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PR 2662 – Kaowens Entscheidung

PR 2662 – Kaowens Entscheidung

Titel: PR 2662 – Kaowens Entscheidung
Autoren: Arndt Ellmer
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1.
     
    Protektor Kaowen holte tief Luft. Die Filtermembranen seiner Nasenöffnung wölbten sich nach innen. Sie erzeugten ein leises, nur für ihn hörbares Rascheln, das für die anderen vom Schrillen der Alarmsirenen und den überlaut auf ihn niederprasselnden Statusmeldungen übertönt wurde.
    Gleichzeitig war dem Xylthen noch immer das Fauchen heißer Luft aus dem Kamin des Transitparketts im Ohr. Es hatte ihn bei seinem hastigen Wechsel von der Werft in das Flaggschiff verfolgt. Als er schon die verzehrende Glut in seinem Rücken gespürt hatte, war der leuchtende Ring der Tunnelöffnung erloschen.
    Der Alarm aber blieb. Er verstärkte das akustische Chaos, das ihm bei der Ankunft in der Zentrale der RADONJU entgegenbrandete, und hackte die Befehle und Durchsagen in Stücke.
    »Willkommen, Protektor!«, schnarrte irgendwo in seiner Nähe einer der unsichtbaren energetischen Lautsprecher. Kaowen konnte solche überfallartigen Mitteilungen nicht ausstehen.
    »Ich brauche alle Daten über diesen Raumsektor«, sagte er. »Alle!«
    Von außen ergab sich nach seiner Überzeugung ein völlig anderes Bild von den Vorgängen in APERAS KOKKAIA als von innen.
    Mit seiner Anweisung bereicherte er das Chaos in der Zentrale der RADONJU. Xylthen schrien lautstark Befehle. Badakk rannten zwischen den Soldaten umher und versuchten, sich so schnell wie möglich zu Siebenergruppen zusammenzuschließen und seine Anweisung mit höchstmöglicher Effizienz umzusetzen. In den Holokuben der einzelnen Steuerabteilungen flammten grell die Abbildungen der Werft. Nur mit Mühe wurden die Lichtfilter der tobenden Energien Herr.
    APERAS KOKKAIA verwandelte sich in ein Energie speiendes Ungeheuer. Kaowen musste mit ansehen, wie sich die transparenten Schirme über den Kugelöffnungen der Oberfläche dunkel färbten, ihre energieeffiziente Kuppelform verloren und zu flachen Säcken mutierten. Andere schossen Geysiren ähnlich empor und verpufften im All. Wieder andere lösten sich einfach nur auf. Gleichzeitig liefen Bebenwellen durch die Außenschale des riesigen Gebildes.
    Im Hyperspektrum zeichnete sich die Katastrophe noch deutlicher ab. Die Emissionen blähten die Werft zu einer Sonne auf, die jeden Augenblick explodieren musste.
    APERAS KOKKAIA, der Ort des Wandels. Kaowen hätte am liebsten gelacht angesichts der Brutalität, mit der das Schicksal diesen Begriff ins Gegenteil verkehrte.
    Der Ort des Wandels – der Ort der Niederlage von QIN SHI. So oder ähnlich würde es eines Tages in den Geschichtsbüchern auf Xylth stehen. Vielleicht zählte er selbst zu den Augenzeugen, vorausgesetzt, er würde seine Heimat wiedersehen oder wenigstens seine Berichte dorthin schicken können.
    »Protektor!«
    Kaowen glaubte in dem Lärm die Stimme zu erkennen, die von irgendwo auf der anderen Seite der Kommandoebene zur Kanzel drang.
    »Protektor, wir haben ...«
    »Später!«, sagte er.
    Etwas Wichtiges konnte es nicht sein, denn das spielte sich in den Darstellungen der Holokuben ab, die angesichts der Informationsmengen mit ihrer geometrischen Stabilität zu kämpfen hatten. Die Begrenzungen der Kuben verformten sich, sodass ein Teil der optischen Darstellungen nur noch verzerrt zu erkennen war.
    »Was ist mit den Einflugschächten?« Kaowen versuchte, den Lärm zu übertönen und mit seiner Stimme etwas Ruhe in das Chaos zu bringen. »Die Schiffe in der Nähe der Oberfläche sollen sich so schnell wie möglich in Sicherheit bringen.«
    Denen tiefer im Innern der Schale oder gar der Hohlkugel von APERAS KOKKAIA räumte er keine Chance ein. Sie brauchten zu lange, bis sie den freien Raum erreichten.
    Weiter draußen, in noch sicherer Entfernung von der explodierenden Werft, erstreckte sich der Ring aus Kristallkugeln, deren Transitparkette nach wie vor aktiv waren. Tausende von Schiffen trafen ein. Ihre Zahl hatte die 45.000 inzwischen überschritten.
    Kaowen entdeckte mitten im Holoturm die Darstellung einer stark verkleinerten Kugel. Die Anomalie. Inzwischen war ihr Durchmesser auf 81 Kilometer gewachsen. Auf der pechschwarzen Oberfläche zuckten erratische Blitze. Eruptionen wogten über der scheinbar festen Oberfläche des Gebildes.
    Die Ortung meldete erste Echos aus den Öffnungen der Werft. Kaowen richtete seinen Blick erwartungsvoll auf die Bildschirme. Was er sah, raubte ihm den letzten Funken Hoffnung. Es waren keine Schiffe. Trümmer schossen mit hoher Beschleunigung ins All, Bruchteile von Zapfenschiffen und Beibooten.
    Dazwischen
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