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Die Spur des Drachen

Titel: Die Spur des Drachen
Autoren: Jon Land
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aus Personen jeden Alters, Frauen und Männern. Einige jubelten Ben zu, andere stießen drohend die Fäuste in die Luft. Ben spürte den Ärger, noch bevor das Geschubse anfing, unmittelbar gefolgt von Sprechchören, die immer lauter und drängender wurden.
    »Khay'in!«
    Verräter.
    Als Nächstes wurden Steine geworfen. Sie trafen Bens Beine und den Oberkörper. Ein größerer Stein traf Anatoljewitsch im Gesicht und ließ ihn zu Boden gehen. Ben zerrte den Russen hoch und schätzte die verbleibende Entfernung zu den Polizeifahrzeugen. Doch selbst wenn sie die Wagen durch den Steinhagel erreichen sollten, würden sie mehrere dieser fanatisierten Menschen überfahren müssen, um zu entkommen.
    Ben hielt kurz inne und schützte sein Gesicht mit einem Arm. Weitere Steine streiften seinen Kopf und die Schultern. Die Menge näherte sich den Polizisten. Die ganze Zeit erklangen die Sprechchöre.
    »Khay'in!«
    Die uniformierten palästinensischen Polizeibeamten schienen sich in nichts von den Israelis zu unterscheiden, die von diesen Menschen gehasst wurden …
    Schritt für Schritt gingen die Beamten weiter. Nur die Jeeps trennten sie jetzt noch von der Menge. Einige versuchten, die Wagen auf die Seite zu kippen, andere näherten sich weiter, bis den Beamten keine Wahl mehr blieb.
    Sie hoben ihre Waffen.
    Bevor Ben befehlen konnte, nicht zu feuern, traf ein Stein seinen Unterkiefer. Sein Mund füllte sich mit Blut, und die Welt um ihn herum wurde dunkel. Als sein Blick sich wieder klärte, sah er Gewehre in den vordersten Reihen des Mobs, die auf seine zwei Leute gerichtet waren, die ebenfalls ihre Waffen erhoben hatten.
    »Nein!«, rief Ben, doch der erste Schuss übertönte seinen Schrei.
    Weitere Schüsse folgten. Ben sah, wie zwei palästinensische Polizisten fielen, gefolgt von einem dritten, unmittelbar nach Anatoljewitschs Fahrer. Ben zerrte den Russen zurück auf das Lagerhaus zu und stieß ihn ins Innere, nachdem er die Tür an ihren quietschenden Schienen hochgeschoben hatte.
    »Kommt schon! Kommt schon!«, rief er Sergeant Khaled und dem anderen Beamten zu, die ihm gefolgt waren. Kaum im Lagerhaus, ließen sie die Tür herunter.
    »Was jetzt, Inspector?«, keuchte Sergeant Khaled.
    »Die Rückseite! Wir verschwinden durch die …«
    Ben hielt inne. An der Rückseite des Lagerhauses splitterte Glas im Kugelhagel. Weitere Geschosse schlugen ins Tor. Plötzliches Sonnenlicht erfüllte den Raum.
    »Ein wundervolles Land bauen Sie hier auf, Genosse«, höhnte Anatoljewitsch.

4.
    Ranieri war inzwischen bei seiner vierten Tasse arabischen Kaffee und knabberte noch immer an den knusprigen Barazak-Keksen. Danielle beobachtete ihn jetzt seit zwei Stunden. Sie hatte an einer Kaffeebar auf der anderen Seite des Platzes eine günstige Stelle gefunden, zusammen mit einer kleinen Gruppe amerikanischer Touristen. Danielle kehrte dem Kurier den Rücken zu, hatte ihren Stuhl aber so stehen, dass sie ihn in der Schaufensterscheibe eines benachbarten Geschäfts sehen konnte.
    Seit einiger Zeit blickte er ständig auf die Uhr. Plötzlich zog er Geldscheine aus der Tasche, um seine Rechnung zu bezahlen. Sofort lief Danielle über den Platz.
    Ranieri hatte gerade die Geldscheine abgezählt, als sie wie zufällig ihm gegenüber am Tisch Platz nahm.
    »Ich glaube, da liegt ein Irrtum vor«, sagte er und sah überrascht auf.
    »Weil Sie jemand anders erwartet haben? Aber dieser Jemand wurde verhaftet«, bluffte sie. »Stattdessen bin ich gekommen.«
    Ranieri legte den Kopf schief. Er bemühte sich, Ruhe zu bewahren, doch in seinem hageren Gesicht zuckte es. »Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie sprechen. Sie sollten lieber gehen. Die Polizei ist hier.«
    »Ich weiß«, sagte Danielle und schob ihm über den Tisch ihren Ausweis zu.
    Ranieri lehnte sich zurück und warf einen kurzen Blick auf das Papier, bemüht, keine Reaktion zu zeigen. Danielle hoffte, dass ihm nicht auffiel, dass ihr Ausweis abgelaufen war.
    »Wen wollten Sie hier treffen?«, fragte sie.
    »Niemanden.«
    »Wo sind die Diamanten, die Sie nach Israel eingeflogen haben?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, erwiderte Ranieri, dieses Mal selbstsicher, und schob Danielle ihren Ausweis der National Police wieder zurück.
    »Dann haben Sie doch bestimmt nichts dagegen, wenn ich mir Ihre Brille anschaue.«
    Der Mann runzelte die Stirn. »Brille? Ich trage keine Brille.«
    »Sie steckt in Ihrer rechten Jackentasche. Ich habe gesehen, wie Sie damit herumgespielt
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