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Die Spur des Boesen

Die Spur des Boesen

Titel: Die Spur des Boesen
Autoren: G.M. Ford
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über der Tür.
    »Was war das?«
    »Der Wind«, erklärte Corso, als er den Ford wieder im Griff hatte.

Sie tippte mit ihrem langen, schwarzen Fingernagel aufs Armaturenbrett. »Hast du das Außenthermometer gesehen?«
    Corso ließ seinen Blick auf die grüne Leuchtanzeige schnellen. In Chicago hatte es noch minus fünf Grad gezeigt, jetzt waren es bereits minus zwanzig.
    »Wir hätten genauso umkehren sollen, als der Schneepflug umgekehrt ist.« Es war schätzungsweise das achte Mal, dass sie das sagte.
    Er stöhnte. So sehr es ihn auch schmerzte, sie hatte Recht. Schon seit einer Stunde war die Straße verwaist, die Raststätten geschlossen. Zugeschneite Autos und verlassene Lastwagen standen am Straßenrand. Anscheinend hatte ganz Illinois beschlossen, den Sturm vor dem Kaminfeuer auszusitzen.
    »Wenn der Schneepflug aufgibt und umdreht... weißt du... ich weiß, das hört sich verrückt für dich an, Corso, aber vielleicht hätten wir diesen Hinweis ernst nehmen sollen... vielleicht hätten wir einen Funken... nur einen Funken...«
    Corso wischte mit dem Ärmel über die Windschutzscheibe. »Wo genau sind wir?«, unterbrach er sie.
    »Mitten in einem beschissenen Schneesturm.«
    »Ich meine hier auf dem Planeten«, erwiderte er. »Wo ist die Karte?«
    Dougherty tastete auf dem Boden unter ihrem Sitz, während Corso mehrmals auf die Bremse tippte und den Ford zum Stehen brachte.
    Ihre dunklen Augenbrauen verschmolzen miteinander, als sie zu Corso aufblickte.
    »Was ist?«
    Corso beugte sich zur Windschutzscheibe vor. Dougherty richtete sich auf und blickte hinaus. Wem auch immer sie während der vergangenen Stunde gefolgt waren, war ver-schwunden. Während auf der Gegenfahrbahn die Reifenspuren nach Osten führten, war die Spur vor ihnen von einem unberührten Band aus Schnee überzogen.
    »Wohin ist der bloß verschwunden?«
    »Keine Ahnung.«
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Dougherty mehr sich selbst als Corso.
    »Kommt darauf an, wo wir sind«, meinte er.
    Sie griff zum Boden.
    »Ich glaube, du hast sie in die Türablage gesteckt«, sagte Corso.
    Sie schnappte sich die Karte und schaltete die Leselampe ein. Mit einer Papiernagelfeile, die sie aus der Tasche ihres Umhangs gezogen hatte und neben die Maßstabsleiste auf der Karte legte, rechnete sie die Strecke von Chicago bis zu ihrem Standort aus. Ihren Daumen benutzte sie als Markierung. »Sofern der Kilometerzähler richtig geht, müssten wir irgendwo an der Grenze Illinois-Wisconsin sein.«
    »Wie weit wäre es, wenn wir umdrehen und Richtung Osten nach Milwaukee fahren würden?«
    Sie rechnete die Strecke aus. »Ungefähr hundertsechzig Kilometer.«
    »Und nach Madison?«
    »Ungefähr die Hälfte davon.«
    »Der Tank ist nur noch ein Viertel voll.«
    Sie blickte wieder auf die Karte. »Irgendwo weiter vorne müsste eine Stadt namens Avalon liegen.« Corso schaltete die Scheinwerfer ein, was die Sicht jedoch nur erschwerte. Wie in einer Schneekugel.
    »Das war hirnrissig.«
    »Wir nehmen die nächste Ausfahrt«, beschloss Corso. »Und verbringen die Nacht in Avalon.«
    »Wann sind wir das letzte Mal jemandem begegnet?«
    »Vielleicht vor einer Stunde«, antwortete Corso, der den Fuß von der Bremse nahm, so dass der Wagen langsam weiterkroch.
    »Weißt du, warum das so ist?«, wollte sie von ihm wissen.
    »Nein... aber ich habe das Gefühl, dass du es mir gleich erklären wirst.«
    »Weil wir die einzigen Idioten auf diesem Planeten sind, die in einer solchen Nacht durch die Gegend fahren... deswegen.«
    Corso presste die Lippen noch fester aufeinander und drückte das Gaspedal etwas weiter durch. Dann nahm er eine Hand vom Lenkrad und massierte sich den Nacken. Etwa fünfzehn Meter vor ihnen verschwanden die beiden Scheinwerferkegel im Nichts, die Laternen über der Straße beleuchteten nur sich selbst.
    Das dumpfe Schlagen der Scheibenwischer und das Dröhnen der Klimaanlage erfüllten das Wageninnere. Corso ließ seinen Nacken wieder los und griff zum Radio.
    »Biiitte«, flehte Dougherty mit zusammengepressten Zähnen. »Ich glaube nicht, dass ich das ertrage.«
    Schweigend fuhren sie weiter. Nach eineinhalb Kilometern kamen sie an drei Fahrzeugen vorbei, die eingeschneit am Straßenrand stehen gelassen worden waren. Dann an zwei weiteren Wagen und einem Bus, bevor Dougherty den Finger ausstreckte und »Stop« rief.
    Corso brachte den Wagen zum Stehen. Zwanzig Meter vor ihnen schaukelte ein mit Schnee bedecktes Schild im Wind. Dougherty drückte die
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