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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
Autoren: Mary Kay Andrews
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kaufte sich eine Levis 501 mit Knöpfen statt Reißverschluss und pastellfarbene T-Shirts von Gap, hörte auf, sich das Haar zu färben, und schminkte sich weniger auffällig.
    Und wofür? Trotz ihrer Bemühungen blieb Maryn an ihrer neuen Schule aus den Kreisen und Cliquen ausgeschlossen. Als sie daher von dem süßen, etwas hohlen Sportcrack Wesley Bates, der im Chemielabor neben ihr saß, am dritten Samstag in Folge eingeladen wurde, mit ihm auszugehen, willigte Maryn ein, obwohl sie über den Flurfunk der Schule gehört hatte, dass Wesley angeblich mit einem Mädchen namens Janelle Rivenbark ging.
    Eine Verabredung. Genau einmal war sie mit Wesley ausgegangen, aber für Janelle Rivenbark und ihren Hexenzirkel war es mehr als genug gewesen, um Maryns Schicksal zu besiegeln. Am folgenden Montag hatte sie Schmähbriefe in ihrem Spind gefunden. Jeden Abend gab es Dutzende von anonymen Anrufen. Auf der Türschwelle lagen Tüten mit Hundekot. Eier flogen auf den Wagen ihrer Mutter, der Garten ihrer Tante wurde wöchentlich neu mit Toilettenpapier geschmückt.
    »Pfeif auf die Weiber!«, riet ihr die Mutter, und irgendwann war Maryn zum selben Schluss gekommen. Von dem Moment an hatte sie ihre eigenen Regeln aufgestellt. Sie hatte immer mindestens einen Liebhaber und war durchaus gewillt, einer anderen den Freund auszuspannen, besonders wenn die Betreffende mit Janelle Rivenbark befreundet war.
    Angefeuert wurde sie von ihrer Mutter und Tante Patsy, die durch Maryns romantische Eroberungen auflebten. Egal wie spät sie freitags- oder samstagsabends nach Hause kam, ihre Mutter war noch wach, erpicht darauf, die Geschehnisse des Abends zu erfahren.
    Der Gedanke an ihre Mutter ließ Maryn zusammenzucken. Wann hatte sie zuletzt mit ihr gesprochen? Vor drei, vier Monaten? Maryn fielen die Augen zu, ihre Lider flatterten. Sie musste runter von der Straße. Sie ließ das Fenster herunter, um frische Luft hereinzulassen. Nag’s Head, beschloss sie. Sie würde in Nag’s Head halten. Das war weit genug fort von New Jersey. Weit genug fort von ihm.

4
    Ty Bazemore ging ums Haus herum nach hinten und drehte am Türknauf. Er war verschlossen – gut. Sicher, im Haus war nichts von großem Wert, aber es war besser, sich bei solchen Dingen rückzuversichern.
    Er schloss auf und ging in die Küche. »Du meine Güte!«, stammelte er entsetzt, als er sich umsah. Es war eine Katastrophe: Schmutzige Töpfe und Pfannen stapelten sich im schmutziggrauen Wasser im Spülbecken. Alle Teller im Haus schienen sich auf der Arbeitsfläche zu sammeln. Der Mülleimer in der Ecke quoll über vor leeren Bierdosen und Weinflaschen. Über allem hing ein fischiger Geruch.
    Ty spähte in einen Topf auf dem Herd. Er war voller Krabbenschalen und stand wohl schon einige Tage dort. Ty nahm ihn mit und leerte ihn im Mülleimer, und ihm fiel das schmatzende Geräusch auf, das seine Flipflops auf dem Linoleum machten.
    Er schaute hinunter und hob die rechte Ferse an. Der Flipflop blieb am Boden kleben.
    »Diese scheiß Collegeschüler!«, fluchte er.
    Er hätte es wissen müssen. Die E-Mail-Adresse des Mieters lautete [email protected] . In den Vertragsbedingungen im Internet wurde zwar ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Haus nur an Erwachsene vermietet wurde. Doch die Party-Animals hatten eine Woche im Voraus bezahlt, und ihre American-Express-Karte war ohne Probleme akzeptiert worden. Ty hatte von Anfang an ein schlechtes Gefühl gehabt, aber schließlich waren dreitausendvierhundert Dollar nicht zu verachten, momentan schon gar nicht.
    Als daher die Karawane von Autos vor dem Haus hielt, zuerst ein demolierter Jeep, dann zwei Pickups und ein grasgrüner VW Käfer Cabrio mit vier angetrunkenen Mädchen darin, hatte er beschlossen, sie einfach zu ignorieren. Doch dann hatte er sinkenden Mutes beobachtet, wie sechzehn Collegeschüler sich ins Haus drängten. Und das war nur der erste Abend.
    In der Anzeige hatte ausdrücklich gestanden, dass das Haus für maximal zehn Personen ausgelegt sei – was nicht ganz stimmte, da in dem Fall zwei Zwerge dabei sein mussten, die auf dem schäbigen Ausziehsofa im Wohnzimmer schliefen, das Ty im März am Straßenrand gefunden hatte.
    Mit einem Seufzer ging er auf die Veranda und zog die Mülltonne auf Rollen hinter sich her. Er griff zu Eimer und Wischmopp und nahm den ausrangierten Einkaufswagen mit, den eine andere Gruppe kleiner Collegewichser vor ein paar Wochen vor der Hintertür hatte stehen lassen und der
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