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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan.
Autoren: Rebecca Gablé
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seinen Arm. »Sie ist die Base deiner Mutter, du musst mir helfen! Du hast ein Schiff!«
    Sein Daumen drückte genau auf die Fleischwunde, und Candamir riss sich unwillig los. Er wusste nichts zu sagen. Er bedauerte Siwards Verlust, aber es wäre vollkommen sinnlos, die Verfolgung der Piraten aufzunehmen. Die Turonländer hatten lange, schnittige Kriegsschiffe mit zwanzig Riemenpaaren. Bei dem schwachen Nachtwind war es unmöglich, sie mit einem Handelssegler, wie Candamir ihn besaß, einzuholen. Und wenn es durch eine Laune des Windes doch gelänge, dann war es Selbstmord …
    Unerwartet kam Olaf, der Osmunds Onkel war, ihm zur Hilfe. »Wir brauchten wenigstens eine Stunde, um ein Schiff klarzumachen«, sagte er mit seiner rauen Bassstimme. »Candamir hat Recht, es wäre zwecklos.«
    Olaf war der erfahrenste Seefahrer und der wohlhabendste Mann in Elasund. Sein Wort hatte Gewicht. Siward senkte den Kopf und nickte.
    Candamir legte ihm für einen Augenblick mitfühlend die
    Hand auf die Schulter, ehe er sich wortlos abwandte.
    Er holte Osmund an der Tür zu dessen Langhaus ein. Eine dürre, grauhaarige Frau stand mit verschränkten Armen davor und versperrte dem Herrn des Hauses den Zugang.
    »Lass mich vorbei«, verlangte Osmund leise, seine Stimme klang eigentümlich matt.
    Die Alte schüttelte den Kopf. »Gisla ist tot, Osmund, und daran wirst selbst du nichts mehr ändern.«
    »Ich will sie sehen!«
    »Nein. Das willst du nicht, glaub mir.«
    »Verflucht sollst du sein, Brigitta, sie ist meine Frau!«
    »War. Sie war auch meine Enkelin, und ich sage dir, du wirst sie so nicht zu sehen kriegen. Das hätte sie niemals gewollt.«
    Osmund hatte die Fäuste geballt. »Geh weg von der Tür, du Hexe …«
    Candamir trat hinzu, achtete darauf, seinem Freund nicht zu nahe zu kommen, und fasste Brigitta behutsam am Ellbogen.
    »Lass ihn, er weiß schon, was er tut«, sagte er. »Und es ist sein Recht.«
    Sie richtete den verächtlichen Blick auf den Ankömmling, zögerte noch einen Moment und machte dann Platz.
    Mit gesenktem Kopf stürmte Osmund an ihnen vorbei in die Halle. Nicht lange, und sie hörten seinen verzweifelten Protestschrei. Candamir kniff einen Moment die Augen zu.
    Die Alte lachte höhnisch. »Du meinst also, er weiß, was er tut, ja?«
    Unbewusst trat Candamir einen halben Schritt zurück. Wie beinah jeder Mann in Elasund fürchtete er sich ein wenig vor der alten Brigitta. »Was … was ist passiert?«
    »Es waren drei«, berichtete sie scheinbar leidenschaftslos.
    »Einen habe ich erschlagen, aber die anderen beiden haben sie in die Kammer geschleppt und die Tür verriegelt und dann …«
    »Was ist mit dem kleinen Roric?«, fiel Candamir ihr hastig ins Wort.
    »Er hat alles verschlafen. Sie haben ihn nicht gefunden. Ich hatte ihn im Mist versteckt. Der einzige Ort, den diese gierigen Schweine nicht durchstöbert haben.«
    Candamir nickte. Es schien, irgendeiner der Götter hatte heute Nacht doch eine schützende Hand über Osmunds Haus gehalten, selbst wenn er sich offenbar keine sehr große Mühe gegeben hatte. Gewiss würde Osmund Trost in seinem Sohn finden. Irgendwann.
    »Geh runter zum Hafen und hilf den Leuten«, bat er Brigitta. Sie mochte scharfzüngig und vielleicht auch mit Dämonen und Waldgeistern im Bunde sein, aber sie war mindestens so heilkundig wie der Sachse.
    »Gewiss«, spöttelte sie. »Ich überlasse die Helden von Elasund sich selbst, die furchtlos den Fjord durchschwimmen und dabei vier feindliche Schiffe übersehen, die im hellen Mondlicht vor ihrer Nase in den Hafen rudern …«
    Candamir ging nicht darauf ein. Er wusste, es hatte keinen Sinn, sich zu rechtfertigen. Nur wer selbst erlebt hatte, wie es war, nachts durch den Fjord zu schwimmen, konnte wissen, dass man auch im hellsten Mondschein nie weiter als zehn Ellen sehen konnte. Dass man zu sehr damit beschäftigt war, die Kälte zu überwinden, die
    Richtung zu halten und ob der unendlichen Schwärze unter sich nicht in Panik zu geraten, um irgendetwas anderes wahrzunehmen.
    »Wo ist dein Urenkel jetzt?«, fragte er.
    Sie ruckte das Kinn zum Langhaus. »Ich hab ihn zu seiner toten Mutter gelegt, aber bis morgen früh muss ich eine Amme für ihn finden.«
    Candamir machte eine auffordernde Geste. »Dann lass dich nicht aufhalten …«
    Mit einem vielsagenden Schnauben wandte sie sich ab, zog ihr schwarzes Schultertuch fester um sich und ging Richtung Hafen davon.
    Candamir nahm ihren Platz als Wachposten vor Osmunds Tür
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