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Die Spiele des Computer-Killers

Die Spiele des Computer-Killers

Titel: Die Spiele des Computer-Killers
Autoren: Denise Danks
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eine Gesundheitsfarm zu gehen, das kann ich dir sagen«, meinte sie.
    Heftiger Regen fiel in schweren, kalten Tropfen, als wir die Old Compton Street hinuntergingen. Schmutziges Wasser hinterließ Schlammspritzer auf unseren schwarzen Leggings, und die Schlußlichter der Autos, die Stoßstange an Stoßstange standen, spiegelten sich trüb in den öligen Pfützen am Randstein.
    Ich legte Diane die Hand auf den Rücken und leitete sie über die verkehrsreiche Straße, während sie mit ihrem Schirm rang, der sich hartnäckig weigerte, aufzugehen. Warren hatte sich aus dem Krankenhaus entlassen und war für ein paar Tage zu Diane gezogen; sie hatte ihn dazu eingeladen, um zu sehen, wie er zurechtkam, ehe er in ein Hotel in Mayflair zog. Richard hatte das nicht gefallen, und er hatte es auch gesagt, aber ich hatte das Gefühl, daß Richard auf dem Weg ins Aus war, nachdem Diane jetzt auf dem Weg nach oben war.
    Wir standen draußen vor einer dichtbevölkerten, süß duftenden Konditorei, und Dianes Schirm schoß plötzlich auseinander und riß ein Stückchen Haut vom Mittelfinger.
    »Ihr solltet Euch beieinander entschuldigen, alle beide«, meinte Diane und lutschte an ihrem geklemmten Finger.
    »Ich will ihn bloß was fragen. Ich habe keinen Grund, mich zu entschuldigen, Diane.«
    Sie gab mir den Schirm, damit ich ihn über unsere Köpfe hielt, während sie den breiten Kragen ihres langen schwarzen PVC-Regenmantels zuknöpfte.
    »Hör mal, er hat versucht, ein guter Freund zu sein, aber du kannst ihm nicht vorwerfen, daß er mehr wollte. Er meinte, daß du alles, was du vielleicht mal hattest, in einer betrunkenen Nacht über den Haufen geworfen hättest. Er meinte, du ständest hinter diesem Jones. Er liebt dich. Wirklich.« Sie spähte in das Unwetter hinaus und runzelte die Stirn. »Scheiße, warum ausgerechnet heute?«
    »Weißt du, diese Typen stehen auf nichts so sehr wie auf nasse, glänzende, schwarze...«
    »Muschis?«
    »Plastikmäntel. Viel Glück.«
    Ich klopfte ihr auf die Schulter, und sie marschierte die naßglänzende Straße hinunter zu ihrem Vorstellungsgespräch und vielleicht einem neuen Job bei einem der Sonntags-Skandalblätter. Sie hatte es natürlich verdient. Ich sah ihr nach, bis sie um die Ecke ging, winkte noch einmal mit emporgerecktem Daumen und machte mich auf den Weg nach Mayfair zu dem Hotel, in dem Warren abgestiegen war. Der Regen störte mich nicht.
    Das Hotel war klein, aber elegant, versteckt in einer kleinen Straße hinter einer diskreten schwarzen Tür mit einem zähnefletschenden Katzenkopf aus Messing als Türklopfer. Ein zierlich gebauter Mann in einem eleganten Zweireiher rief im Zimmer an, sagte mir, Mr. Graham sei oben, und ließ mich hinaufgehen. Ich fuhr mit dem Aufzug in den zweiten Stock und ging ein Stück weit den mit blauem Teppichboden ausgelegten Korridor hinunter; an den Wänden hingen Originalaquarelle mit hoffnungslos idealisierten Landschaften aus einem England, das keinen Hypermarket und keine sechsspurigen Umgehungsstraßen gekannt hatte.
    Ich klopfte, und Warrens vertraute Stimme rief: »Herein.«
    Er lag auf dem Doppelbett mit zwei großen weichen Kissen im Rücken, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Er trug nur eine Jeans und schaute sich eine Kindersendung im Fernsehen an. Es erinnerte mich an eine andere Zeit und an ein anderes Hotelzimmer, aber jetzt roch ich statt Sandelholz den reifen Duft von Cannabis.
    »Du siehst sehr viel besser aus«, stellte ich fest.
    Warren blickte kurz auf und schaute dann wieder auf den Bildschirm.
    »Danke. Zieh den Mantel aus; du tropfst dem netten Mann den ganzen Teppich voll.«
    Ich knöpfte den Mantel auf, ließ ihn aber an. Es war warm im Zimmer, aber ich hatte nicht vor, lange zu bleiben.
    »Wann reist du ab?« fragte ich.
    »Ich hab’ einen Flug für heute abend. Du hast Glück, daß du mich noch erwischst.«
    »Ich dachte, ich kann mir ein Transatlantikgespräch sparen.«
    »O ja?«
    »Ich wollte dir nur eine Frage stellen, und dann will ich nie wieder mit dir sprechen.«
    Blinzelnd schaute er zu, wie der Abspann der Kindersendung über den Fernsehschirm lief. Er drehte den Kopf nicht.
    »Diane meinte, ich sollte mich bei dir entschuldigen«, sagte er.
    »Und weißt du, wofür?«
    »Sie sagt, ich würde nicht begreifen, wie schlimm es war.«
    »Sie sagte, ich sollte mich auch bei dir entschuldigen.«
    »Und weißt du, wofür?«
    »Keine Ahnung.«
    Er griff nach der Fernbedienung und zappte durch ein paar Kanäle,
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