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Der Widerstand

Der Widerstand

Titel: Der Widerstand
Autoren: David Weber
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hoffen können, dennoch haben sie sich entschieden, einen Kampf zu provozieren.« Er zuckte mit den oberen Schultern, um seiner Verwunderung Ausdruck zu verleihen. »Ich glaube, diese Rasse ist noch verrückter, als wir es bislang angenommen haben. So wie es aussieht, greifen sie lieber an, obwohl sie wissen, es wird für sie alle den Tod bedeuten, als die Vernunft walten zu lassen und zu kapitulieren.«
    »Das ist ein typisches Beispiel für die übelste Sorte von Spezies-Chauvinismus!«, warf Joraym gereizt ein. »Sie übertragen völlig unzutreffend unsere barthozentrischen psychologischen Maßstäbe auf eine kindliche fremde Rasse. Sie als Historiker sollten doch am besten wissen, wie zwangsläufig fehlbar diese Art von Pseudologik ist!«
    »Ach ja?« Kurgahr warf dem Xeno-Anthropologen einen wütenden Blick zu. »Haben Sie denn eine bessere Erklärung für das, was die da unten machen?«
    Er deutete auf den Bildschirm, auf dem die englische Armee sich durch den Morast vorangekämpft hatte, um sich einem überlegenen Feind zu stellen. Die Bogenschützen kamen dabei wesentlich müheloser voran als die Männer in ihren schweren Rüstungen, obwohl sie die angespitzten Pfähle bei sich trugen, um damit auf den Gegner loszugehen. Andererseits bedeutete dieses Fehlen einer Rüstung natürlich auch ein unausweichliches Schicksal, das sie ereilen würde, sobald sie in die Reichweite der Schwerter der Franzosen gelangten …
    Den Bogenschützen war nicht anzusehen, ob sie sich dieser Tatsache überhaupt bewusst waren, was nach Garsuls Ansicht nur Kurgahrs Theorie stützte, dass sie alle verrückt sein mussten. Diese Leute marschierten einfach unverdrossen durch den Schlamm und hielten dabei auf die Franzosen zu.
    Die wiederum schien der Ansturm der Engländer zu verblüffen. Offenbar hatten sie nicht mit einem solchen Manöver gerechnet, weshalb es einige Zeit dauerte, bis sie ihre eigenen Reihen geordnet bekamen. Als sie endlich ihre Gefechtsformation eingenommen hatten, waren die Engländer in einer Entfernung von gut dreihundert Yards in Stellung gegangen und die Bogenschützen damit beschäftigt, die Pfähle an diesem Platz in den Boden zu rammen.
    Charles d’Albert war kein glücklicher Mann.
    Er und seine unmittelbaren Untergebenen (sofern französische Adlige im 15. Jahrhundert überhaupt akzeptieren konnten, irgendjemandem außer Gott untergeordnet zu sein – und Letzteres auch nur mit großen Vorbehalten) hatten einen Schlachtplan vorbereitet. Ihnen allen war klar gewesen, welche strategischen Vorteile die Engländer sich mit ihrer Stellung verschafft hatten, und sie besaßen auch genügend schlechte Erfahrung, wozu englische Bogenschützen in der Lage waren. Diese Hurensöhne aus Wales und England hatten viel zu oft die Gelegenheit erhalten, ein Können unter Beweis zu stellen, mit dem es kein Bogenschütze auf dem Festland aufzunehmen vermochte, was insbesondere für ihre Reichweite und für die Schnelligkeit galt, mit der sie Pfeil auf Pfeil folgen ließen. Schlimmer aber war noch die Tatsache, dass es sich bei dem Langbogen um eine Waffe handelte, die gewöhnliche Bürgerliche in die Lage versetzte, mühelos einen aristokratischen Gegner zu töten. Das war mit ein Grund, warum die Franzosen gefangen genommenen feindlichen Bogenschützen prinzipiell die Finger der rechten Hand abhackten … jedenfalls dann, wenn ihnen ausnahmsweise einmal keine fantasievollere Bestrafung einfallen wollte.
    Diesmal jedoch verfügte der Connétable über fast genauso viele Bogenschützen wie Henry, was er nicht zuletzt auch der Tatsache verdankte, dass sich zahlreiche Genueser Bogenschützen hatten anheuern lassen. Ursprünglich hatte sein Plan vorgesehen, diese Männer auf der gesamten Breite der Front einzusetzen, damit die Engländer einmal am eigenen Leib zu spüren bekamen, was sie sonst immer nur den anderen antaten. Es wäre für seine eigenen Leute kein Zuckerschlecken geworden, da die Engländer mit ihrem Langbogen deutlich überlegen waren, aber es wäre dennoch besser gewesen, sie zu opfern und ihre adligen Kameraden zu verschonen. Schließlich hätte ein solcher Vorstoß ohnehin in erster Linie dem Zweck gedient, die Reihen der englischen Bogenschützen zu lichten. Sobald deren Formation durch Gefallene in Unordnung geraten wäre, hätte seine Kavallerie vorrücken können, um die feindliche Linie zu durchbrechen. Von da an wären die Engländer verloren gewesen.
    Aber nachdem man sich drei Stunden lang nur
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