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Der Wettermacher

Der Wettermacher

Titel: Der Wettermacher
Autoren: Hugh Walker
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1.
    Der eisigkalte Wind über den Bergen Yortomens, der nach Schnee roch und vereinzelte Flocken vor sich hertrieb, war Imrrirs Vorhut. Er erinnerte die Lorvaner schmerzlich daran, daß fast ein Jahr vergangen war, seit die Große Horde aus den Wildländern aufbrach, um die Westliche Welt das Fürchten zu lehren. Aber statt Tod und Chaos zu bringen, wie es ihre barbarische Art war, hatten sie beides bereits vorgefunden. Die Dämonen der Finsternis und ihre Schergen hatten die Welt bereits das Fürchten gelehrt. Nottrs sehr hochfliegende Pläne, mit seiner gewaltigen Schar die Finsternis zu bezwingen, hatten in Rivalitäten in den eigenen Reihen ein unrühmliches Ende gefunden, und die Götter mochten wissen, wie es jetzt um die Stämme der Wildländer stand.
    Noch andere Erinnerungen stürmten auf Nottr ein. Er war schon einmal in diesem Land gewesen – an Mythors Seite. Zwei Sommer lagen die Ereignisse in Lockwergen und Althars Wolkenhort zurück. Und die Erinnerung riß frischere Wunden auf: daß die Finsternis solche Macht über ihn gewinnen konnte, daß er sein Schwert Seelenwind selbst gegen Mythor erhob. Das lag drei Monde zurück.
    Einst war er ausgezogen, mit zehntausend an seiner Seite, um die Finsternis zu schlagen. Doch seit Darain waren er und seine Gefährten immer mehr zu Werkzeugen geworden, deren sich höhere Mächte bedienten. Ihr einziger wirklicher Sieg war gewesen, daß sie all diese unglaublichen Gefahren überlebt hatten, doch ihre Pläne hatten sich aufgelöst im Wind.
    Stong-nil-lumen war nicht gefallen. Elvening war verloren. Die Schlangen der Finsternis wanden sich fester und fester um die tainnianische Insel und griffen weit hinaus über die Länder der Welt.
    Selbst die Alptraumritter, über die Nottr so wenig wußte, und zu denen er nun gehörte, verloren Bastion um Bastion.
    Auch Mon’Kavaer und Thonensen, die Erfahrensten in Nottrs Reihen, wußten nicht, wie sie es bewerkstelligen sollten, was sie zu ihrer Aufgabe erkoren hatten:
    Die Worte des Meisterritters Duston Covall:… wenn es möglich wäre, Gorgans Auge zu schließen…
    Gorgans Auge – eine Insel weit draußen im Meer, weit im Norden, vor den unwirtlichen Küsten Eislandens. Sie war ein Tor der Finsternis.
    Es mußte geschlossen werden.
*
    Es war der einundvierzigste Tag, den sie bereits dem Titanenpfad von der Elvenbrücke aus nordwärts zogen. Sie waren zwanzig – wenn auch ein Beobachter nur achtzehn gezählt hätte. Da war Nottr mit seiner Viererschaft, bestehend aus seiner Flankenschwester Lella, der Tigerin, aus seinem Flankenbruder Keir, dem Nottr Schild und Schwert der Alptraumritter anvertraut hatte, und aus Baragg, dem Rückenbruder.
    Da war die zweite lorvanische Viererschaft, Urgats Viererschaft mit Khars, Kellet und Krot.
    Da war eine dritte Viererschaft. Burra hatte Gefallen an dieser lorvanischen Kriegertaktik gefunden und ihre Amazonen Dorema, Verica und Jarana solcherart um sich geschart.
    Der Lorvaner Arel hatte den Schamanen Calutt, den Eislander Magier und Sterndeuter Thonensen und den Caer Hochländer Lirry O’Boley um sich zu scharen versucht, doch war er auf wenig Gegenliebe gestoßen. Während Thonensen und Calutt allgemein wenig von Kampftaktik hielten, war der junge Hochländer ein zu großer Freigeist, um jemandes Flanken- oder Rückendeckung zu sein. Zudem war er zu wenig er selbst, um als Deckung wirklich von Nutzen zu sein.
    Die auffälligste Gestalt der Schar war das Taurenmädchen Duzella. Sie besaß nun fast die doppelte Größe ihrer menschlichen Begleiterin Merryone. Kaum vier Monde waren vergangen, seit sie beschlossen hatte, wieder zu wachsen, und nun brachte jeder Tag neue Probleme. Mit ihrer Gestalt wuchs auch ihr Appetit. Die Schar verbrachte viel Zeit mit Jagen, dennoch gelang es kaum, Vorräte anzulegen. Merryone verzweifelte fast daran, das Gewand des Kindes größer und größer zu machen.
    Obwohl sie Pferde hatten, kamen sie nur langsam vorwärts, denn kein Pferd vermochte das Taurenkind zu tragen. Zwar war Duzella längst nicht mehr so kindlich tolpatschig w ie zu Beginn ihrer Reise und mit ihren großen Schritten hielt sie mit den Reitern mit, aber sie ermüdete rasch.
    Zwei, die niemand sah, ritten in Nottrs Schar. In den dunklen Gewölben von Lirry O’Boleys Verstand wandelten Mon’Kavaer, der Alptraumritter, der in Oannons Tempel seinen Körper verloren hatte, und Dilvoog, der Schatten, der leben wollte.
    An diesem Tag schlugen sie ihr Lager früher auf als sonst.
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