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Die Spur des Boesen

Die Spur des Boesen

Titel: Die Spur des Boesen
Autoren: G.M. Ford
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lagen mehrere braune Bretter aufeinander gestapelt, die Enden gesplittert und spitz.
    Mit langsamen Bewegungen schob Corso das Gitter zur
    Seite und schichtete kreuz und quer mehrere Bretter über die Glut. Als zuerst nichts passierte, fürchtete er schon, er hätte die Glut erstickt. Das frisch aufgeschichtete Holz rauchte und zischte nur. Dann begann der dichte Rauch, den Kamin hinaufzuziehen, bis nach einem bangen Moment eine einzelne gelbe Flamme zwischen den Brettern hervorzüngelte. Ein paar Mal knisterte es, und — wusch — stand alles in Flammen. Corso schloss das Gitter.
    Dougherty neben ihm regte sich, wachte aber nicht auf. Sich an der Wand abstützend, wankte er in die Küche, wo es um einiges kälter war. Sein Atem wirbelte in kleinen Wölkchen um seinen Kopf, als er sich umschaute. Dougherty hatte alles verbrannt, was sie herausreißen und ins Feuer werfen konnte. Übrig geblieben war nur noch das Gestell eines schlichten Küchenschranks an der gegenüberliegenden Wand.
    Mit der Hand an der Arbeitsplatte durchquerte er die Küche bis zum Hinterausgang. Sein Spiegelbild in der oberen welligen Scheibe der Tür hielt ihn auf. Das Gesicht, das ihn anstarrte, kannte er nicht. Quer auf seiner Stirn prangte ein nässender grüner Fleck wie ein blutendes Stirnband, seine Augen waren schwarz und beinah zugeschwollen. Der Bereich unterhalb seiner Nase war eine feste Schicht aus geronnenem Blut. Der Griff an seine Nase wurde mit heftigen Schmerzen belohnt. Er stützte seine Unterarme auf die Arbeitsplatte, ließ den Kopf hängen und atmete, irgendwo zwischen Wachen und Schlafen, tief durch, bis ihn eine Stimme aus dem Zimmer erschreckte. »Corso«, rief sie.
    Er musste sich dreimal räuspern, bevor er ein kratziges »Ich bin hier« herausbrachte.
    »Du musst dich hinlegen.«
    »Mir geht's ganz gut«, erwiderte er.
    »Dir geht's alles andere als gut«, beharrte sie.
    Als wollte er ihr das Gegenteil beweisen, drückte er sich von der Arbeitsplatte ab und taumelte zurück ins Zimmer. Dougherty kniete mit schmerzverzerrten Augen auf dem Boden, schaukelte leicht vor und zurück, als würde sie diese Bewegung irgendwie von ihrem Leid ablenken. Corso setzte sich auf den Kaminsims und beugte sich nah zu ihr vor. »Geht's dir denn gut?«, fragte er.
    Sie nickte, ohne es wirklich zu meinen. »Außer meinen Händen«, sagte sie und streckte sie unter ihrem Umhang hervor. Sie sahen aus wie verbrüht, waren geschwollen und rot, schienen ihr eigenes Leben zu haben. »Sind mir heute Nacht abgefroren. Brennen wie verrückt.«
    »Halte sie warm«, war alles, was Corso einfiel.
    »Du solltest dich selber mal sehen«, erwiderte sie mit zusammengebissenen Zähnen, als sie ihre Hände wieder unter den Umhang steckte.
    »Habe ich.«
    Sie wollte aufstehen, doch Corso drückte sie an den Schultern wieder nach unten.
    »Du hast mir meinen Arsch gerettet«, sagte er.
    Sie versuchte, seine Hand auf ihrer Schulter mit dem Ellbogen wegzustoßen, doch er war stärker. »Du musst dich hinlegen, Corso. In deinem Kopf ist bestimmt was kaputt gegangen. Eine Zeit lang hatte ich Angst, dass du verblutest.«
    »Du hast mich gerettet«, wiederholte er.
    »Wir haben uns gegenseitig gerettet«, stellte sie klar. »Du hast mich fast einen Kilometer weit durch den Schneesturm geschleppt.« Bei der Erinnerung zuckte sie zusammen. »So was Wahnsinniges habe ich noch nicht erlebt. Ich habe doch nur Feuer gemacht und aufgepasst, dass es nicht ausgeht.«
    Wie auf Kommando fiel das Holz im Kamin funkensprü-hend in sich zusammen. »Wo hast du die Bretter her?«, fragte Corso.
    »Draußen ist ein Schuppen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Hier gab es nichts mehr zum Verbrennen, deswegen wollte ich draußen was suchen. Ich bin in den Boden eingebrochen. Dabei habe ich mir die Hände abgefroren. Als ich die alten Bodendielen rausgerissen und reingeschleppt habe.«
    Corso erhob sich. »Wir dürfen das Feuer nicht ausgehen lassen. Dann wird uns auch jemand finden.«
    Dougherty wollte Widerspruch einlegen und begann ebenfalls aufzustehen.
    »Bleib liegen«, verlangte Corso. »Ich bin zwar ein bisschen benommen, aber sonst geht's mir gut.«
    Er fasste sich an den Kopf, als wollte er dafür sorgen, dass dieser auch blieb, wo er war, dann ging er durchs Zimmer und machte die Tür auf. Vor dem grellen Schnee kniff er die Augen zusammen und blieb schwer atmend in der eisigen Luft stehen. Der Sturm hatte sich gelegt und ein weißes, gewelltes Tuch hinterlassen, das bis
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