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Die Spiele des Computer-Killers

Die Spiele des Computer-Killers

Titel: Die Spiele des Computer-Killers
Autoren: Denise Danks
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Cambridge fuhr in dreißig Minuten. Reichlich Zeit. Sie würden in der vollen Bar sein oder sich Fahrkarten kaufen. Ich mußte mir auch eine besorgen. Ich sah mich nach dem Schild um, erst hierhin, dann dorthin, und da war er. Beobachtete mich, beobachtete, wie ich nachdachte und herumlief und schwitzte. Ich ging schnurstracks auf ihn zu.
    »Wo ist Diane?«
    »Im Wagen.«
    »Was machst du hier?«
    »Ich warte auf dich. Ich habe gesehen, wie du uns nachgefahren bist. Sie schien ganz froh zu sein. Ich glaube nicht, daß sie gern allein mit mir verreisen möchte.«
    »Was soll das alles, David?«
    »Es geht um das Spiel, das Julie veranstaltet und dein schwarzer Freund finanziert hat. Ich habe den Rechner gefunden. Es ist eine Menge interessantes Material drin. Sogar ich bin drin.«
    »Das hast du Diane erzählt?«
    »Das wollte sie hören. Ich fand, sie hat einen Knüller verdient.«
    »Und wie wär’s mir einem Knüller für mich, David?«
    »Ich habe dir schon einen besorgt. Wieso machst du nichts damit?«
    Ich starrte seinen Rücken an, als er sich entfernte, und rief seinen Namen. Er gab keine Antwort. Er ging weiter, zur Tür hinaus, an den Reihen der Taxis vorbei, wo wir ein paar Minuten zuvor angekommen waren, und in eine Seitenstraße bei der Station St. Pancras. Sie war schlecht beleuchtet und von alten Backstein-Eisenbahnbögen gesäumt, in deren Gewölben kleine Werkstätten und Lagerräume untergebracht waren; tagsüber herrschte hier reges Treiben, aber nachts war alles verrammelt.
    Als ich ihn eingeholt hatte, schrie ich fast. »Wo ist der Wagen?«
    Er drehte sich um und nahm mich fest beim Arm. Ich riß mich los und blieb wie angewurzelt stehen. Er ging rückwärts weiter und winkte.
    »Komm schon«, sagte er und wandte mir dann wieder den Rücken zu.
    Ich bewegte mich erst, als er fünf Meter vor mir hinter einem hohen Lieferwagen verschwand, dem letzten in einer Reihe, die hier die Nacht über parkten. Ich vermutete, daß er die Straße überquerte, aber ich mußte vorsichtig sein. Langsam ging ich auf das hintere Ende des Wagens zu. Der von Metallwänden umgrenzte Zwischenraum zwischen dem Lieferwagen und einem großen Laster, der dahinter parkte, war leer. Langsam trat ich auf die Straße hinaus und spähte nach rechts und nach links. Ich sah kein Auto, und ich sah weder ihn noch Diane.
    Man sagt die Angst hat ihren eigenen Geruch. Ich hatte Angst, aber was ich roch, war nur die dieselgetränkte Straße und der verwehende Duft von warmen Motoren und abkühlenden Reifen. Der Verkehr auf der Euston Road grollte in der Ferne, aber da, wo ich stand, war es still wie in der Kirche; nur hier und da tickte es in einem Motor, als lasse jemand Rosenkranzperlen langsam durch die Finger gleiten. Ich spürte, wie das Blut durch Arterien hinter meinen Ohren pulsierte. Ich ließ die Schulter hängen, und meine Hände fielen mir auf die Hüften. Er hatte mich übertölpelt, hatte mich hier stehenlassen und war zu ihr zurückgegangen. Der Wagen stand anderswo. Ich trat zurück, drehte mich um, und da sah ich ihn auf dem Bürgersteig stehen wie eine Lichtspiegelung, die Augen von seinen Brillengläsern überschattet.
    »Da bist du«, sagte er.
    »Komm schon, David. Nicht jetzt«, sagte ich.
    »O doch, jetzt, Georgina.«
    »Bitte.«
    »Hast du Angst, Georgina?«
    »Nein«, log ich.
    »Ich weiß, daß du welche hast.«
    »Nein, hab’ ich nicht. Zuviel Gutes zur falschen Zeit kann einem den Appetit verderben. Du weißt, wie das ist.«
    »Wenn ich nun sage, ich könnte dich hier umbringen, und niemand würde etwas wissen?«
    »Diane würde es wissen.«
    »Sie weiß nicht, daß du hier bist. Sie glaubt, ich ginge zu meinem Wagen, um etwas für sie zu holen. Etwas, womit sie spielen kann, bevor sie ins Bett geht. Ich wollte dich nur hier haben. Wollte dir Angst machen, wie du es gern hast.«
    Ich duckte mich flink hinter den Lieferwagen und begann, außen an den Autos entlang die Straße hinunterzurennen. Ich war nicht schnell. Meine Lunge war von zu vielen Zigaretten geschrumpft, und Alkohol ließ sich nicht in die Sorte Energie umwandeln, die ich brauchte, um einen geübten Tennisspieler in einem Hundert-Meter-Spurt abzuhängen. Vor einem kleinen Ford Escort schnitt er mir den Weg ab und fing mich mit beiden Armen auf. Ächzend und keuchend versuchte ich, mit ihm zu diskutieren, und schlug den plänkelnden Ton an, den er, wie ich gelernt hatte, akzeptieren konnte.
    »Okay, okay. Also nur du und ich. Was willst du? Du
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