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Die Spur des Boesen

Die Spur des Boesen

Titel: Die Spur des Boesen
Autoren: G.M. Ford
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Stocksteif verharrten Corso und Dougherty in ihrer Position, bis der Wagen wieder still stand, dann betätigte Corso erneut den Schalter. Diesmal zog sich die Scheibe mit einem jämmerlichen Stöhnen langsam in die Tür zurück, während die Lämpchen auf dem Armaturenbrett schwächer und die Scheibenwischer langsamer wurden.
    Pulverschnee wirbelte herein. Das bisschen Wärme im Wageninnern war im Nu verschwunden, stattdessen breitete sich eisige, betäubende Kälte aus. Corso zog ein Knie an, drückte sich auf dem Lenkrad ab und rutschte durchs Fenster.
    Jetzt griff auch Dougherty nach dem Lenkrad und zog zunächst ihre Knie, dann ihre Schuhe auf den Sitz, bis sie sich, die Füße an der Beifahrertür abstützend, nach oben drücken konnte.
    Sie blickte durch die pechschwarze Fensteröffnung hinauf. »Corso«, schrie sie. Sie wartete. Nichts. Sie fühlte, wie die Angst ihren Rücken hinaufkroch. War er vom Wagen gefallen und rutschte in die Schlucht unter ihnen? War er in seiner Verwirrung einfach losmarschiert und hatte sie vergessen? Wieder rief sie seinen Namen in die Dunkelheit hinaus. Und wieder wurde er vom Sturm verschluckt. Der eisige Schnee stach auf ihre Wangen ein, als sie eine Träne fortwischte und all ihre Kräfte zusammennahm. Und plötzlich schaukelte der Wagen wieder, und die schwarze Leere über ihr wurde von Corso ausgefüllt.
    Er hatte seine Nase mit Schnee eingepackt, um den Blutfluss zu stoppen, schob seine Arme in den Wagen und packte Dougherty grob an den Schultern. An zahllosen Nachmittagen hatte sie seine kräftigen Muskeln beim Rudern beobachtet. In zahllosen Nächten hatte sie in der kontrollierten Kraft seiner Umarmung geschwelgt, als sie in der dunklen Kajüte miteinander geschlafen hatten. Sie wusste, dass er stark war, aber so stark? Er fummelte herum, bis er seine Hände unter ihre Arme geschoben hatte, dann hob er sie aus dem Wagen wie ein kleines Kind.
    Und auf einmal saß sie seitlich auf dem Ford. Schnee und ihr Haar wirbelten um ihren Kopf, raubten ihr die Sicht. Sie erschauderte, zog den Umhang fest um ihre Schultern und blickte sich um.
    Der Ford war etwa zwanzig Meter den Abhang hinuntergerutscht und lehnte gegen einen Baum. Oben war der violette Schimmer der Straßenlaternen zu sehen, unten schiender Abhang noch steiler zu werden, bevor er völlig in der Dunkelheit verschwand. Über dem Dröhnen des Sturms hörte Dougherty Corsos abgehacktes Keuchen, als er ihre Hand ergriff.
    »Gehen wir«, war alles, was er sagte, bevor er vom Wagen stieg und, sich an Büschen und Bäumen festklammernd, sie einfach mit sich den Hügel hinauf auf das Licht zu zog. Auf halbem Weg fiel er auf die Knie und rutschte ihr wieder entgegen. Kurz hatte sie Angst, sie würden in der Leere unter ihnen versinken, doch Corso stemmte seine Füße in den Schnee und krabbelte auf allen vieren wieder nach oben, bis er über der Leitplanke verschwand. Dann drehte er sich um und streckte ihr seine Hand entgegen. Sie keuchte, als er mit seiner rauen Hand über ihre Brust strich, bis er ihren Oberarm gefunden hatte und sie neben sich zog »Mein Gott, Corso...« Sie schüttelte ihre Schultern und strich sich über den Umhang. »Wenn du Lust zum Fummeln hast, hättest du nur mal zu fragen brauchen.«
    »Ich bin blind«, keuchte Corso.
    »Was?«
    »Irgendwas stimmt mit meinen Augen nicht. Als würde ich schielen oder so.«
    Bevor sie etwas erwidern konnte, wurde das Geheul des Sturms vom Lärm zerberstenden Glases übertönt. Unter ihnen prallte der Ford gegen Bäume und Felsbrocken und bahnte sich seinen Weg in die Dunkelheit am Fuße der Schlucht.
    Dougherty, die in der Kälte fröstelte, knöpfte Corsos Mantel zu. »Wir müssen einen Unterschlupf finden«, mahnte sie. »Lange halten wir hier draußen nicht durch.«
    »Runter«, meinte Corso. »Wir gehen weiter nach unten.«
    Seine Worte schienen den Sturm zu erzürnen. Über ihren
    Köpfen wogten die Bäume wie irr gewordene Tänzer. Der Schnee schien dichter geworden zu sein und den umgekippten Pickup vor ihnen unter sich zu begraben. Dougherty nestelte eine Hand unter ihrem Umhang hervor und packte Corso am Arm. Er fummelte an seinem Gesicht, als wollte er einen Schleier beiseite schieben, schüttelte zweimal den Kopf und folgte ihr die Straße hinunter zu dem Geisterwagen.
    Sie gingen seitlich um das Wrack herum. Das Fahrgestell war mit einer dicken Eisschicht überzogen, die offene Tür schaukelte leicht im Wind. Dougherty zog Corso nach vorne, beugte sich
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