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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan.
Autoren: Rebecca Gablé
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über den Winter bringen sollte.
    Elasund bestand aus gut zwei Dutzend Gehöften mit je einem Langhaus und einer Unzahl von Ställen, Scheunen und anderen Nebengebäuden. Die Häuser bildeten einen ungefähren Kreis, standen nahe genug beieinander, dass man sich bei Überfällen wie dem der letzten Nacht gemeinschaftlich verteidigen konnte. Das Land, welches das Dorf umgab, war strikt aufgeteilt und wurde hauptsächlich als Weideland zur Schaf-und Rinderzucht genutzt. Nur die wenigsten bauten Gerste, Roggen oder gar Weizen an. Das Klima hier war einfach zu rau, die Winter zu lang, und das Korn gedieh schlecht. Getreide kauften die Elasunder in den Häfen weiter südlich.
    In Begleitung seines Bruders und des Sachsen begab Candamir sich zur Uferwiese, wo die Elasunder sich versammelten, wenn es Fragen von allgemeinem Interesse zu erörtern gab. Auf ihrem leicht abschüssigen Weg kamen sie an geplünderten Vorratshäusern mit schiefmäulig gähnenden Toröffnungen vorbei, abgeschlachtete Kühe und zertrampeltes Federvieh lagen im Schlamm.
    »Wie viele sind tot?«, fragte Candamir den Sachsen.
    »Euer Onkel Sigismund, sein Sohn Bert und drei seiner Knechte«, begann der Sklave bedrückt. »Turgot Turgotsson, seine Frau und ein Knecht …«
    Es wurde eine lange, traurige Litanei: Fast ein Dutzend freier Elasunder beiderlei Geschlechts lagen demnach tot hinter ihren Häusern aufgebahrt und noch einmal ebenso viele Sklaven. Siebzehn Frauen und Mädchen waren verschleppt worden. »Und damit hat dieses Dorf beinah ein Zehntel seiner freien Bevölkerung verloren«, schloss der Sachse.
    »Was soll das wieder heißen?«, fragte Candamir schroff.
    »Von zehn Männern und Frauen ist einer tot oder in die Sklaverei verschleppt«, erklärte der Mönch.
    »Thors Hammer … Das ist furchtbar«, murmelte der junge Hacon erschüttert. Candamir gab ihm Recht.
    Der Morgen war kalt und grau. Ein scharfer Seewind trieb Regenwolken heran, aber noch war es trocken. Unweit der Esche war ein Feuer entzündet worden, um welches die Elasunder sich fröstelnd scharten. Ihr Atem bildete weiße Dampfwolken in der klaren Luft.
    Auch Osmund war dort, stand still und blass im Hintergrund, hielt seinen schlafenden Sohn in den Armen und starrte aufs Meer hinaus.
    Zwei junge Burschen hielten den gefangenen Turonländer an den Armen gepackt, einen schlanken, nahezu hageren Mann um die zwanzig mit rötlichem Haupt-und Barthaar. Man hatte ihm die Hände auf den Rücken gebunden. Er stand breitbeinig zwischen seinen Wächtern und schwankte trotzdem leicht. Blut war ihm über die Stirn und in die Augen gelaufen; er war verwundet. Er bemühte sich um eine gleichgültige Miene, aber sein Blick glitt allenthalben zu dem Schürhaken hinüber, der im Feuer lag und dessen Spitze schon rötlich glühte.
    »Brauchst gar nicht so hinzustarren«, knurrte Siward, dessen Frau zu den Verschleppten zählte, hasserfüllt. »Dieser Schürhaken wird ohnehin das Letzte sein, was du in deinem jämmerlichen Leben siehst.«
    Hier und da wurde gelacht, aber ohne jeden Frohsinn. Das Lachen klang hart und gefährlich.
    »Herr …«, flehte der Sachse leise, verstummte aber
    unter Candamirs finsterem Blick.
    Als Sohn eines angelsächsischen Edelmannes geboren, tat der Mönch, der einmal Byrhtferth geheißen hatte, sich schwer mit seinem Sklavendasein. Er war aus dem heimischen Britannien ausgezogen, um diese armen Heiden zu missionieren, und hatte gewusst, dass es ihn das Leben kosten könnte. Mit dem Verlust seiner Freiheit und seines Standes hatte er indessen nicht gerechnet. Inzwischen war er zu dem Schluss gekommen, dass Gott ihm dies als Prüfung auferlegt hatte. Das machte es leichter, das bittere Los der Knechtschaft in Demut zu ertragen. Er ahnte, dass Gott ihn erst daraus erlösen würde, wenn es ihm gelungen war, diese Wilden zum wahren Glauben, zu Mildtätigkeit und Nächstenliebe zu bekehren. Aber in Momenten wie diesem erschien seine Aufgabe ihm aussichtslos.
    »Lasst uns endlich zur Sache kommen mit dem Turonländer«, verlangte die alte Brigitta. »Mir ist kalt, und ich habe Verwundete zu versorgen.«
    Wenn dir kalt ist, dann scher dich an den Herd, wohin du gehörst, dachte Candamir verdrossen, und vermutlich war er nicht der Einzige. Frauen hatten beim Thing eigentlich nichts verloren. Aber natürlich wagte niemand, Brigitta daran zu erinnern.
    »Einen Augenblick noch«, meldete Olaf sich zu Wort und trat bedächtig ein paar Schritte vor. Er trug ein knielanges
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