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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan.
Autoren: Rebecca Gablé
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vernehmen, aber der Lärm hatte sich gelegt.
    Candamir kehrte dem Fjord den Rücken. »Hat irgendwer meinen Bruder gesehen?«
    Schweigend schüttelten die Umstehenden die Köpfe, niemand wollte ihm in die Augen schauen. Candamir starrte zu den rauchenden Trümmern der Scheune hinüber. Sie war eine der größten in Elasund gewesen. Als Kinder hatten Osmund und er darin gespielt, hatten sich gegenseitig ihren Mut bewiesen, indem sie vom Heuboden in einen Strohhaufen hinab sprangen, den sie nach jedem erfolgreichen Sprung kleiner und dünner machten, bis das gute Stroh schließlich in der ganzen Scheune verstreut lag. Das hatte regelmäßig den Zorn seines Onkels erregt, und der hatte mit Ohrfeigen nie gegeizt. Trotzdem waren sie immer wieder hingeschlichen. Candamir fragte sich, ob sein Bruder und dessen Freunde Sigismunds Heuboden auch für ihre Mutproben missbraucht hatten. Wie eigenartig, dass er das nicht wusste, dass er Hacon nie danach gefragt hatte. Ganz plötzlich, von einem Herzschlag zum nächsten, bekam er weiche Knie. Doch ehe die Verzweiflung von ihm Besitz ergreifen konnte, meldete sich eine helle Stimme aus luftigen Höhen: »Ich bin hier.«
    Verwundert sahen die Männer zur Krone der gewaltigen Esche hinauf, die auf der großen Wiese stand. Herbsttrocken raschelte das Laub, dann erschienen zwei schlaksige, dünne Beine, schließlich landete Hacon sicher und federnd auf beiden Füßen und trat mit gesenktem Kopf zu seinem Bruder. »Ein Hüne mit einem roten Bart hat mich hinaufgejagt«, erklärte er verlegen. Noch beinah drei Monate trennten ihn von seinem fünfzehnten Geburtstag, aber trotzdem schämte er sich, dass er geflohen war, statt zu kämpfen. Er ruckte das Kinn zum Stamm des Baumes. »Eh er mir nachklettern konnte, hat Eilhard ihn erschlagen.«
    Candamir stieß hörbar die Luft aus. Einen grässlichen Moment lang schien das Schwächegefühl in den Beinen sich noch zu verschlimmern. Er legte seinem Bruder einen Arm um die knochigen Schultern, stützte sich unauffällig auf ihn und betrachtete kritisch sein Gesicht. Hacon hatte eine hässliche Schramme auf der Stirn, schien ansonsten aber unversehrt.
    »Danke, Eilhard«, murmelte Candamir.
    Der ältere Mann nickte ernst. »Kluger Junge, dein Bruder«, bekundete er mit seiner tiefen, voll tönenden Stimme. »Die anderen Knaben, die nicht so geistesgegenwärtig waren, sind in Sigismunds Scheune verbrannt. Ich habe noch nie erlebt, dass Turonländer so etwas tun«, fügte er verständnislos hinzu.
    »Feiges Pack«, brachte Hacon beinah tonlos hervor und wies auf einen Toten, der mit dem Gesicht nach unten halb im Wasser, halb auf dem Ufer lag. »Bert Sigismundsson. Ein Turonländer hat ihn von hinten erschlagen, ich hab’s genau gesehen.« Sein Blick wanderte rastlos von der reglosen Gestalt zu den davonziehenden Feinden und kehrte dann zum Gesicht seines Bruders zurück. »Bert war ein Jahr jünger als ich, Candamir«, sagte er anklagend.
    »Ja, ich weiß. Es tut mir Leid«, antwortete Candamir hilflos. Er sprach zu seinem Bruder, aber er meinte all seine Nachbarn.
    »Es tut mir Leid, dass wir nicht hier waren.«
    Harald der Schmied wies auf seinen rechten Oberarm.
    »Dafür, dass du nicht hier warst, haben sie dich ganz ordentlich erwischt.«
    Candamir legte die Linke auf die Stelle und ertastete die klebrige Nässe seines Blutes. Er spürte die Wunde kaum, aber jetzt erinnerte er sich an den Moment vor der Scheune. Er hatte die Klinge von schräg oben kommen sehen und geglaubt, er werde den Arm verlieren. Und das hätte er auch, wäre Osmund nicht plötzlich zur Stelle gewesen, um den johlenden Turonländer niederzustrecken. Suchend schaute Candamir sich nach seinem Freund um und entdeckte die unverwechselbare, hoch gewachsene Gestalt mit dem blonden Schopf in einiger Entfernung. Osmund wollte nach Hause, und eine innere Stimme drängte Candamir, ihm zu folgen.
    Er ließ Hacon los. »Lebt mein Sachse noch?«, fragte er.
    Mehrere der Umstehenden nickten.
    »Er soll sich um die Verwundeten kümmern. Er kennt sich aus, hört auf ihn«, riet Candamir eindringlich.
    Er hatte sich schon halb abgewandt, als der graubärtige, vierschrötige Siward seinen blutgetränkten Ärmel packte. »Candamir, wir können hier nicht einfach rumstehen und ihnen hinterherstarren. Wir müssen sie verfolgen!«
    Der jüngere Mann schüttelte langsam den Kopf. »Das ist aussichtslos, Siward.«
    »Aber sie haben meine Frau mitgenommen!« Flehentlich umklammerte Siward
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