Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht
Autoren: Anne Bishop
Vom Netzwerk:
Leidenschaft ihrer Liebe spüren, konnte sehen, wie glücklich sie zusammen waren.

    »Bitte sag mir, dass es sich bei dem Kleid um einen Illusionszauber handelt«, flüsterte Rainier. »Jaenelle besitzt nicht wirklich so etwas, oder?«
    »Ich habe mir sagen lassen, sie musste das Kleid für die Illusion blickdichter machen«, neckte Surreal ihn. »Das echte Kleid ist noch viel dünner. Aber es darf nur bei sehr privaten Abendessen getragen werden.«
    »Der Dunkelheit sei Dank! Wenn sie das in der Öffentlichkeit trüge, würde Sadi jeden einzelnen Mann im Raum umbringen, bloß fürs Hingucken.«
    Die Wahrheit dieser Aussage ließ sie am ganzen Körper erzittern.
    Sie schürzte die Lippen und sah sich in dem Zimmer um. Was war …?
    »Was ist so Furcht erregend an diesem Zimmer?«, wollte ein Junge wissen.
    Auf einmal blieben die Tänzer jäh stehen. Ihre Körper waren immer noch eng aneinandergepresst, aber sie drehten die Köpfe in Richtung der Stimme und sahen die Menschen in dem Zimmer direkt an.
    Mutter der Nacht , dachte Surreal. Rainier neben ihr versteifte sich. Sie konnte spüren, wie es den Gästen ebenso erging, als sie nach und nach die Gefahr erkannten. Und Surreal beobachtete, wie Jaenelles saphirblaue Augen einen wilden Ausdruck annahmen, während Daemons goldene Augen glasig und schläfrig wurden.
    Ihr ganzes Leben lang war sie daran gewöhnt gewesen, Wut auf diese Weise zu messen. Doch weil es ein ständiger Teil ihres Lebens war, hatte sie sich nie Gedanken darüber gemacht, hatte es nie derart klar gesehen.
    Es liegt in den Augen. Das lässt das Gesicht eines Menschen zu einem Raubtier werden. Das ist der Schlüssel zur Wahrheit über die Angehörigen des Blutes. Die Augen besagen: »Wir sind nicht wie ihr. Wir entstammen den gleichen Völkern. Wir lachen und lieben und trauern und weinen. Wir haben Hoffnungen und Träume und empfinden Reue und bittere Enttäuschungen. Wir hegen die gleichen Empfindungen
wie ihr. Aber wir sind nicht wie ihr. Wir sind die Hüter der Reiche. Wir sind Macht. Wir sind die Angehörigen des Blutes. Geht behutsamen Schrittes, wenn ihr in unserer Mitte wandelt.«
    Niemand sprach ein Wort. Niemand rührte sich. Niemand wagte auch nur zu atmen, bis die Tänzer sich umdrehten und sich beim Fortgehen einfach in Luft auflösten.
    Dann erklang ein kollektives Seufzen – und Surreal hegte keinerlei Zweifel daran, dass jeder Landen in dem Zimmer die Angehörigen des Blutes nun instinktiv verstand.
    Der Geist hatte recht gehabt. Es war tatsächlich der Furcht einflößendste Raum im ganzen Haus.
    Sie sah zu, wie die Landen einer nach dem anderen das Zimmer verließen. Dann erklang nervöses Gelächter, als die Leute durch die Eingangstür ins Freie traten.
    »Sie haben Zelte mit Erfrischungen aufgestellt«, erklärte Rainier. »Heißer Cidre, Bier, Wein. Eine gute Portion Brandy, um die schlotternden Knie zu beruhigen.«
    »Meine Knie zittern«, sagte Surreal. »Ich habe im gleichen Haus wie der Mann gelebt, aber mir zittern trotzdem die Knie.«
    »Und das überrascht dich? Nur eine Närrin würde mit der Wut spielen, und du bist keine Närrin. Und während diese Wut in allem steckt, was er ist, ist er doch so viel mehr. Ja, sind wir alle so viel mehr. Wir haben auch über uns eine Wahrheit erkannt, nicht nur über ihn – und sie.«
    »Ich weiß.« Sie atmete tief ein und ließ die Luft in einem herzhaften Seufzer entweichen. »Brandy. Dann zurück nach Amdarh zu einem späten Abendessen?«
    »Einverstanden.«
    Als sie die Türschwelle überschritten, blickte Surreal zurück.
    Daemon lehnte am Kaminsims und schenkte ihr ein herzliches, belustigtes Lächeln. Dann schloss sich die Tür.
    *Surreal*, sagte Rainier.
    Neben der Tür stand ein kleiner Tisch, auf dem ein geflochtener Korb voll Holzspänen stand. In dem Korb hockte
eine Skelettmaus, die den Gästen zum Abschied zuwinkte.
    Das erklärte das nervöse Gelächter von eben. Jaenelle, Marian und Tersa hatten für eine letzte wunderliche Schöpfung gesorgt, um die Angst erregende Wahrheit abzumildern, die in jenem wunderschönen Salon tanzte.
    *Beim Feuer der Hölle*, murmelte sie.
    Zwei Jungen streckten die Hände nach der Skelettmaus aus, und etwas in ihren Mienen und ihrer Körperhaltung verriet, dass sie nichts Gutes mit dem Illusionszauber im Schilde führten.
    Surreal trat einen Schritt auf die beiden boshaften kleinen Jungen zu, bereit, ihnen nötigenfalls mit ein paar Ohrfeigen Manieren beizubringen.
    *Warte*, sagte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher