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Die Spur des Drachen

Titel: Die Spur des Drachen
Autoren: Jon Land
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ich benötige.«
    »Warum ich, eine Außenseiterin?«
    »Weil man den Insidern in dieser Sache nicht trauen kann.« Levy lehnte sich zurück. »Was wissen Sie über Diamantenschmuggel?«
    »Ein paar Fälle hatte ich über die Jahre hinweg auf meinem Schreibtisch.«
    »Ich spreche von Diamanten, die dazu benutzt werden, auf der Welt Bürgerkriege in Entwicklungsländern zu finanzieren.«
    Danielle schüttelte den Kopf.
    »Man nennt sie Blutdiamanten«, fuhr Levy fort. »Rohe, unbearbeitete Steine, die aus Afrika nach Israel geschmuggelt und gegen Waffen und Munition eingetauscht werden.«
    »Woher stammen diese Waffen?«
    »Genau das müssen wir herausfinden.«
    »Wir«, sagte Danielle betont.
    »Es ist ein Einsatz auf höchster Ebene«, erklärte der ehemalige Kopf des Sayaret. »Ich kann Ihnen nichts anderes sagen, weil nichts offiziell ist. Sie werden niemand Verantwortlichen finden, der irgendetwas bestätigt. Dafür gibt es Gründe, und so wird es auch bleiben … bis Sie mir die Beweise bringen, die ich brauche.« Wieder beugte Levy sich vor. Seine Knie knackten. Er verzog das Gesicht. »Alles, was ich habe, ist die Identität eines Kuriers und eine geheime Information, der zufolge er morgen in Israel zurück erwartet wird. Es handelt sich um eine einfache Überwachungsaktion.«
    Danielle schaute Levy an, der sie mit seinem durchdringenden Blick betrachtete.
    »Haben Sie irgendwelche Zweifel?«, fragte Levy.
    Ja, sie hatte Zweifel. Vor zehn Jahren noch waren ihr eine Frau oder ein Mann von sechsunddreißig Jahren alt vorgekommen, jedenfalls den Standards des Sayaret nach. Nun war sie selbst seit drei Wochen sechsunddreißig. Den Morgen ihres Geburtstags hatte sie damit verbracht, wieder einmal Formulare auszufüllen bei dem Versuch, in den aktiven Ermittlungsdienst zurückzukehren. Sie hatte geglaubt, dieselbe Person bleiben zu können, die sie immer gewesen war. Die Frau, die unter Dov Levy im Sayaret gedient hatte.
    Doch diese Frau war sie nicht mehr. Zu vieles war passiert in den Jahren seither. Physisch fühlte Danielle sich nicht älter, doch sie hatte das Gefühl der Kühle, der Gelassenheit, der Überlegenheit verloren: Damals hatte ihr Herz in Stresssituationen, wenn die Luft mit Kugeln erfüllt war, ruhig weiter geschlagen. Damals hatte sie ihre Atmung kontrollieren können, wenn sie im Dreck eingegraben war oder sich hinten auf einem Lastwagen versteckte.
    Danielle konnte sich nicht erinnern, wann sie diese Überlegenheit das letzte Mal gespürt hatte. Es musste auf jeden Fall vor ihrer Rückkehr aus New York vor einem Jahr gewesen sein.
    »Ist etwas nicht in Ordnung, Lieutenant?«, riss Levys Stimme sie aus ihren Gedanken. »Bin ich bei Ihnen an der richtigen Adresse? Wenn ich woanders Ausschau halten soll, wenn Sie irgendwelche Zweifel haben, brauchen Sie es nur zu sagen. Oder Sie schweigen und sind dabei.«
    Danielle hatte geschwiegen …
    Ranieri war aus dem Juweliergeschäft wieder aufgetaucht. Den Koffer, mit dem er das Geschäft betreten hatte, trug er nicht mehr bei sich. Für Danielle hatte das keinen Sinn ergeben. Soviel sie wusste, war er hierher gekommen, um etwas abzuholen und nicht, um etwas dazulassen. Offensichtlich ging hier irgendetwas vor sich, das weder sie noch Dov Levy in ihre Überlegungen einbezogen hatten.
    Am Abend, nachdem Ranieri zum Essen gegangen war, hatte sie sein Hotelzimmer im Dan peinlich genau durchsucht. Sie hatte nichts Wichtiges gefunden, jedenfalls nichts, das darauf hindeutete, dass er die große Summe bei sich trug, von der Dov Levy gesagt hatte, sie wäre zu erwarten.
    An diesem Morgen dann war Ranieri in dasselbe Juweliergeschäft auf der Dizengoff Street zurückgekehrt, das er schon am Tag zuvor besucht hatte. Diesmal hatte er irgendetwas vom Verkaufsschalter mitgenommen. Danielle war nicht nah genug, um erkennen zu können, um was es sich handelte.
    Nachdem Ranieri das Geschäft verlassen hatte, hatte er sich ständig nach möglichen Verfolgern umgedreht. Immer wieder hatte er sein Schritttempo verändert, um mögliche Beschatter auflaufen zu lassen.
    Er war von Tel Aviv nach Jerusalem gefahren. Unentdeckt war Danielle ihm durch die Altstadt bis auf einen Markt in Ostjerusalem gefolgt, einen Souq, wo die scharfen Gerüche nach Falafel, würzigem Kebab und rauchenden Maiskolben allgegenwärtig waren. Ranieri hatte sich seinen Weg zwischen den fahrbaren Grills hindurchgebahnt, hinter denen lächelnde Straßenverkäufer standen, und hatte sich schließlich
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