Erkundungsteam an, aber zumindest hatte Kurgahr deren Daten zur Hand.
    »Ich glaube, die ›Engländer‹ sind zu dem Schluss gekommen, dass sie nichts mehr zu verlieren haben«, erklärte Kurgahr also bedächtig. »Ihnen muss genauso wie den ›Franzosen‹ klar sein, dass sie nicht mehr auf einen Sieg
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