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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan.
Autoren: Rebecca Gablé
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ein, um sicherzustellen, dass ihn niemand in seiner Trauer störte. Das schien ihm im Augenblick das Wichtigste zu sein.
    »Herr, Herr, wach auf!«
    Candamir fuhr aus dem Schlaf und packte die Hand, die an seiner Schulter rüttelte. Als er erkannte, dass es nur der Sachse war, ließ er ihn los und rieb sich die Augen. Der Arm, den er dazu hob, war muskulös, die Haut glatt und hell. Ein schmutziger Verband bedeckte die Fleischwunde am Oberarm. Nur ein wenig Blut war durchgedrungen und längst getrocknet. »Was soll dieses Getöse?«, fragte Candamir unwirsch.
    »Herr, einer der Turonländer lebt noch. Sie … sie wollen ihm die Augen ausstechen und sein … du weißt schon abschneiden und ihn dann den Fischen zum Fraß vorwerfen!«
    »Na und? Was sollen wir sonst mit ihm tun?« Gähnend fuhr Candamir sich mit den riesigen Händen durchs schwarze Haar. Es fiel ihm glatt bis über die Schultern, und wie die meisten Männer seines Volkes trug er die vorderen Strähnen, die das Gesicht umrahmten, zu schmalen Zöpfen geflochten.
    Der Sachse ruderte wild mit den Armen. »So dürfen Menschen nicht miteinander umgehen«, erklärte er.
    »Ach du meine Güte, jetzt fängt das wieder an …«
    Dieser Sachse war ein komisches Männlein. Er stammte aus Britannien, hatte er ihnen erzählt, und er hatte auch einen Namen, der aber so vollkommen unaussprechlich war, dass die Elasunder ihn der Einfachheit halber lieber den Sachsen nannten. Als er vor zwei Jahren hergekommen war, hatte er noch wunderlicher ausgesehen als heute, denn er hatte ein kreisrundes Loch in den blonden Schopf geschoren. In seinem Bündel trug er weder Brot noch Gold, sondern lediglich ein Eisenkreuz und ein merkwürdiges Ding, welches aus Holzdeckeln und dünnen Lagen getrockneter Tierhaut bestand, die mit eigentümlichen, winzigen Runen voll gekritzelt waren. »Buch« hatte er dies Ding genannt und behauptet, es komme ebenso wie das Kreuz von seinem Gott, der mächtiger sei als alle anderen Götter. Die Elasunder hatten es für das Sicherste gehalten, den Sachsen zu töten und die Geschenke seines Gottes zu verbrennen, da sie gefährlich sein könnten, aber Osmund war dagegen gewesen. Weil jedoch seine Gisla den geschorenen Fremdling nicht im Haus haben wollte, hatte Candamir ihn kurzerhand als Sklaven zu sich genommen, und er hatte es noch keinen Tag bereut. Der Sachse konnte ordentlich zupacken, er verstand sich auf die Behandlung von allerlei Gebrechen und Krankheiten und hatte eine glückliche Hand mit dem Vieh. Aber merkwürdig war er dennoch.
    Candamir setzte sich auf, und erst jetzt entdeckte der Sklave die Magd, die neben dem Hausherrn lag und selig schlummerte. Nachlässig zog Candamir an der Felldecke, um ihre niedlichen kleinen Brüste zu bedecken. Der Anblick einer nackten Frau flößte dem Sachsen Unbehagen ein, hatte er festgestellt. Es gebe heutzutage viele Männer mit geschorenen Köpfen in Britannien, behauptete der Sachse, die ihrem Gott Häuser bauten und mit ihm zusammen darin lebten. Ohne Frauen. Von Frauen hielten die Kahlköpfe und ihr Gott offenbar nicht viel.
    »Er ist ein Feind und hat Elasunder getötet«, erklärte Candamir geduldig. »Wir müssen sie rächen. Das ist unsere Pflicht. Sonst zürnen uns ihre Geister und ihre Schutzgötter und suchen uns heim. Zu Recht.«
    Das schien selbst dem Sachsen einzuleuchten. Trotzdem gab er zu bedenken: »Wenn ihr ihn schont, erzählt er uns vielleicht, warum die Turonländer allenthalben hier einfallen. Und wann sie das nächste Mal kommen.«
    Candamir griff nach seinen Hosen, streifte sie über und schlüpfte in die knöchelhohen Schuhe aus Seehundfell. »Das ist kein dummer Gedanke«, räumte er ein, während er die Schnürsenkel kreuzweise um die Knöchel schlang und zuband.
    »Aber er sagt es uns auch so. Glaub mir, er wird uns alles sagen, was wir wissen wollen.«
    Es dämmerte, als Candamir nach einer hastig heruntergekippten Schale Fischbrühe aus seinem Langhaus trat. Bei seiner Rückkehr von der Nachtwache vor Osmunds Halle hatte er bereits gesehen, welche Verwüstung die Turonländer auf seinem Hof angerichtet hatten, doch erst jetzt im grauen Morgenlicht erkannte er deren ganzes Ausmaß: Sein Vieh war großteils gestohlen, der Kuhstall und das Vorratshaus nur noch geschwärzte Gerippe. Seine Mägde hatten Zeit gehabt, sich zu verstecken, weil sein Haus weiter vom Ufer entfernt lag als die meisten anderen, aber Candamir begann sich zu fragen, wie er sie oder auch sonst irgendwen
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