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Die Spur des Boesen

Die Spur des Boesen

Titel: Die Spur des Boesen
Autoren: G.M. Ford
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allein die Hoffnung den Zustand der Gnade ermöglichte, als sich ein anderer Klang in ihr Bewusstsein drängte.
    »Siehst du das?«, fragte die Stimme. »Das violette Licht? Da drüben.«
    Eine Hand schob ihr Kinn nach links. »Siehst du das?«
    »Da ist ein Haus«, sagte sie. »Setz mich ab. Du schaffst es. Dann komm mit jemandem zurück und hol mich.«
    Doch er drückte sie mit seinem Knie nach oben und ging die Straße weiter. Kämpfte sich schwer atmend voran. Sie hatten die Einfahrt erreicht. Durch den umherwirbelnden Schnee erkannte Dougherty ein einzelnes Licht und die Umrisse eines Hauses.
    »Setz mich ab. Hol die Leute«, flehte sie, doch er hob sie nur noch höher und stapfte durch den kniehohen Schnee. Jeder Schritt war ein Kampf gegen die Todesangst. Sie schlug gegen seine Brust und schrie. Weinte. »O Gott, Corso«, rief sie, »du musst mich runterlassen. In deinem Kopf ist was gebrochen. Du verblutest durch die Nase. Bitte. Ich schaffe es allein. Ehrlich. Wir müssen die Blutung stoppen. Bitte, Corso, bitte.«
    Corso ließ ein Geräusch hören. Einen langen, scharfen Ton, fast wie ein Lied, als er sich vorwärts zwang, während sein ohnehin schon getrübter Blick immer mehr verschwamm und die flehende Stimme immer leiser wurde. Als er stolperte und vornüber fiel, stieß Dougherty gegen etwas Hartes.
    Als Corso zum ersten Mal wieder die Augen aufschlug, sah er nur, wie Flammen über die fleckige Decke tanzten. Das einzige Geräusch, das an seine Ohren drang, war das Stöhnen und Knacken des Feuers. Unfähig, den Kopf zu heben, überkamen ihn Zweifel, ob er vielleicht doch gestorben und in der Hölle gelandet war. Er dachte immer noch über diese Möglichkeit nach und versuchte, seine Gliedmaßen zu bewegen, als sich die schwarzen Flügel wieder über ihn legten und die Welt um ihn herum erneut in Dunkelheit versank.
    Als er das zweite Mal zu sich kam, drang das sanfte Licht der Morgendämmerung durch die seitlichen Fenster. Er schaffte es, den Kopf zu heben und sich mit der Hand aufzustützen. Der Kopf fühlte sich an, als würde jemand mit rhythmischen Schlägen einen dicken Nagel zwischen seine Augen treiben. Durch die Nase konnte er nicht atmen, aber er erinnerte sich, wo er war. Das alte Haus mit dem mit Zimmermannsnägeln an der Tür befestigten »Betreten verboten«-Schild. Verlassen. Vorne die Fenster mit Brettern verrammelt. Er erinnerte sich, dass Dougherty die Tür eingetreten hatte. Erinnerte sich, dass sie ihn halb reingezogen und halb reingetragen hatte. Daran, dass er auf dem gefrorenen Boden gelegen hatte, und an eine Kerze in der Dunkelheit. An die einzelne flackernde Kerze und das leere Zimmer. Und dann, wie er die Augen schloss, um das Hämmern in seinem Kopf verschwinden zu lassen. Und dann...
    Das dritte Mal, als er die Augen öffnete, setzte er sich kerzengerade auf, zuckte aber im selben Augenblick zusammen, weil sich die Schmerzen durch seinen Kopf bohrten und ihn wieder nach hinten auf den Boden zu werfen drohten. Der Schnee draußen glitzerte hell wie Halogenlicht, und auf einen Schlag waren alle Erinnerungen wieder da. Daran, wie Dougherty sein Leben gerettet hatte. Er blickte sich um. Sie lag auf der anderen Seite des Kamins, zusammengerollt unter ihrem Umhang. Er erinnerte sich, dass sie mit dem Feuerzeug, das er gefunden hatte, durchs Haus gewandert war, um nach etwas Brennbarem zu suchen. Dass sie in der Küche lange, leere Schubladen gefunden hatte, die immer noch mit Papier ausgeschlagen waren. Dass sie die Schubladen gegen den Kamin gelehnt und mit den Stiefeln zu kleineren Stücken zertreten hatte. Mit heftig zitternden Händen hatte sie das zusammengeknüllte Papier angezündet und gewartet, bis sich die kleineren Holzstücke entzündet hatten. Dann die größeren Teile der Schubladen und schließlich die Türen der Küchenschränke. Und dann war es warm geworden. Und er hatte versucht aufzustehen, es aber nicht geschafft, und sie hatte ihn mit sanfter Stimme gedrängt, liegen zu bleiben. Hatte ihm gesagt, dass alles gut werde. An das, was danach passiert war, erinnerte er sich nur noch bruchstückhaft.
    Im Kamin schwelte nur noch eine leichte Glut. Ganz langsam zog sich Corso nach oben, bis er wackelig auf den Füßen stand. Oben war die Luft wärmer. Sein Kopf drehte sich, und einen Augenblick dachte er, er würde ohnmächtig wieder auf dem kalten Boden zusammensinken. Unsicher wankte er zum Kamin und legte eine Hand an die Backsteinmauer. Rechts von der Öffnung
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