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John Corey 03 - Nachtflug

John Corey 03 - Nachtflug

Titel: John Corey 03 - Nachtflug
Autoren: Nelson DeMille
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    Bud Mitchell fuhr mit seinem Ford Explorer die Dune Road entlang. Vor ihm stand ein Schild mit der Aufschrift CUPSOGUE BEACH COUNTY PARK - OPEN DAWN TO DUSK. Jetzt war Abenddämmerung, aber Bud fuhr trotzdem über einen leeren Parkplatz, auf dessen gegenüberliegender Seite sich ein breiter Naturpfad befand, der teilweise durch einen zusammengerollten Zaun versperrt war. Auf einem Schild stand NO VEHICLES.
    »Bist du sicher, dass du das machen willst?« sagte er zu der Frau auf dem Beifahrersitz.
    »Ja«, erwiderte Jill Winslow. »Ich finde es aufregend.«
    Bud nickte ohne große Begeisterung. Er kurvte um den Zaun herum und fuhr mit Allradantrieb auf dem sandigen Pfad weiter, der durch hohe, mit Gras bewachsene Dünen führte.
    Ein außereheliches Techtelmechtel sollte für sie beide eigentlich aufregend genug sein, dachte er, aber Jill sah das nicht so. Ihren Mann zu betrügen war für sie nur der Mühe wert, wenn Lust und Liebesrausch besser und aufregender waren als daheim. Ihn hingegen törnte der Tabubruch an, wenn er mit der Frau eines anderen schlief.
    Irgendwann um seinen vierzigsten Geburtstag herum hatte Bud Mitchell zu seinem Erschrecken festgestellt, dass Frauen anders gestrickt waren. Jetzt, fünf Jahre später und zwei Jahre nachdem er sich auf diese Affäre eingelassen hatte, wurde ihm klar, dass Jills Phantasien und seine sich nicht so leicht miteinander in Einklang bringen ließen. Dennoch, Jill Winslow war schön, allzeit bereit und willig, vor allem aber, und das war das wichtigste, war sie die Frau eines anderen, und das wollte sie auch bleiben. Für ihn wiederum bedeutete sicherer Sex, dass er es mit einer verheirateten Frau trieb.
    Ein zusätzlicher Reiz bestand für Bud darin, dass er und seine Frau Arlene in den gleichen gesellschaftlichen Kreisen verkehrten wie Jill und ihr Mann Mark. Wenn sie alle vier in geselliger Runde beisammensaßen, war ihm das weder peinlich noch hatte er ein schlechtes Gewissen - ganz im Gegenteil, er kam sich toll vor, sein Selbstbewusstsein kannte keine Grenzen, und er genoss insgeheim sein Wissen darum, dass er jeden Zentimeter von Jill Winslows prachtvollem nackten Körper gesehen hatte.
    Aber so geheim war die Sache natürlich nicht, sonst hätte es nicht so viel Spaß gemacht. Anfangs, als sie beide noch nervös waren, Angst hatten, man könnte sie ertappen, hatten sie einander geschworen, niemandem etwas zu erzählen. Danach hatten sie beide durchklingen lassen, dass sie sich ein paar guten Freunden anvertrauen müssten, und sei es auch nur, damit sie ihnen ein Alibi für ihre Abwesenheit von Heim und Herd lieferten. Bud fragte sich immer, welche ihrer Freundinnen Bescheid wussten, und spaßeshalber versuchte er es bei gesellschaftlichen Zusammenkünften zu erraten.
    Sie waren mit zwei Autos von der Gold Coast von Long Island, wo sie beide wohnten, ins rund fünfundfünfzig Meilen entfernte Westhampton angereist, hatten sich auf einem Dorfparkplatz getroffen, wo Jill ihren Wagen abgestellt hatte, und waren von dort aus mit Buds Explorer in ein Hotel gefahren. Bud hatte sie bereits im Hotel gefragt, was ihr Alibi war, aber nur eine einsilbige Antwort erhalten, deshalb fragte er jetzt noch einmal: »Wo bist du heute Abend?«
    »Beim Abendessen mit einer Freundin, die ein Haus in East Hampton hat. Morgen gehen wir einkaufen. Letzteres stimmt«, fügte sie hinzu, »da du morgen früh heim musst.«
    »Kommt die Freundin damit klar?“
    Sie seufzte gereizt. »Ja. Mach dir darüber keine Gedanken.«
    »Okay.« Bud fiel auf, dass sie ihn nie nach seinem Alibi fragte, so als wollte sie es gar nicht wissen. Er rückte freiwillig damit heraus. »Ich bin mit ein paar Freunden beim Hochseeangeln. Schlechter Handy empfang auf dem Ozean.«
    Jill zuckte die Achseln.
    Bud Mitchell war sich darüber im Klaren, dass sowohl er als auch Jill ihre etwas langweiligen Ehepartner auf ihre Art liebten, so wie sie auch ihre Kinder und ihr behagliches, gutbürgerliches Leben liebten. Sie liebten auch einander, jedenfalls sagten sie sich das, wenn auch nicht so sehr, dass sie alles hinschmeißen wollten, um sieben Tage die Woche zusammen zu sein. Drei-, viermal im Monat reichte ihnen.
    Der Pfad endete an einer Sanddüne, und Bud hielt an.
    »Fahr zum Strand«, sagte Jill.
    Bud bog von dem sandigen Pfad in Richtung Ozean ab.
    Der Explorer holperte einen leichten Hang hinab, zwischen Gestrüpp und Seegras hindurch, als er um eine hohe Düne steuerte. Er blieb auf der anderen Seite der
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