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Die Spur des Boesen

Die Spur des Boesen

Titel: Die Spur des Boesen
Autoren: G.M. Ford
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könnte er zur Salzsäule erstarren. Da war es. Das elfenbeinerne Grinsen. Die braunen Haarbüschel, die immer noch am Schädel hafteten. Die leeren Augenhöhlen, die ihn anstarrten. Er hob eine Hand an den Mund und drehte sich um, als sein Magen das Gleiche tat.
    Vorsichtig ging Corso nach draußen. Die Planierraupe stand direkt vor ihm, bei noch laufendem Motor stieß der Fahrer die Tür auf und begann herauszuklettern. Ein kleiner Kerl mit rundem Gesicht, orangefarbenem Thermo-Overall und rot karierter Mütze mit Ohrenklappen. Ein Blick auf Corso ließ ihn zurückschrecken. Sein flaches Gesicht verzog sich zu einer zweifelnden Miene, dann stieg er wortlos wieder ein. Schob den Kopf durchs Seitenfenster. »Du siehst aber gar nicht gut aus, Kumpel«, rief er. Corso nickte zustimmend. »Ich werde einen Rettungswagen kommen lassen«, versprach der Fahrer. »Du hältst solange die Ohren steif.«
    Als Corso zur Fahrerseite hinüberging, hörte er, wie die Tür von innen verriegelt wurde, und blickte in das bartstoppelige Gesicht des Fahrers hinauf. »Lassen Sie am besten auch die Polizei kommen«, rief er. »Da drin ist was, das die sich mal anschauen sollten.« 5
    »Das Haus steht schon seit gut fünfzehn Jahren leer«, erzählte Sheriff Trask. »Seit Eldred Holmes Frau und Kinder geschnappt hat und weggezogen ist.« Sie dachte über ihre Worte nach. »Das war Mitte der Achtziger. Ich kann mich ums Verrecken nicht erinnern, wo sie angeblich hingezogen sind.« Sie schaute nach hinten über ihre Schulter zum Schuppen, der von gelbem Absperrband und einem halben Dutzend Deputys umgeben war. »Sieht allerdings nicht so aus, als wären sie dort angekommen, wohin sie gehen wollten.«
    »Glauben Sie, dass das da drin diese Familie ist?«, fragte Corso.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich hab' reingeschaut und ein bisschen rumgestochert, bevor wir den Schuppen versiegelt haben.« Sie blickte auf Corso hinab. »Wir haben hier keine eigenen Labore oder Techniker. Wir müssen warten, bis die Jungs von der Bundesbehörde aufkreuzen. Aber die falschen Zähne sehen aus, als gehörten sie Eldred Holmes.« Bevor Corso die logische Frage stellen konnte, fuhr sie fort: »Als wir Kinder waren, hat er uns immer eine Heidenangst eingejagt. Seine alten Stummelzähne über die Lippen hängen lassen. Dann, später, hat er sie sich machen lassen. Hat sie sich ziehen lassen und 'ne Prothese getragen. Das weiß ich, weil er sie einmal rausgenommen und mir gezeigt hat. Mitten im Royals Drugstore.« Sie deutete mit dem Daumennach hinten. »Sah ziemlich genau wie die im Mund des Schädels da drin aus.«
    Dreißig Meter entfernt kamen zwei Rettungsteams mit Dougherty auf einer Trage aus dem Haus. Ihre Hände waren wie die eines Boxers umwickelt. Die Rolltrage ließ sich nicht durch den Schnee ziehen, so dass sie nach hinten zum wartenden Rettungswagen getragen werden musste. Dougherty winkte Corso mit der wattierten Hand zu. Er winkte zurück, während die Sanitäter die Aluminiumbeine einklappten und die Trage in den Wagen schoben.
    Durch die Einfahrt am anderen Ende kroch ein schwarzer Lincoln, dessen Heck von einer dicken Wolke aus dem Auspuffrohr eingehüllt wurde. Die Tür ging auf. Ein stämmiger Mann in schwarzem Mantel stieg aus und schritt vorsichtig auf das Haus zu. Sheriff Trask legte die Hand über die Augen.
    Als der Mann zwei Drittel der Einfahrt hinter sich gebracht hatte, erblickte er Sheriff Trask und schwenkte in ihre Richtung. Sie murmelte etwas zu sich selbst, was Corso nicht verstand.
    Der leicht beschränkt wirkende Mann war etwas über sechzig. Seine zu lang gewachsenen Augenbrauen kräuselten sich, während sein Schnurrbart sauber geschnitten war. Der Gesamteindruck verlieh ihm etwas Oberlehrerhaftes. »Richter«, grüßte ihn Sheriff Trask, ohne ihm die Hand zu reichen.
    »Was haben wir hier, Sheriff?«, wollte er wissen.
    »Wir haben unter den Dielen des Schuppens ein paar Knochen gefunden, Euer Ehren.«
    Bevor er noch eine weitere Frage stellen konnte, fuhr sie fort: »Mehr wissen wir noch nicht, Richter Powell. Wir warten auf die Forensiker von der Bundespolizei.«
    Der Richter zog eine Karpfenschnute und wollte zum Schuppen gehen. Mit ausgebreitetem Arm versperrte ihm
    Sheriff Trask den Weg. Der Richter blickte mit einer Mischung aus Wut und Verachtung auf sie hinab.
    »Sie wagen es ...«, begann er.
    Sie erwiderte seinen funkelnden Blick. »Das ist eine laufende Ermittlung, Richter.« Sie deutete auf das gelbe
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