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Der Widerstand

Der Widerstand

Titel: Der Widerstand
Autoren: David Weber
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davonzugaloppieren. Die Attacke gegen die Engländer hatte sich innerhalb weniger Augenblicke in ein Chaos aus Verwirrung, Schlamm, Blut und Leibern verwandelt. Da die Kavallerie sich außerstande sah, auch nur in die Nähe der Engländer zu gelangen, trat sie den Rückzug an. Der ohnehin schon morastige Untergrund war inzwischen in eine Schicht aus Matsch verwandelt worden, in der tote und verwundete Pferde wie Riffe im Meer dalagen.
    Henry beobachtete, wie die französische Kavallerie kehrtmachte, und gestattete sich ein flüchtiges Lächeln. Er wusste nur zu gut Bescheid über den aufreizenden Effekt des Bogenschießens. Selbst ein noch so gut in eine Rüstung gehüllter Ritter konnte von einem Pfeil getötet oder zumindest verletzt werden, wenn die Umstände gegen ihn sprachen. Die Narben in seinem eigenen Gesicht waren die Folge eines Pfeils, den ein walisischer Rebell auf ihn abgefeuert hatte, als der dem erst sechzehn Jahre alten Prince Henry in der Schlacht von Shrewsbury gegenübergestanden hatte. Im Gegenzug war der Befehlshaber der Rebellen, Sir Henry Percy, ebenfalls von einem Pfeil ins Gesicht getroffen worden, was in seinem Fall allerdings tödlich geendet nach sich gezogen hatte.
    Der König sah nur wenige Männer in ihren Rüstungen auf dem Schlachtfeld liegen, doch bei den meisten von ihnen waren dafür nicht die Pfeile der Engländer verantwortlich, sondern ihre eigenen Pferde, die sie bei ihrem Sturz in den Morast mit sich gerissen und unter sich begraben hatten. Aber die Franzosen würden wahrscheinlich nicht einfach dastehen und warten, während sie von den Engländern beschossen wurden. Selbst wenn es ihnen gelang, wieder Ordnung in ihre Formation zu bringen und ihre eigenen Schützen in Stellung gehen zu lassen, hatten die mit ihren Armbrüsten keine Chance gegen die Langbogen seiner Männer. Das bedeutete folglich …
    Garsul konnte die entsetzte Fassungslosigkeit der anderen deutlich spüren. Es erschien einfach lachhaft und völlig unmöglich, dass eine solche Masse von schwer bewaffneten Kriegern durch nichts weiter als angespitzte Holzstäbchen abgewehrt worden war, die man mit bloßer Muskelkraft auf sie abgefeuert hatte.
    Aber die berittenen Einheiten stellten nur einen Teil der französischen Streitmacht dar, und es war offensichtlich, dass die Kameraden der Reiter diese Schmach nicht ungesühnt lassen würden.
    Der ursprüngliche Schlachtplan von Charles d’Albert hatte sich inzwischen als hinfällig entpuppt. Unter diesem beständigen Pfeilhagel war es ihm einfach nicht möglich, seine eigenen Streitkräfte neu zu organisieren. Das lag zum einen natürlich an den gefährlichen Geschossen selbst, zum anderen aber auch daran, wie sich seine Armee zusammensetzte. Die Adligen und die Ritter wollten zu viele Niederlagen gerächt sehen, ihre zahlenmäßige Überlegenheit war schlicht erdrückend, und dazu kamen dann noch die spöttischen und verächtlichen Rufe, die ihnen von den englischen Bürgerlichen mit ihren Langbogen bei ihrem Rückzug an den Kopf geworfen worden und für die Blaublütigen über jedes erträgliche Maß hinausgegangen waren.
    Also rückten sie auf eigene Faust gegen die Engländer vor.
    Die erste Welle der Franzosen, die aus fast fünftausend Rittern und Waffenknechten bestand, wurde von Connétable d’Albert persönlich befehligt, begleitet von Marschall Boucicault, Duc de Orléans und Duc de Bourbon, während der Comte de Vendôme und Sire Clignet de Brebant das Kommando über die unterstützenden Kavallerieflügel hatten. Die zweite Welle unterstand der Befehlsgewalt von Duc de Bar und Duc d’Alençon sowie von Comte de Nevers, dicht gefolgt von Comte de Dammartin und Duc de Fauconberg als Befehlshaber der dritten Welle.
    Insgesamt standen zehntausend Waffenknechte bereit, um ihre gut fünfzehnhundert Pendants auf englischer Seite niederzuringen. Wenn sie erst einmal aus dem Weg geräumt waren, würde man mit den Bogenschützen kurzen Prozess machen.
    Allerdings …
    »Das glaube ich einfach nicht«, rief Kurgahr.
    »Vielleicht liegt das daran, dass wir schon so lange über unsere Technologie verfügen«, gab Garsul zu bedenken, der seinen Blick noch immer nicht von dem Bildschirm abwenden konnte. »Wie lange ist es her, seit einige tausend Barthoni das letzte Mal versucht haben, ein morastiges Feld zu überqueren? Vor allem eines, in dem man so im Schlamm versinkt wie da?«
    Die von Regenwasser getränkte, umgepflügte Erde war von den Hufen der französischen
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